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Tim Bendzko: "Mit Musik kann ich mich total fallen lassen"

Von Reinhold Gruber, 13. Dezember 2019, 00:04 Uhr

Songwriter Tim Bendzko über sein neues Album "Filter", Inspiration, das Leben und die Erfüllung.

Wer das neue Album "Filter" hört, hat das Gefühl der Begegnung mit einem guten Bekannten. Wie viel Alt und Neu steckt in "Filter"?

Tim Bendzko: Meine ersten drei Alben gehörten für mich zusammen, jetzt wollte ich einen größeren Schritt machen. Die Problematik ist aber: Wenn man mit Absicht etwas anderes machen möchte, passiert es relativ schnell, dass es anders ist nur um des Andersseins willen.

Hat deshalb "Filter" länger gedauert?

Ja, weil ich wirklich darauf gewartet habe, bis mir Songs über den Weg laufen, die eine Initialzündung geben, wo denn die Reise hingehen soll. Ich wollte, dass es ein selbstbewussteres, positiveres Album wird. Aber ich wollte auch, dass man mich darin erkennt. Am Ende ist es einfach passiert.

Ihr Aufstieg war rasant.

Der Erfolg kam nicht so plötzlich, wie es von außen ausgesehen hat. Ich habe mein Leben lang darauf gehofft, dass es passiert. Als es dann schnell mit dem Erfolg ging, dauerte es eine Weile, bis ich anerkennen konnte, dass das gut ist, was ich mache. Nachdem im ersten Jahr so ein Hype entstanden ist, habe ich mich gefragt, ob das jetzt der Hype ist oder ob es wirklich ein tolles Album ist. Mittlerweile weiß ich, was ich kann.

Hat Sie das die Erfahrung gelehrt?

Das kann man nur über Erfahrungen lernen. Ich muss mir nicht mehr beweisen, dass ich in meinem Genre gute Songs schreiben kann. Ich glaube, dass ich für manche Sachen ein gutes Händchen habe. So ist es mir leichter gefallen, mit anderen Lieder zu schreiben.

War es leicht, sich zu öffnen?

Texte mit anderen zu schreiben, ist etwas anderes. Mittlerweile bin ich selbstbewusst genug, um zu wissen, wann ich stur sein muss. Am Ende muss man sich in diesem Labyrinth zurechtfinden. Es ist immer noch schwierig. Wenn man mit anderen schreibt, kommt man nicht mit Alibi-Zeilen durch. Im Idealfall befruchtet man sich.

Sie haben einmal gesagt, um über das Leben zu schreiben, muss man auch gelebt haben. Haben Sie vor diesem Album intensiver und bewusster gelebt, um solche Geschichten schreiben zu können?

Es ist mir wichtig gewesen, dass es nicht nur melancholisch ist. Wenn man über Dinge schreibt, die einen beschäftigen, dann sind es ja meistens die nicht so guten Erfahrungen, die Niederschlag finden. Das Gute nimmt man einfach so hin. Der Mittelweg war mir wichtig. Vor "Filter" habe ich nichts besonders intensiv gemacht. Es geht mir darum, einen Alltag zu haben, denn dann schreibt das Leben schon von alleine seine Geschichten.

Sind Sie aufmerksamer geworden?

Das kann ich nicht gut einschätzen. Ich habe immer Phasen, wo ich fast wie mit einer Lupe durchs Leben laufe und alles analysiere, warum das so und nicht anders ist. Dann habe ich wiederum ein halbes Jahr lang ein Thema im Kopf, das mich beschäftigt, sei es der Straßenverkehr oder Gewohnheiten. Am Ende ist es meistens ein unbewusster Prozess. Die Ideen zu den meisten Songs passieren mir einfach.

Was ist beim unglaublich positiven „Hoch“ passiert?

Ich habe die Musik gehört und die hatte so eine Energie, dass ich einen Motivations-Song dazu schreiben musste. Mir fällt es total leicht, mich zu motivieren. Ich setze mir total gerne Ziele, versuche, mich selbst an meine Grenzen zu bringen und sie im Idealfall sogar zu überschreiten.

