"Wir alle werden uns aus unserer Komfortzone herausbewegen müssen"
Mit einer Mahnung zu einem sorgsamen Umgang mit politischer Macht und einem Appell hinsichtlich des Klimawandels eröffnete Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Mittwoch die 74. Bregenzer Festspiele. Der 75-Jährige machte nicht die Kunst zum Inhalt seiner Rede. Vielmehr nahm er das "Ibiza-Video" und seine in Bezug darauf getroffene Feststellung "So sind wir nicht" als Ausgangspunkt für seine Worte. Wer durch demokratische Wahl in eine Machtposition gekommen sei, den sollte man daran erinnern, dass "damit eine Verpflichtung einhergeht, mit dieser auf Zeit geliehenen Macht sorgsam umzugehen", mahnte er.
Die gegebenen Herausforderungen – als drängendste führte er den Klimawandel ("eigentlich ist das ein Euphemismus") an – ließen sich nur gemeinsam und mit großen Anstrengungen lösen. "Wir alle werden uns aus unserer Komfortzone herausbewegen müssen", damit aus dem Klimanotstand nicht eine Klimakatastrophe werde, so Van der Bellen. Die Jugend gehe dabei mit positivem Beispiel voran und sage uns etwas Richtiges: "Ihr riskiert unsere Zukunft und letztlich unser Leben!"
Am Ende seiner Rede hoffte Van der Bellen, dass die Jüngsten im Alter zurückblicken und sagen können: "Ja, es waren Probleme, Herausforderungen, Opportunitäten, ja, wir haben es geschafft."
Der Wert der Gemeinsamkeit
Auch Kulturminister Alexander Schallenberg unterstrich den Wert der Gemeinsamkeit. Er schilderte Festspiele als einen Ort der Selbstvergewisserung, "dass es auf unserem europäischen Kontinent etwas über alle Sprach- und Landesgrenzen hinweg Gemeinsames, etwas Verbindendes gibt, das ist die Kunst". Festspielpräsident Hans-Peter Metzler bezeichnete es als das "Charakteristische der Bregenzer Festspiele, dass sie in bewährtem Rahmen noch neue, überraschende und überzeugende Antworten finden auf das Was, das Wie, das Weshalb und das Wozu von Kunst". Wohin sich unser Land bewege, sei eine Frage des Kulturverständnisses. Kulturverlust bedeute einen Verlust an Humanität.
Herzstück ist Verdis "Rigoletto"
Das Herzstück der Festspiele bildet die Seebühnen-Inszenierung von Giuseppe Verdis "Rigoletto", die gestern Abend Premiere feierte. Als Oper im Festspielhaus wird ab heute Jules Massenets "Don Quichotte" gezeigt. Bis 18. August stehen 80 Veranstaltungen auf dem Programm. 215.000 Tickets wurden aufgelegt, davon entfallen 192.000 Karten auf "Rigoletto". Beide Produktionen sind so gut wie ausverkauft. Die Natur am See lade den kreativen Prozess auf, so "Rigoletto"-Regisseur Philipp Stölzl. Verdis "Rigoletto" sei grotesk und lustig – "es geht viel um Verführung und Verscheißerung" – werde aber immer grausamer.
Der Bühnen-Clownkopf mutiere im Laufe des Stücks zum Totenschädel. "Alle narrativen Linien spiegeln sich auch in der Dekoration", so Stölzl, der den "breiten Pinsel" auspacken will. Die Darsteller werden die Geschichte "mit dem ganzen Körper erzählen", über Bilder sowie über die Musik. Am Ende solle sich alles zu einem dynamischen Spiel und Erlebnis zusammenfügen. Denn: Oper brauche immer Schönheit und "einen gewissen Grad an Spektakel".
Festspiel-Fakten
Jahresbudget: 20 Millionen Euro, davon 6,94 Millionen Euro an Subventionen und 1,3 Millionen Euro an Sponsorgeldern
Mitwirkende: 1600 Personen
Besucher: 62 Prozent kommen aus Deutschland, 23 Prozent aus Österreich
Die Seebühne bietet Platz für exakt 6980 Besucher, der Große Saal des Bregenzer Festspielhauses fasst 1656 Plätze.
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