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Eine Stadt erfindet sich neu

Von Tigna Horny, 09. November 2019, 15:00 Uhr
Eine Stadt erfindet sich neu
Rijeka will sich im kommenden Jahr als Hafenstadt der Vielfalt präsentieren. Bild: Wikipedia

Rijeka trägt 2020 den Titel "Europäische Kulturhauptstadt”. Besuchern öffnet sich eine Stadt zwischen k. u. k. Pracht und morbidem Industriecharme. Für die Hafenstadt an der Kvarner-Bucht ist diese Spannung Teil ihrer Identität.

Wer sich der 130.000-Einwohner-Stadt vom Wasser aus nähert, dem präsentiert sich keine harmonische Silhouette mit hübschen Häusern, Kirchtürmen und Stadtmauern – so wie in vielen anderen kroatischen Orten. Der Altstadtkern mit seinen k. u. k. Palästen und italienischen Neobarock-Palazzi versteckt sich diskret hinter dem Hafen und dem Damm, der wegen seiner Länge von 1700 Metern auch Molo Longo genannt wird.

Im Gegensatz zum nahen Opatija war Rijeka nie ein Seebad. Hier wurde nicht promeniert, sondern hart gearbeitet. Die Habsburger, die hier rund 400 Jahre bis zum Ersten Weltkrieg herrschten, ließen den Hafen ausbauen. Zeitweise war Rijeka, damals als Fiume beziehungsweise St. Veit am Flaum bekannt, der große Konkurrent Venedigs.

Zwischen Pracht und Brache

Als Europäische Kulturhauptstadt teilt sich Rijeka ("Ri 2020") ab Februar 2020 das Motto "Hafen der Vielfalt" mit Galwa (Irland). Kroatiens drittgrößte Stadt ist dabei klug genug, gar nicht erst zu versuchen, das industrielle Erbe zu verstecken. Stattdessen bietet der Kontrast zwischen Pracht und Industriebrache, also stillgelegten Industrieanlagen, genug Reibungspunkte, um ein urbanes Zentrum vorzustellen, das als das liberalste im ziemlich katholischen Kroatien gilt und Trends setzte. Hier wurde in den 1960er-Jahren die erste jugoslawische Rockband Uragani (Hurrikan) gegründet. Von hier aus fanden Punk und Hip-Hop den Weg nach Kroatien.

Wie reich Rijeka einst war, lässt sich zu beiden Seiten des Korzo an den schmucken Fassaden ablesen. Der Laufsteg der Stadt verläuft parallel zur Küste. Zentral markiert der Stadtturm den Eingang zur Altstadt. Elegante Stadthäuser und protzige Paläste aller Stilepochen erzählen vom einstigen Wohlstand. Wer entlang des Korzo bummelt, entdeckt Kaffeehäuser im Wiener Stil als ein Erbe aus der Habsburgerzeit, italienische Ristoranti erinnern an ein Rijeka unter italienischer Herrschaft. Dazu kommen die typischen Konobas, kleine kroatische Tavernen, die mit Njoki, Riz?oto und SS?urlice Gerichte auftischen, deren Herkunft leicht zu erraten ist: Gnocchi, Risotto und Schupfnudeln.

Die Nahtstelle zwischen Altstadt und jüngerer Vergangenheit beginnt direkt neben der barocken Rundkirche St. Vitus. Hinter einer Eisentür geht es hinab in einen 350 Meter langen und bis zu zehn Meter tiefen Tunnel. Er schützte die Bewohner zunächst vor den Bomben der Alliierten und in den 1990er-Jahren vor den Geschützen während des Jugoslawienkriegs. 2017 wurde er für das Publikum freigegeben und avancierte sofort zu einer Touristenattraktion mit gewissem Gruselfaktor, die sich bestens für Partys und Konzerte eignet.

Erneuerung des Flussufers

Abblätternde Fassaden, kaputte Fenster sowie verschlossene Tore: Verlassene Werkhallen und Ruinen gehören zum Stadtbild Rijekas. Der Industrieboom im 19. Jahrhundert nutzte die Wasserkraft des Flusses Rjec?ina, der die Stadt teilt, als günstige Energiequelle. Doch viele Fabriken gingen nach der Wende pleite.

Ein Schwerpunkt von "Ri 2020" liegt auf der Erneuerung des Flussufers sowie der Industriebrachen. Ein Großteil des 30-Millionen-Euro-Etats fließt in dementsprechende Projekte: Das Museum of Modern and Contemporary Art etwa ist in einer ehemaligen Gießerei und Motorradfabrik untergebracht. Für das Haus der Kinder wird eine Tabaktrocknungsanlage und für die neue Stadtbibliothek ein altes Gebäude des sogenannten Benc?ic-Blocks umgebaut. Geht alles nach Plan, wird rechtzeitig zur Eröffnung des Kulturjahres eine Zipline für Wagemutige die altehrwürdige Burg Trsat hoch über Rijeka mit dem neuen Kulturzentrum am Fluss verbinden.

„RI2020“ – Was geplant ist

Es beginnt mit dem berühmten Karneval am 1. Februar 2020, der jährlich 50.000 Menschen auf die Straßen lockt.

Unter dem Motto „Sweet & Salt“ werden Kunstaktionen und Events zeigen, dass stillgelegte Industrieanlagen als öffentliche Orte wieder Verwendung finden können. „Süß & Salz“ nimmt Bezug auf den Fluss und das Meer.

Mit dem Projekt „Lungomare Art“ zeigen zehn bekannte Künstler ihre Installationen an der Kvarner-Bucht und auf den Inseln.

Die Ausstellung „Die Neunziger: Narben“ wird sich mit dem Umbruch Osteuropas auseinandersetzen.

Das Projekt „Zeit der Macht“ widmet sich der von Besetzungen, Befreiungen, zerfallenden Reichen, Revolutionen und Zusammenbrüchen geprägten Geschichte Rijekas. Als Veranstaltungsorte dienen ehemalige Zentren der Macht, wie zum Beispiel der Gouverneurspalast oder Titos Jacht „Galeb“ (Seemöwe). Rijeka erstand vor einer Dekade das 117 Meter lange Wrack für 5,4 Millionen Euro und will es nun als Museum mit Café wieder eröffnen.

Nähere Programm-Infos: rijeka2020.eu/en/ (offizielle Website), www.visitrijeka.eu/de (Tourismusverband Rijeka)

 

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