Hat Sie bei „Laut“ auch die Musik inspiriert?

Ja. Die Musik ist im Refrain sehr reduziert und in der Strophe geht es total auf. Es erinnerte mich an mein erstes Mal, als ich Musik entdeckt habe. Als Kind. Ich war ein eher introvertiertes Kind, bin nicht auf Menschen zugegangen, ich war etwas in mich gekehrt. Dann habe ich zum ersten Mal Musik gehört und gespürt, was die mit mir machen kann. Da kann ich mich total fallen lassen und mich öffnen. So gesehen hat die Musik zu „Laut“ dieses Gefühl aus mir herausgekitzelt hat, das ich schon immer mit mir herum getragen habe.

Bei „Dieses Herz“ haben Sie ein Bild geschaffen, dass ein Herz am Steuer eines Autos sitzt, von Stadt zu Stadt fährt und nach Erfüllung sucht. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?

Ich bin da zuvor 1200 Kilometer von Berlin über München in die Schweiz gefahren, um dort Songs zu schreiben. Da hatte ich das Autofahr-Gefühl noch in mir, wo man danach ja noch einen halben Tag unruhig ist. Der Gedanke war, dass wir doch alle nach Erfüllung suchen. Manche finden sie  total schnell und andere suchen und suchen, bis sie feststellen, dass sie zu einem kommt, wenn man aufhört zu suchen.

Spricht da der Erfahrene?

Ich habe das sehr oft in meinen jungen Jahren erlebt, dass ich zum Beispiel wieder einmal bereit gewesen wäre für eine intensive Beziehung. Bei mir funktioniert das nur, wenn ich mich Hals über Kopf verliebe. Ich habe mich schon ein paar Mal dabei erwischt, wie ich das unbedingt wollte und irgendwann die Erkenntnis reifte: So geht das nicht. Deshalb halte ich von dem ganzen Online-Dating-Quatsch nichts.

Warum?

Ich glaube, am Ende findet man Liebe und Erfüllung immer an den Orten, wo man sie am wenigsten erwartet. Ich habe gerade in meinem Bekanntenkreis jemanden, der, ich weiß nicht wie lange schon in seiner Wohnung wohnt und nach gefühlten 20 Jahren dort jetzt mit seiner Nachbarin zusammen ist. Die wohnen seit ewig gegenüber voneinander. Das war der letzte Ort, wo er erwartet hätte, die Liebe zu finden.

„Vielleicht“ ist ein wunderbarer Song über ein unsagbar dummes Wort, weil es nur aus Angst ausgesprochen wird, sich zu deklarieren, Ja oder Nein zu sagen. Was war die Idee dahinter?

Das ist ein Thema, das mich tatsächlich immer wieder beschäftigt. Ich habe irgendeinmal für mich festgestellt, dass ich immer, wenn ich vor einer Entscheidung stehe, ich sofort entscheide. Dann suche ich nach einer Begründung dafür. Ich habe das Gefühl, dass das, was ich immer für eine Entscheidungsfindung in meinem Leben gehalten habe, in Wahrheit die Suche nach einer Begründung war.

Fällt es Ihnen leicht, Entscheidungen zu treffen?

Total leicht. Ich finde es aber ganz schlimm, wenn ich in einer Situation bin, in der ich mir gefühlt damit schwer tue. Zum Beispiel: Wenn ich ein Angebot für Werbung bekomme und die mir unfassbar viel Geld zahlen, ich aber das Gefühl habe, dass das nicht zu mir passt und ich es deshalb nicht tun will, dann brauche ich darüber nicht mehr nachzudenken. Wenn das mein erstes Gefühl ist, dann mache ich das auch nicht, obwohl es wirtschaftlich ein Wahnsinn ist.

Das hat mit Überzeugung zu tun.

Wenn ich Kinder hätte, dann wäre das anders. Jetzt habe ich den Luxus, das einfach aus dem Bauch heraus für mich entscheiden zu können.

OÖN-Albumwertung
Tim Bendzko: "Filter" (Warner) 
drei von sechs Sternen 

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