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Literaturnobelpreis: Kein Skandal, dafür eine große Überraschung

09. Oktober 2020, 00:04 Uhr
Kein Skandal, dafür eine große Überraschung
Louise Glück: ausgezeichnet für ihre „unverkennbare poetische Stimme, mit der sie mit strenger Schönheit die individuelle Existenz universell macht“ – so die Begründung der Schwedischen Akademie Bild: APAweb

Die Schrecksekunde dauerte auch in der Fachwelt verhältnismäßig lange, als Mats Malm von der Schwedischen Akademie gestern, Schlag 13 Uhr, den Namen der neuen Literaturnobelpreisträgerin bekannt gab.

Louise Glück, US-amerikanische Lyrikerin, ist bestimmt keine skandalträchtige Entscheidung wie im Vorjahr, als Peter Handke mit dem Literaturnobelpreis bedacht worden war, eine Überraschung ist sie allemal. Auch die Preisträgerin selbst wurde von der freudigen Kunde völlig überrumpelt. Sie brauche dringend Kaffee und könne noch nicht sagen, was der Nobelpreis für sie bedeute, sagte die 77 Jahre alte Poetin in einem kurzen Telefonat, das auf dem offiziellen Twitter-Account der Nobelpreise veröffentlicht wurde.

  • Video: Der Literaturnobelpreis 2020 geht an die US-amerikanische Lyrikerin und Essayistin Louise Elisabeth Glück. 

"Jetzt kann ich ein Haus kaufen"

"Das ist zu neu, ich weiß nicht, was es wirklich bedeutet." In den USA war es zu dem Zeitpunkt wegen der Zeitverschiebung erst früh am Morgen. Praktisch betrachtet müsse sie daran denken, dass sie ein Haus in Vermont kaufen wolle, sagte Glück. Derzeit habe sie eine Eigentumswohnung in Cambridge. "Deshalb habe ich gedacht: Nun, jetzt kann ich ein Haus kaufen." Zugleich habe sie auch Sorgen, dass sich ihr Alltag durch den Preis verändern werde. Schon jetzt läute das Telefon ununterbrochen.

"Strenge Schönheit"

Die 77-Jährige werde "für ihre unverkennbare poetische Stimme" ausgezeichnet, mit der sie "mit strenger Schönheit die individuelle Existenz universell" mache, sagte der Ständige Sekretär der Akademie, Mats Malm.

Überrascht waren auch viele Experten hierzulande. In der österreichischen Literaturszene ist die neue Nobelpreisträgerin weitgehend unbekannt. Eine Ausnahme ist Clemens J. Setz, der sagte: "Man kann sich sehr freuen über den Preis an Louise Glück, obwohl ich selber den Preis viel lieber an Sharon Olds oder Eileen Myles verliehen gesehen hätte", so der Autor und Übersetzer.

Glück sei ihm "manchmal vielleicht etwas zu anständig und instagramscreenshotpoesieartig, aber in ihren besten Gedichten entwickelt sie eine ganz eigentümliche Vitalität und lebenskluge Melancholie".

Der deutsche Literaturkritiker Denis Scheck begrüßt die Auszeichnung für Louise Glück. "Es ist eine Überraschung, aber keine schlechte", sagte Scheck. Glück sei eine äußerst qualitätsvolle und in den USA sehr berühmte Lyrikerin, die dort alles an Preisen erhalten habe, was man gewinnen könne. "Das ist ein Festtag für Leser und unterstreicht die Bedeutung der Lyrik auch im 21. Jahrhundert."

All jene, die das Werk nun ehebaldigst auf Deutsch nachlesen wollen, müssen sich jedoch noch gedulden. Bisher sind von Glück bei Luchterhand zwei Gedichtbände erschienen – die sind allerdings vergriffen. Derzeit verhandelt der Verlag neu über die Rechte, hieß es von einem Luchterhand-Sprecher. 2007 erschien "Averno" und 2008 "Wilde Iris", beide wurden von Ulrike Draesner, die selbst eine preisgekrönte Romanautorin, Essayistin und Lyrikerin ist, übersetzt.

Virtuelle Preisverleihung

Die am 10. Dezember übliche Preisverleihung im Konzerthaus von Stockholm soll durch eine im Fernsehen übertragene Vergabe im Rathaus der Stadt ersetzt werden, bei der die Preisträger aus ihrer Heimat zugeschaltet werden.

Literaturnobelpreise für die USA: Von Dylan bis Hemingway

Der Literaturnobelpreis geht heuer an die Lyrikerin und Essayistin Louise Glück – und damit erneut an einen Autor, Künstler oder eine Schriftstellerin in den USA. Ein kurzer Rückblick:

  • 2016 – Bob Dylan: Überraschend erhält der Musiker den Preis, kommt aber nicht zur Verleihung in Stockholm.
  • 1993 – Toni Morrison: Die Autorin („Jazz“) erhält als erste Schwarze die Auszeichnung – für ihre „visionäre Kraft und poetische Prägnanz“.
  • 1987 – Joseph Brodsky: Der Lyriker („Einem alten Architekten in Rom“) musste aus der Sowjetunion in die USA emigrieren.
  • 1980 – Czeslaw Milosz: Nach der Auswanderung in die Vereinigten Staaten schrieb der Autor aus Polen („Lied vom Weltende“) weiter in seiner Muttersprache.
  • 1978 – Isaac B. Singer: Der aus Warschau stammende Schriftsteller („Die Familie Moschkat“) schrieb seine Werke stets auf Jiddisch.
  • 1976 – Saul Bellow: Der Sohn russischer Emigranten („Herzog“) beschäftigte sich vor allem mit der Vereinsamung des Menschen in der Großstadt.
  • 1962 – John Steinbeck: Der Autor („Früchte des Zorns“) verstand sich als literarischer Fürsprecher der Armen, Entrechteten und Unangepassten.
  • 1954 – Ernest Hemingway: Nicht nur wegen „Der alte Mann und das Meer“ zählt er zu den echten Giganten der Literatur des 20. Jahrhunderts.
  • 1949 – William Faulkner: Ihn interessierten vor allem die Probleme des Südens und die Erinnerung an den US-Bürgerkrieg („Schall und Wahn“).
  • 1938 – Pearl S. Buck: Die in China aufgewachsene Autorin wurde erfolgreich mit ihren Romanen über das asiatische Land.
  • 1936 – Eugene O’Neill: Der Dramatiker wurde für seine „Ehrlichkeit und tief empfundenen Emotionen“ geehrt.
  • 1930 – Sinclair Lewis: Mit satirischen Romanen („Babbitt“) wurde er zu einem der anerkanntesten Autoren seiner Generation.
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