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Zwischen Stress und Tempo comodo

04. Juli 2020, 00:04 Uhr
Zwischen Stress und Tempo comodo
Leonhard Schmidinger Bild: but

Bruckner-Orchester-Paukist Leonhard Schmidinger über Rhythmus.

Wenn jemand im Lande etwas von Rhythmus versteht, dann der erste Solopauker des Bruckner Orchesters, Leonhard Schmidinger (54). Der gebürtige Welser und ehedem jüngste Berufsmusiker Österreichs unterrichtet an der Bruckneruni und lebt mit Frau und sieben Monate altem Sohn in Leonding.

OÖN: Sind Sie vom Chronotyp her eine Lerche oder eine Eule?

Schmidinger: Ich bin eher ein Spätaufsteher. Da wir Musiker am Abend unsere psychische und physische Leistung abrufen, kommen wir auch später ins Bett.

Macht Ihnen das Probleme?

Nein, dieser Lebensrhythmus hat sich etabliert. Wenn eine Vorstellung bis 22.30 Uhr geht, ist es schwer, das Adrenalin so schnell abzubauen, dass man um Mitternacht im Bett liegt. Das geht bei mir nicht.

Am ruhebedürftigsten sind Sie dann am Vormittag, oder?

Ja, wobei wir schon auch vormittags proben. Da hilft mir dann mittags ein Power Nap (Schläfchen, Anm.) über den Tag zu kommen – ein südländischer Rhythmus also.

Sie kommen bei Tourneen viel in der Welt herum. Wirkt sich ein Jetlag auf Ihr Rhythmusgefühl aus?

Bei mir nicht. Wenn es auf der Bühne zur Sache geht, bleibt der Rhythmus eine objektive Wahrheit.

Sie lernen viele Menschen kennen. Haben alle ihre eigene Geschwindigkeit?

Schon. Es ist für mich immer faszinierend, wie Musiker sozialisiert sind – entweder aus der Klassik oder aus der Jazz- und Populärmusik kommend. Jeder empfindet und spielt den Rhythmus anders. Das findet auch in der Lebensart und -weise Niederschlag. Der klassische Musiker ist etwas strikter im Rhythmus, während ein Jazzmusiker eine andere Phrasierung spielt. Die Jazzer grooven sich ein. Wenn man Crossover-Projekte spielt, merkt man, dass der klassische Musiker darauf trainiert ist, sofort auf Temporückungen zu reagieren, flexibel zu sein, während der Jazz- oder Popularmusiker das Feeling, den Groove erzeugt und dann aber mehr Leben hineinbringt. Es gibt nur wenige Musiker, die in beiden Welten sozialisiert und authentisch sind. Man spürt, wer welchen Background hat.

Wer macht eigentlich den Rhythmus im Orchester? Dirigent oder Schlagwerker?

Im Idealfall ist man Teamplayer. Der Schlagwerker kann auf einer guten, gemeinsamen Basis den Dirigenten unterstützen und aufgrund seiner akustischen Präsenz der Anker sein im Orchester. Es ist oft so, dass man versucht zu vermitteln. Wenn ein Dirigent ein Tempo anzieht und ich gehe eins zu eins mit ihm mit, kann es sein, dass ich nicht mehr beim Orchester bin. Man muss den Kompromiss finden, die Quersumme von dem, wo das Orchester noch ist und wo es hin soll. Aber man kann sagen, dass das Schlagwerk das rhythmische Rückgrat bildet, das der Dirigent vorgibt.

Welche Geschwindigkeit ist für Sie die angenehmste?

120 beats per minute.

In welchen Situationen – abseits der Musik – empfinden Sie einen Rhythmus, der Ihnen als zu schnell vorkommt?

Mit den modernen, elektronischen Kommunikationsformen – beim E-Mail wird erwartet, dass man sofort antwortet, kaum hat man es erhalten – hat gegenüber früher eine Komprimierung der Zeit stattgefunden, die einen mehr unter Stress setzt. Da entsteht manchmal ein Druck, der schwer zu bewältigen ist.

Geht es Ihnen manchmal auch etwas zu langsam?

Abgesehen vom Straßenverkehr (lacht), manchmal in der direkten Kommunikation mit Studenten. Da kommen neue Studenten und man muss wieder eine technische und rhythmische Basis aufbauen, da muss ich mich bewusst bremsen, auch wenn ich das schon zum zwölften Mal erzähle.

Abgesehen vom Lockdown – leben wir in unserer Gesellschaft in einem Tempo comodo, wie es in der Musik heißt, in einem angenehmen Zeitmaß?

Nein. Ich glaube im Gegenteil. Die moderne Kommunikation und Mobilität macht Felder auf – dass man zum Beispiel nach einem Konzert am Abend noch die Nachtmaschine nach Hause nimmt und am nächsten Vormittag möglicherweise schon wieder etwas anderes tut. Das beschleunigt den Alltag unheimlich. Von daher glaube ich, dass vieles zu schnell geht. Die Corona-Zeit, die für das Orchester Kurzarbeit bedeutete, hat uns einen Blick zurück aufgezeigt. Man hatte Zeit für Dinge, die im Alltag nicht mehr da war.

Was nehmen Sie mit aus der verlangsamten Zeit, was wollen Sie hinüberretten in eine neue Normalität?

Zeit mit der Familie zu verbringen.

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