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Hart und zart zugleich

Von Barbara Rohrhofer, 05. August 2017, 00:04 Uhr
Hart und zart zugleich
Hier urlaubte Winston Churchill und saß hoch droben in Câmara de Lobos im Süden der Insel, um die Postkarten-Idylle malerisch einzufangen. Bild: OÖN/bar

Madeira: Schroffe Felsen, üppige Blütenpracht und ganz viel Cristiano Ronaldo.

Das Glück kann eine Insel sein. Felsen mitten im türkisblauen Atlantik. Ewiger Frühling. Jeden Tag aufs Neue. Niemals unerträgliche Hitze, niemals extreme Kälte, immer der Duft von Aufbruch, von Neubeginn in der Luft. Und trotzdem tragen die Männer im Hinterland von Madeira bei der Feldarbeit stets ihre dicken, braunen Schafwollhauben. Trotzdem wandern viele junge Menschen aus, aufs Festland ins Mutterland Portugal oder anderswohin. Denn Arbeitsplätze gibt’s hier nicht genug.

Die paradiesischen Zustände genießen – so scheint’s – nur die Touristen so richtig. Denn die grüne Vulkaninsel hat viel zu bieten: schroffes, wanderbares Hintergebirge, stille Dörfer, dichte Lorbeerwälder, wildromantische Küsten und eine Blütenpracht, für die verschwenderisch ein zu kleines Wort ist.

Bezaubernde "Levada-Wanderungen"

Auf unserer "Levada-Wanderung" folgen wir dem Labyrinth der Bewässerungskanäle, das sich über eine Länge von 2150 Kilometer erstreckt. Begleitet werden wir von Manuel, einem Madeirer, der wie viele hier vom Tourismus lebt und viel über sein Land zu erzählen weiß. Vor allem über die Pflanzenwelt. Hortensien wachsen hier mit erstaunlicher Leichtigkeit in den Himmel, und wir wandern durch ein Meer aus rosaroten und blauen Blüten, gesäumt von Afrikanischen Lilien (Schmucklilien) und Königsstrelitzien. "Bei uns blüht immer etwas. Es ist ja Frühling", sagt Manuel. Und man wird schier grün vor lauter Gärtnerneid, wenn man sieht, wie das ozeanische Klima hier alles mühelos wachsen und gedeihen lässt.

Hart und zart zugleich
Die „Levada-Wanderungen“ entlang des Bewässerungssystems sind gesäumt von lila Schmucklilien. Bild: OÖN/bar

Baumhohe Farne und Orchideen, die ihre Blütenpracht kaum tragen können. Rund um die Häuser drängeln sich terracottarote Töpfe mit Duftgeranien. Ach ja, die Feigen wachsen einem beim Wandern förmlich in den Mund, und die Madeira-Bananen, klein, krumm und köstlich, werden im großen Stil exportiert. Als Picknick-Platz für die Mittagspause hat Manuel einen kleinen Supermarkt gewählt, der neben dem g’schmackigen Madeira-Brot und Kaffee zahlreiche kleine Heiligenstatuen feilbietet. Die Beine sind längst schwarz vom Lava-Staub, über den man auf der Levada-Wanderung geht. Die zwanzig Kilometer nehmen die Wadeln doch ein bisserl mit. Doch keiner kommt auf die Idee zu jammern. Wer bitte könnte sich ernsthaft beschweren, das Paradies zu erkunden?

Unsere Wanderung führt uns weiter durch den sonnigen Westen des Landes, vorbei an Palmen, Feigenbäumen, Papayas, Yuccas, Bambus, Eukalyptus und an Dörfern, die rosaroter nicht sein könnten, weil die Bougainvilleen gerade in voller Blüte stehen. Dazwischen gibt’s immer unverschämt gute Aussichten auf zerklüftete Küsten.

Die Hauptstadt heißt übersetzt Fenchel

"Riechen Sie das?", fragt uns Manuel bei der nächsten Rast. Ja, wir riechen es. Es liegt ein Hauch von Fenchel in der Luft. "Ihm verdankt unsere Hauptstadt Funchal ihren Namen. Die Seefahrer, die die Insel entdeckt haben, sollen von seinem Duft betört gewesen sein." Noch heute wird Fenchel hier sehr gern zum Würzen und zur Herstellung von Zuckerln verwendet.

Funchal ist das pulsierende Zentrum der Insel. Hier schieben sich Touristen durch die engen Gassen der Altstadt, hier reiht sich Restaurant an Restaurant, und in den Souvenirgeschäften wird allerlei Kitsch verkauft: vom Kork-Ohrring bis zur Plastikblume.

Wirklich lohnenswert ist der Besuch der Markthalle. Jeden Freitag bringen die Bauern der Insel ihre Früchte zum Verkauf. Die Fischer präsentieren täglich ihren frischesten Fang. Sehr typisch für Madeira ist der Degenfisch. Schwarz und schlangenartig sieht er aus, schmeckt aber wirklich köstlich, wenn er auf traditionelle Art zubereitet und mit einer Banane serviert wird. Knoblauch darf auf Madeira niemals fehlen, weder in Suppen noch auf Muscheln und schon gar nicht bei Rindfleischgerichten. Bereits früh am Vormittag steigt einem der typische Geruch in die Nase, den die Portugiesen so lieben.

