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"The Revenant": Leonardos blutgetränkter Leidensweg

Von Nora Bruckmüller, 05. Jänner 2016, 00:04 Uhr
Leonardos blutgetränkter Leidensweg
Leonardo DiCaprio, in "The Revenant" mit Blut und Schweiß getränkt Bild: Centfox

Visuell starkes Rachedrama mit einem grandiosem Leonardo DiCaprio.

Wie ein warmes Fußbad muss sich der Dreh von "Titanic" (1997) für Leonardo DiCaprio im Vergleich zu den Arbeiten für "The Revenant" angefühlt haben. James Cameron jagte ihn als Jungspund zwar ins Eiswasser. Oscarpreisträger und Regisseur Alejandro G. Iñárritu ("Birdman") ließ den Charakterdarsteller, 41, aber noch mehr durchmachen. Der Hollywoodstar schwamm in den winterlichen Rocky Mountains durch reißende Flüsse, kroch auf allen Vieren über Eis und Geröll und aß Bisonleber.

Warum? Weil es die Geschichte von "The Revenant" ("Die Rückkehrer") von ihm verlangte. Und all diese geschilderten Extremsituationen spiegeln ihren Tenor. Sie ist archaisch, beinhart, männlich und erzählt eine der ältesten, aber ursprünglichsten Geschichten: jene vom Überleben.

Zum Sterben zurückgelassen

DiCaprio verkörpert darin Hugh Glass, Arbeiter für ein Unternehmen, das Biberfelle vertreibt. Als seine Mannschaft unter Captain Andrew Henry (Domhnall Gleeson) auf der Flucht vor Indianern ist, muss der Gebietskundige Glass den Späher machen. Er wird – und das ist in einer langen, atemberaubenden Sequenz eingefangen – von einem Bären fast zu Tode gebissen.

Auf Befehl des Captains bleiben drei Männer bei ihm zurück, während der Rest Hilfe holt: Glass’ Sohn Hawk, den er mit seiner Frau, einer Indianerin, hat, sowie der junge Bridger (fantastisch: Will Poulter) und John Fitzgerald, von einem einmaligen Tom Hardy ("Mad Max") gespielt.

Hardys Figur verleiht der ohnehin deftigen Handlung die gewisse Würze. Von Indianern skalpiert, vom Geist her schwach, tötet er Hawk, täuscht den unerfahrenen Bridger aus. Sie lassen Glass sterbend zurück. Fitzgeralds offizielle Version: Sie gingen erst, als Glass bereits tot war. Es ging ihm rein um das Geld, dass ihm für das Beschützen von Glass versprochen wurde. Doch während die Männer ins warme Fort reisen, schält sich Glass aus seinem Grab. Er will Rache für sein totes Kind.

Wie getriebene Tiere

Ab diesem Zeitpunkt stehen die Werte der Zivilisation zur Diskussion: Moral und Menschlichkeit. Wie vorläufig sie sind, zeigen der Jäger und der Gejagte. Auf ihren weiten Wegen, über schneebedeckte Ebenen, durch tiefe Wälder und Stürme, werden beide zu Getriebenen, zu Tieren. DiCaprio erzählt von der Rachelust mit seinem zerschundenen Körper und jedes Mal, wenn er vor Anstrengung und Wut krächzt, röchelt, gurgelt, keucht. Hardy verkommt zu einem Wahnsinnigen, dessen Körper von innerer Unruhe angestacheltet wird, während seine Augen immer leerer werden. Hochkarätige Vorstellungen, die einen mit ihrer Wucht erfassen.

Doch obwohl ihre Verfolgungsjagd auf ein Duell hinausläuft, sind Iñárritu und sein oscarprämierter Kameramann Emmanuel Lubezki nicht dem Reiz des Westerns erlegen. Die Bilder leben nicht von Prärie-Kitsch, sondern fangen rohe Gewalt und geschundene Seelen so authentisch ein, dass man meint, Schweiß, Blut und Erde schmecken zu können.

Trotz aller Grausamkeit ist "The Revenant" aber von besonderer Schönheit. Dank eines spielerischen Schnitts, der das Gezeigte vorbeiziehen lässt, wie einen Fiebertraum, der immer wieder von starken Aufnahmen der rauen Landschaft unterbrochen wird.

Umso bitterer sind die Längen, die sich aus dieser Bildsprache ergeben. Die kann man noch aussitzen, DiCaprios übertriebene Überlebensfähigkeit leider nicht. Sie stört, weil sie grotesk ist.

The Revenant: USA 2015, 150 Min.

 

Hintergrund und Filmpreis-Gerüchte

Golden Globes: In vier Kategorien ist „The Revenant“ für den Golden Globe nominiert, vergeben von der internationalen Filmkritik: bestes Drama, beste Regie, Musik, bester Darsteller.

Oscar für Leo? Gewinnt DiCaprio den Golden Globe, kann das als gutes Zeichen für eine folgende Oscarnominierung gewertet werden. DiCaprio ist, was den Oscar betrifft, vom Pech verfolgt. Er war bereits fünf Mal nominiert, zuletzt 2014 für „Wolf of Wall Street“, und ging immer leer aus.

Vorgeschichte: „The Revenant“ (2015) basiert lose auf wahren Begebenheiten und auf dem Buch von US-Historiker Michael Punke. Im Film „Man in the Wilderness“ (1971) spielte Richard Harris die Hauptrolle.

 

 

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