"Wenn es nach mir gehen würde, würde ich 365 Tage im Jahr spielen"
Die Vöcklabrucker Singer-Songwriterin "Avec" ist am 3. Juli Überraschungsgast beim ersten Elwood Festival in Ort im Innkreis.
Sie wird als Senkrechtstarterin in der Musik bezeichnet. Starallüren kennt Avec keine. "Bitte ,du‘, das ist mir viel lieber", verrät die 23-Jährige zuallererst im Gespräch über ihr Leben und die Initialzündung zur Musik.
Heuer hast du einen Amadeus Award bekommen und auch den Hubert-von-Goisern-Preis, der "zur Förderung von Talent und Beharrlichkeit" vergeben wird. Bist du beharrlich?
Avec: Auf jeden Fall. Ich habe mich so gefreut, weil genau diese Beharrlichkeit als Musiker so wichtig ist. An seinem Traum dranzubleiben und das durchzuziehen.
Kennst du Momente des Zweifels?
Es gibt Phasen, wo man sich denkt, da geht gar nichts weiter, macht das einen Sinn? Das hat jeder Mensch. Aber das macht diese Beharrlichkeit aus, dass man sich grad dann denkt: Ja sicher mach ich das, wofür ich so lang und viel gearbeitet habe.
Du hast mit zwölf Jahren erste Songs geschrieben. Was war die Initialzündung?
Das Songwriting war für mich eine Form der Therapie. Ich bin irrsinnig schlecht darin, meine Gefühle auszudrücken. Ich hab es nie so mögen, mich anderen Menschen mitzuteilen. Dann habe ich den Weg gefunden, es auf ein Blatt Papier zu schreiben und Songs draus zu machen. Mir den Ballast von der Seele zu schreiben, das treibt mich an, Musik zu machen. Alle Songs sind autobiografisch.
Was ist zuerst da – der Text oder die Musik?
Zu 90 Prozent ist vorher der Text da. Dann schau ich, wie ich die Musik einfließen lassen kann, damit es eine Symbiose wird.
Du hast mit Geige begonnen. Warum bist du umgeschwenkt auf Gitarre?
Da muss ich ganz ehrlich sein. Ich habe sieben Jahre Geige gelernt, ich liebe klassische Musik. Aber ich hätte für die Übertrittsprüfung Noten lernen müssen. Und mir hat dann doch das bissl Coolere gefehlt. Ich hab Mick Jagger und Taylor Swift gehört. Da wollte ich dann Gitarre lernen und habe es mir selbst beigebracht, ohne Noten.
2016 warst du mit deinem ersten Album "What If We Never Forget" erstmals auf Tour.
Wie hast du diese Zeit erlebt?
Schräg. Es war das erste Mal, längere Zeit auf Tour zu sein mit der eigenen Band. Das ist mit viel Angst verbunden, weil man wirklich nicht weiß, was passiert. Kommt da überhaupt wer? Aber es war eine unglaublich schöne Erfahrung, man wächst als Abenteuergruppe zusammen. Wenn es nach mir gehen würde, würde ich 365 Tage im Jahr spielen – definitiv Live-Musikerin.
Dein zweites Album trägt den Titel "Heaven/Hell". Bist du durch Himmel und Hölle gegangen?
Kurz vor der Albumpräsentation ist leider meine Oma verstorben, der ich viel zu verdanken habe, auch mit meinem Song "Granny" (über die Alzheimererkrankung ihrer Großmutter, Anm.). Sie war sehr gläubig. Aber der Titel bezieht sich auch auf die Achterbahnfahrt durch das Leben, dass es nicht immer schön ist.
Woher kommt dein Künstlername "Avec"?
Ich habe vorher ein Duo-Projekt – "nOrah" – gehabt. Ich habe lange einen neuen Künstlernamen gesucht und war schon so verzweifelt, dass ich Hundenamen gegoogelt habe, weil ich auch gern einen Hund hätte. Einer der ersten Namen war: Avec. Ich liebe Französisch, da hab ich mir gedacht: Avec, das ist ein kurzer, prägnanter Name, den nehme ich jetzt.
Avec, immer mit …?
… Herz und sehr viel Gefühl.
Und immer ohne …?
Hm, Vorurteile und Hass.
Hast du einen Traum für Zukunft?
Beruflich auf jeden Fall nächstes Jahr mehr spielen als dieses Jahr, vielleicht im Ausland, in Übersee, einmal in Amerika zu spielen – es klingt naiv, aber das ist ein Traum. Jetzt freue ich mich, dass ich wieder einmal in Oberösterreich spielen darf. Es ist immer wieder schön, in der Heimat aufzutreten.
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Zur Person
"AVEC“, Songwriterin und Gitarristin, geboren 1995 in Vöcklabruck, lernte zunächst Geige. Mit zwölf Jahren schrieb sie erste Lieder, mit 14 brachte sie sich selbst Gitarrespielen bei.
2016 veröffentlichte sie ihr Debüt-Album „What If We Never Forget“, dem 2018 „Heaven/Hell“ folgte.
Im April erhielt sie einen Amadeus-Award in der Kategorie „Alternative“, im Mai folgte der Hubert-von-Goisern-Kulturpreis.
Elwood Festival
Am 3. Juli ab 16 Uhr findet das neue Musikfestival erstmals in der Woodstock Area in Ort im Innkreis statt.
Q feat. Eric Papilaya: Zum Auftakt um 16.30 Uhr trifft die Funkrockband auf den Vöcklabrucker Musiker.
Es folgen die steirische Singer-Songwriterin Paenda, 17.30 Uhr; die österreichische Funk- und Soulband Hot Pants Road Club, 18.30 Uhr; Songwriterin Avec, 19.30 Uhr; die finnische Sängerin Alma, 20.30 Uhr;
und der Lichtenberger Electro-Swing-Meister Parov Stelar, 21.30 Uhr.
OÖN-Tickethotline: Tel.: 0732 7805 688
http://elwoodfestival.com
Weitere Termine der Sängerin
„Avec“ spielt außerdem am 4. Juli im Linzer Café Central, Landstr. 36, Gastgarten, 18 Uhr;
5. Juli beim OÖN-Konzertsommer auf Burg Clam als Support von Sting, Einlass: 17 Uhr
(OÖN-Tickethotline: 0732 7805 805);
19. Oktober im Linzer Posthof, 20 Uhr (www.posthof.at).
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