Dass auch Cristiano Ronaldo, der bekannteste "Sohn" der Insel, die madeirische Küche schätzt, darf angenommen werden. Immerhin wohnt hier seine Mama in einer Villa in Funchal und bekocht ihren jüngsten Sohn, wenn er in seiner Heimat urlaubt. Ronaldo ist hier – trotz des Vorwurfs der Steuerhinterziehung – ein Heiliger.

Hart und zart zugleich
Am Flughafen empfängt seine Büste die Besucher Bild: APA

Der Flughafen ist nach ihm benannt. Im Kreuzfahrthafen von Funchal hat sich der bestverdienende Sportler der Welt ein eigenes Denkmal gesetzt. Hier kann man sein Hotel CR7 (Cristiano Ronaldo, Rückennummer 7), sein Museum und seine überlebensgroße Statue besichtigen und ihm huldigen. Was nicht wenige machen.

Ronaldo höchstpersönlich treffen?

Um fünf Euro wird einem Eintritt ins Museum gewährt, das imstande ist, Fans einige Stunden zu begeistern, weil man alle Pokale bestaunen und die besten Tore des Fußballers immer wieder ansehen kann. "Kennt ihr die natürlichen Lavapools auf Madeira? Lasst uns eine Runde schwimmen gehen", postete der Fußballstar in der Vorwoche auf Facebook. Fast hätten wir den 32-Jährigen bei unserem Ausflug in den Norden der Insel also getroffen.

Wer Madeira mit dem Auto durchquert, staunt auch ohne Promi-Treffen nicht schlecht: Kaum verlässt man die Hauptstadt Richtung Bergland, verändert sich das Wetter. Auf den Bergen kleben Wolken wie kleine Wattestückchen, und die Temperatur fällt von den gefälligen 25 Grad schnell auf 16.

Es ist ratsam, nicht auf den neuen Schnellstraßen, sondern auf den alten Wegen zu fahren. Man muss zwar viele Kurven und einige Schlaglöcher in Kauf nehmen, dafür sieht man mehr als alle anderen: viele kleine Dörfer, viele schöne Aussichtspunkte und Gasthäuser, in denen der Kaffee keinen Euro kostet. Hier werden die Orte weniger touristisch und zeigen das ursprüngliche Madeira mit vielen kleinen Häusern, die allesamt üppige Gärten haben und oft von schlafenden Hunden "bewacht" werden.

Coole Lavapools

Wasserratten kommen auf Madeira nicht auf ihre Rechnung. Meist ist die Küste steil und schroff, und das Meer schäumt vor Vergnügen, wenn es auf die Felsen trifft. Flache Strände gibt’s kaum, und wenn, dann wurden sie künstlich aufgeschüttet, mit Sand aus dem 600 Kilometer entfernten Marokko bedeckt.

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Die coolen Lavabecken in Porto Moniz Bild: OÖN/bar

In Porto Moniz aber – am nordwestlichen Zipfel der Insel – findet man diese von Cristiano Ronaldo beschriebenen Lavapools, in denen es sich vortrefflich schwimmen und plantschen lässt, wenn einem die Temperaturen von maximal 20 Grad nicht zu kalt sind. Belohnt wird man mit echtem Badevergnügen und Wellen, die am Eingang zu den Lavabecken spektakulär brechen.

Vom stürmischen Wind rasch getrocknet, machen wir uns auf die Reise nach Santana, das für seine kleinen, strohgedeckten Häuschen bekannt ist, die aussehen, als dienten sie als Kulisse für einen Märchenfilm. Doch weder Rotkäppchen noch Dornröschen sind zugegen, dafür Hunderte Einheimische, die an diesem Tag ihr großes Dorffest feiern. Es wird süßer Madeira-Wein ausgeschenkt. Dazu serviert die Frau in Tracht, die dem österreichischen Dirndl ähnelt, herrlichen Oktopus-Salat mit Zwiebeln, Kartoffeln und Kürbisgemüse.

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Strohgedeckte Häuschen in Santana. Bild: OÖN/bar

Es wird getanzt und gesungen, und die ansonsten so zurückhaltenden Bewohner der Insel feiern das Leben auf einem Stück Erde, das schöner kaum sein könnte.

Nicht umsonst war auch Sisi, die Kaiserin von Österreich, 1860 für längere Zeit hier, um sich zu erholen. Und Winston Churchill urlaubte hier im Jahre 1949 und frönte seinem Hobby, der Malerei, im kleinen Fischerort Câmara de Lobos im Süden. Heute wird hier weniger gemalt, dafür umso mehr fotografiert. Postkartenmotive gibt’s auf Madeira genauso viele wie Blüten.

 

Madeira

Levadas: So nennt man das künstliche Bewässerungssystem auf der Insel, dessen Kanäle sich auf insgesamt zirka 2150 Kilometer erstrecken. Der Bau dieser Levadas geht schon auf die erste Zeit der Besiedlung zurück. Die Arbeitswege neben den Levadas werden heute von Touristen als Wanderwege benützt.
Blume des Ozeans nennen die Portugiesen ihre Insel im Atlantik. Die Milde des Klimas (ganzjähriger Frühling), der reichliche Winterregen und die künstliche Bewässerung lassen eine Fülle prächtiger und nützlicher Pflanzen gedeihen.

Wohnen: Rund um die Hauptstadt Funchal gibt es jede Menge Hotels in allen Kategorien. Empfehlenswert sind kleine, einfache Unterkünfte im Landhaus-Stil wie etwa die „Quinta Perestrello“ in Funchal.

Anreise: Die AUA fliegt jeden Donnerstag direkt von Wien nach Funchal.

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