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Botschafterin des Friedens

21. Juni 2014, 00:05 Uhr
Bertha von Suttner
Bertha von Suttner Bild: ÖNB Wien

Unermüdlich warnte Österreichs Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner vor einem großen Krieg. Als der Erste Weltkrieg dann ausbrach, war ihre Stimme bereits verstummt. Sie starb eine Woche vor den Schüssen von Sarajevo am 21. Juni 1914.

Die vehemente Pazifistin war in den Vorkriegstagen 1914 bereits eine ältere Dame von mehr als 70 Jahren, verwitwet, mit Geldsorgen. Vor allem machten der "dicken Bertha" ihre Beine zu schaffen. Geschwächt und zwischen Optimismus und wütender Ohnmacht schwankend, standen sie und die Anhänger des Pazifismus vor 100 Jahren einer schier übermächtigen Strömung in den Gesellschaften Europas für Aufrüstung und für den Krieg gegenüber.

Lediglich im Ausland war Suttner anerkannte Leitfigur der Friedensbewegung. In den USA wurde sie auf einer Vortragsreise im Jahr 1912 gefeiert. In der Habsburger-Monarchie wurde sie dagegen nicht zuletzt wegen ihrer liberalen, antiklerikalen Gesinnung und ihres Eintretens für Frauenrechte Zielscheibe von Kritik und Spott. So zeigte sie etwa eine Karikatur auf dem Titelblatt der in Wien erscheinenden humoristischen Zeitschrift "Die Muskete" aus dem Jahr 1909 als grämlich dreinschauende Matrone mit einem Soldaten auf dem Schoß, der schlaff sein Gesicht auf ihrem Busen ruhen lässt. Von Suttners antinationalistische Gesinnung machte sie nicht nur Deutschnationalen, sondern allen Lagern im labilen Vielvölkerstaat suspekt, statt dass sie einigende Kräfte mobilisierte. Dabei kriselte es vielerorts. Da waren ...

der Konflikt um die "italienischen Österreicher".

der "Nationalitätenkampf" in den böhmischen Ländern.

die Annexion Bosnien-Herzegowinas durch Österreich-Ungarn samt der Debatte über einen "Präventivkrieg" gegen Serbien.

die Einnahme von Tripolis und den anderen letzten Besitzungen des Osmanischen Reiches in Nordafrika durch Italien, bei der erstmals Bomben aus Flugzeugen abgeworfen wurden.

die beiden Balkan-Kriege

die Krise zwischen Deutschland und Frankreich um die Zabern-Affäre, während der das preußische Militär im Elsass willkürlich gegen Proteste der Bevölkerung vorging.

Dies alles ließ von Suttner Alarm schlagen: "Diese ganze Kriegspartei Europas treibt jetzt ordentlich zu einer Katastrophe (...) So viel Zündstoff lässt sich doch nicht ansammeln, ohne dass es schließlich losgeht. Narrenturm, elendiger." Österreich werde zusammenbrechen.

Ihre Warnungen waren Vorhersagen, die sich erfüllten. Ein internationaler Friedenskongress in Wien sollte den großen Krieg noch verhindern. Als Mitorganisatorin stieß von Suttner allerdings neben Finanzierungsschwierigkeiten nur auf "Feindschaft bei Hof, Adel, Kirche" sowie Militarismus in der Presse, jedoch auf keine Unterstützung Intellektueller.

Kaiser Franz Joseph lehnte es ab, Schirmherr des für September 1914 geplanten Weltkongresses zu werden. Zu spät auch: Zu jenem Zeitpunkt waren die wichtigsten Kriegserklärungen in Europa bereits erfolgt, der Stellungskrieg an der Westfront hatte begonnen.

Bertha von Suttner war an Magenkrebs gestorben, und ihr Leichnam war, wie sie es wollte, in Gotha verbrannt worden. Dort befindet sich noch die Urne mit ihrer Asche.

