Gut, routiniert und ein wenig belanglos
Martin Suters neuer "Allmen"-Krimi führt auf die Partyinsel Ibiza
Der Schweizer Autor Martin Suter ist ein Meister der Erzählung. Seine Sprache, sein Sprachwitz und seine Begabung für unvorhergesehene Wendungen hat ihm nebst einer Vielzahl verkaufter Bücher eine veritable Fanschar eingebracht. Romane wie "Small World" oder "Ein perfekter Freund" sind in vielen Privatbibliotheken etabliert.
Das hebt in der Folge die Erwartungshaltung der Leserschaft. Genau an diesem Punkt hapert es mit Suters neuem Roman "Allmen und der Koi" ein wenig. Die lose eingestreute Krimi-Reihe des Vielschreibers handelt von den Aufträgen, die der einstige Gentleman-Gauner Johann Friedrich von Allmen mit seinem treuen Diener Carlos zu lösen hat.
Diesmal ist die Partyinsel Ibiza Schauplatz der Handlung. Allmen wird vom schwerkranken und stinkreichen ehemaligen Musikproduzenten Steve Garrett gerufen. Der Detektiv soll einen wertvollen Koi suchen, der aus dem Teich seines Auftraggebers gestohlen worden ist. "Boy" heißt der weiße Fisch mit markantem roten Punkt auf dem Kopf, der Garretts Geliebter Akina gehört. Akina ist, was ihre sexuellen Aktivitäten anbelangt, sehr engagiert. Auch Allmen verfällt ihr.
Die Geschichte ist schnell erzählt. Es geht um Machenschaften, Geld und Gier. Und Martin Suter erzählt sie wieder eloquent, selbstsicher, detailverliebt. Gerne googelt man die elitären Speisen, die da in dekadenten Kreisen kredenzt werden. Leicht driftet man ab, malt sich die Bilder aus, die Suter aus der Welt der Reichen und Schönen so gut beschreiben kann. Von Anfang an ist da dieser Effekt, dieses Buch nicht weglegen zu wollen, es zu Ende lesen zu müssen.
Und dennoch: "Allmen und der Koi" ist eine zum Roman aufgebauschte Kurzgeschichte, von Martin Suter routiniert heruntergeschrieben und – wenn man das Talent des Autors kennt – ein wenig belanglos daherkommend.
Martin Suter: "Allmen und der Koi", Diogenes, 22,70 Euro
OÖN Bewertung: