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"Sissi" und "Sisi" haben wenig gemeinsam

Von nachrichten.at/apa, 03. September 2023, 07:42 Uhr
Kaiserin Sisi als Lady Di des 19. Jahrhunderts
Karlheinz Böhm und Romy Schneider in „Sissi – Die junge Kaiserin“ im Jahr 1956: Marischkas Filmtrilogie prägte das Österreich-Bewusstsein.

WIEN. Sie haben zweifellos Kino- und Fernsehgeschichte geschrieben: Romy Schneider und Karlheinz Böhm als Kaiserpaar. Zwar hat "Sissi" mit "Sisi" so ziemlich überhaupt nichts gemeinsam, aus historischer Sicht ist der Film-Dreiteiler von Regisseur Ernst Marischka aber aus zwei Gründen von Bedeutung.

Einerseits waren die Filme maßgeblich an der Entstehung des Sisi-Mythos beteiligt, andererseits stellten sie auch einen Beitrag zur Herausbildung einer österreichischen Identität dar. Zu dieser Analyse kam etwa der Historiker Helmut Konrad, der in die unterschiedliche Einstellung der Ersten und Zweiten Republik zur Habsburgerzeit herausstreicht. Während man sich in der Zwischenkriegszeit bewusst von der Monarchie distanziert habe, versuchte man nach dem Zweiten Weltkrieg, das nationalsozialistische Erbe zu leugnen und griff daher auf ältere Anknüpfungspunkte zurück.

Ähnliche Schlüsse zog der 2016 verstorbene Buchautor und Regisseur Gerhard Tötschinger. Für ihn war insbesondere die Veränderung, welche die Sisi-Darstellung im Film und auf der Bühne über die Jahre durchmachte, von Bedeutung. Nach dem Ersten Weltkrieg gab es etwa den Stummfilm "Das Schicksal derer von Habsburg", in dem die Rolle der Kaiserin eindeutig negativ belegt war. Etwas anders gestaltete ich Tötschingers Recherchen zufolge hingegen die Darstellung Elisabeths in einer Operette von Fritz Kreisler im Jahr 1932, in der bereits erste Anzeichen einer Verklärung der Monarchie zu erkennen waren.

Ausdruck eines "demonstrativen Österreichbewusstseins"

Für Tötschinger kein Zufall, sondern der Ausdruck eines demonstrativen "Österreichbewusstseins", der sich nach dem Zweiten Weltkrieg eben in den "Sissi"-Filmen Jahre fortsetzte: "Das war ein bewusster politischer Akt", erklärte Tötschinger anlässlich es "Sisi-Jahres" 1998. Damals wurde der 100. Todestag der Kaiserin durchaus medienwirksam zelebriert.

Bildergalerie: Romy Schneider: Eine bewegte Karriere

Romy Schneider: Eine bewegte Karriere
(Foto: (ORF)) Bild 1/21
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Habe man sich in der Ersten Republik derart gegen Deutschland abgrenzen wollen ("Ein Bekenntnis, genauso wie man zu dieser Zeit selbst in Wien demonstrativ Trachtenanzug und Dirndl getragen hat."), galt es zwei Jahrzehnte später, nach dem Ende des Dritten Reiches eine neue, gemeinsame Identität aufzubauen. Zumal der erste Sissi-Film im Staatsvertragsjahr 1955 gedreht wurde.

Auch der Schauspieler Karlheinz Böhm (1928-2014), der unter Marischkas Regie Kaiser Franz Joseph mimte, charakterisierte die Filme Jahrzehnte später in einem Zeitungsinterview ("Salzburger Nachrichten") als kulturpolitisches Phänomen. Der Regisseur habe gar nicht versucht, sich an geschichtlichen Tatsachen zu orientieren: "Er wollte gar nicht, dass wir uns mit den historischen Figuren auseinandersetzen. Er wollte, dass wir seine Figuren spielen." Marischka sei vor allem daran gelegen gewesen, sein eigenes Weltbild zu schaffen. "Je länger ich darüber nachdenke, sind diese Filme ein signifikantes Beispiel für das, was die Leute damals getan haben. Es gibt eine Parallele der Verdrängung der Hitler-Vergangenheit mit der Glorifizierung der Kaiservergangenheit," so Böhm.

Dass die Schaffung dieser neuen Wirklichkeit auch tatsächlich funktionierte, erlebte Böhm dem Interview zufolge anlässlich der Premiere eines der Sissi-Filme in Madrid. Karlheinz Böhm und Romy Schneider wurden von einer begeisterten Menschenmasse empfangen: "Wir mussten die Leute unten grüßen wie ein echtes Kaiserpaar. Es war verrückt." Dass in dem Flieger mit Otto Habsburg auch der Sohn des letzten österreichischen Kaisers an Bord war, blieb von der jubelnden Menge unbemerkt.

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1  Kommentar
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HumanBeing (1.787 Kommentare)
am 03.09.2023 14:44

Glorifizierung zweier Personen, denen die Menschen ihrer Zeit total egal waren.

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