 

Lebenslauf von Bertha von Suttner

9. Juni 1843: Bertha von Suttner wird als Gräfin Kinsky von Wchinitz und Tettau in Prag geboren, verbringt ihre Kindheit in Brünn mit traditioneller Mädchenerziehung in Sprachen, Literatur, Musik.

1873 bis 1875: Nach Aufzehrung des Vermögens – ihre verwitwete Mutter spielte – wird Bertha Gouvernante im Haus des Baron von Suttner in Wien. Sie verliebt sich in den sieben Jahre jüngeren Suttner-Sohn Arthur. Da es keine Erlaubnis für eine Heirat gibt, wird Bertha kurzzeitig Sekretärin beim Industriemagnaten Alfred Nobel in Paris.

1876: Heimliche Heirat mit Arthur in Wien, Flucht in den Kaukasus.

1886: Wiedersehen mit Nobel in Paris, erste Kontakte zur Friedensbewegung.

1889: Ihr dem Friedensgedanken gewidmeter Roman „Die Waffen nieder!“ erscheint und wird international zum Erfolg. Von Suttner avanciert dadurch zur „Friedenskämpferin“ in Europa und in den USA.

1891: Von Suttner gründet die Österr. Friedensgesellschaft.

1892: Von Suttner lanciert die Zeitschrift „Die Waffen nieder! Monatsschrift zur Förderung der Friedensidee“ und initiiert die Deutsche Friedensgesellschaft.

1899: Enttäuschender Ausgang der ersten Haager Friedenskonferenz: Die Großmächte wollen nicht abrüsten. Die „Friedensbertha“ wird zum Ziel der Karikaturisten.

1902: Tod Arthur von Suttners. Die von Geldsorgen geplagte Witwe zieht nach Wien.

1905: Von Suttner wird als erster Frau der Friedensnobelpreis zuerkannt.

1907: Auch die zweite Haager Friedenskonferenz scheitert. In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg häufen sich die Krisen in Europa, Bertha von Suttner warnt vergeblich vor dem Krieg.

21. Juni 1914: Bertha von Suttner stirbt 71-jährig in Wien – eine Woche vor dem Attentat auf Thronfolger Franz Ferdinand.

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8  Kommentare
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Ameise (45.683 Kommentare)
am 21.06.2014 10:21

aber jeder mehr Geld als andere.
Daran liegts...

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Gugelbua (32.037 Kommentare)
am 21.06.2014 09:58

genauso wenig nützt es heute etwas,
Krieg ist ein Geschäft, von wegen der Mensch sei das höchste Gut.
Die Phrasen zu den Jahrhundert-Ereignis kann man ja nicht mehr hören oder die ewige Nazikeule.

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Gaia13 (483 Kommentare)
am 21.06.2014 09:50

Bertha v. Suttner - im Ausland anerkannt, im eigenen Land verkannt.

Stell dir vor es ist Krieg ....
.....und keiner geht hin.

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( Kommentare)
am 21.06.2014 10:07

"Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin ..." War dieser Satz von Brecht wirklich so gemeint, oder hängt da nicht noch ein "dickes Ende" dran? Denn jeder kennt den Satz und viele wuerden es gerne machen... Aber die Wirklichkeit schaut anders aus!
Weil ? derzeit ueber 50 Mio. Menschen fluechten... Durch Kriege die keiner will!

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oblio (24.824 Kommentare)
am 21.06.2014 08:56

dezimiert sich die Menschheit selbst!
traurig

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zappo1410 (18.016 Kommentare)
am 21.06.2014 09:18

gibts noch mehr von deinen schlauen Sprüchen ?

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( Kommentare)
am 21.06.2014 09:33

wenn du dich mit dem einen beschäftigst, fallen dir selbst welche ein.

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zappo1410 (18.016 Kommentare)
am 21.06.2014 09:39

was willst du von mir ?

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