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Mariss Jansons: Der liebevolle Verführer zur Schönheit

Von Peter Grubmüller, 02. Dezember 2019, 00:04 Uhr
Der liebevolle Verführer zur Schönheit
Bild: ORF

Seine Erfolge aufzuzählen – darunter die Neujahrskonzerte mit den Wiener Philharmonikern 2006, 2012 und 2016 – würde Mariss Jansons nicht gerecht werden.

Das Herausragende an seiner Kunst war, wie er ohne Rücksicht auf Privatleben und Gesundheit um musikalische Wahrhaftigkeit rang. Wie er mit liebevoller Empathie jeden einzelnen Orchestermusiker für seine Ideale gewann. In der Nacht auf gestern ist der lettische Dirigent im Alter von 76 Jahren in St. Petersburg an Herzversagen gestorben.

Kaum ein Dirigent fühlte sich bedingungsloser dem Glanz der Musik verschrieben, ohne sich um den eigenen zu kümmern. Er kämpfte für die Idee der Komponisten. Wochenlang ging er Takt für Takt von Partituren durch, stets auf der Suche nach Schönheit, die er bei jeder Probe argumentierte. Erst im Sommer kam er trotz einer von Fieber begleiteten Viruserkrankung all seinen Verpflichtungen nach. Ein in Paris beim Heruntersteigen vom Pult zugezogener Riss der Achillessehne zwang ihn dann doch, die jüngsten Konzerte mit den Wiener Philharmonikern abzusagen. Zwei Herzinfarkte hatte er bereits hinter sich. Im Sommer 2020 hätte Jansons bei den Salzburger Festspielen Modest Mussorgskis Oper "Boris Godunow" in der von ihm bevorzugten Schostakowitsch-Fassung dirigieren sollen.

Im Ghetto von Riga geboren

Jansons wurde 1943 versteckt im Ghetto von Riga geboren. Sein Vater Arvid Jansons war ebenfalls Dirigent, seine jüdische Mutter Iraida Mezzosopranistin. Nach Studien beim legendären Dirigentenlehrer Hans Swarowsky in Wien und bei Herbert von Karajan in Salzburg machte ihn der große russische Dirigent Jewgeni Mrawinskij zu seinem Assistenten. Der damalige Chef der Leningrader Philharmoniker prägte Stil und Repertoire des jungen Jansons. Er sei für ihn ein zweiter Vater gewesen, sagte Jansons. Auch seine Schostakowitsch-Vorliebe ging auf seinen Lehrer zurück, der mehrere Werke des Komponisten uraufgeführt hatte.

Jansons hatte nichts mit einem früh gefeierten Pult-Genie gemein. Sein Weltruhm entwickelte sich langsam, da war er bereits 40. Neben seiner Arbeit bei den Leningrader Philharmonikern übernahm er 1979 die Osloer Philharmoniker und entwickelte das Orchester, das lange als provinzieller Klangkörper gegolten hatte, zu einem der besten Europas.

Fast hätte seine Karriere 1996 in Oslo jäh geendet, als der sich ständig Überfordernde während der letzten Partiturseiten von "La Bohème" einen Herzanfall auf dem Podium erlitt – und noch im Fallen dirigierte. Erinnerungen an seinen Vater erwachten: Dieser war 1984 während eines Konzerts in Manchester beim Dirigieren zusammengebrochen und kurz danach verstorben.

Nachfolger von Lorin Maazel

1992 bis 1997 war Jansons Erster Gastdirigent des London Philharmonic Orchestra, 1997 bis 2004 als Nachfolger von Lorin Maazel Chef des Pittsburgh Symphony Orchestra. Und wiederum löste er Maazel 2003 beim Symphonieorchester und Chor des Bayerischen Rundfunks ab. Die gleiche Position nahm er ab 2004 beim Concertgebouw Orchester in Amsterdam ein. Dass er dieses Engagement vor vier Jahren zugunsten des BR-Symphonieorchesters aufgab, erfüllte München mit Stolz. Dort setzte er sich jahrelang für einen neuen Konzertsaal ein. Der Beschluss dazu im Sommer machte ihn glücklich. Dessen für 2025 geplante Fertigstellung kommt für Mariss Jansons zu spät.

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Autor
Peter Grubmüller
Ressortleiter Kultur
Peter Grubmüller
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1  Kommentar
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mitreden (28.669 Kommentare)
am 02.12.2019 08:42

Und wieder musste einer der ganz Großen den Taktstock abgeben.
RIF

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