Er spuckte große Töne und traf sie kaum
Dieter Bohlen in Wien: Zwischen Reminiszenz und Selbstdarstellung.
Seit 35 Jahren spaltet Dieter Bohlen den Musikkosmos. Die einen lieben den mittlerweile 65-Jährigen und da vor allem das von ihm zur Schau getragene, stark narzisstisch angehauchte Gesamtpaket. Da geht es um Dieter Bohlen, den erfolgreichen Musikproduzenten, Dieter Bohlen, den sehr erfolgreichen Musiker ("Modern Talking", "Blue System"), und da geht es um Dieter Bohlen, den kauzig-frechen Juror in gefühlt hundert Castingshows. Jedenfalls geht es immer um Dieter Bohlen. Die, die ihn nicht mögen, werfen ihm mediengeiles, herabwürdigendes Verhalten vor und beschränken seine kompositorischen Fähigkeiten auf eine kaum abweichende Anordnung von drei Akkorden.
22 Nummer-eins-Hits
Jetzt hat sich der Deutsche zu einem durchaus publikumsmagnetischen Bühnencomeback entschlossen. In Deutschland füllte er mit seiner "Mega"-Tour die Hallen, bei seinem Gastspiel mit Band am Freitag war die Wiener Stadthalle mit 5000 Besuchern gerade einmal zu zwei Drittel voll. Mit im Gepäck hatte Bohlen 22 von ihm geschriebene Nummer-eins-Hits (darunter überraschender Weise auch welche für DJ Ötzi und Andrea Berg) und schon allein dafür gebührt ihm Respekt.
Jetzt zum Aber: Dieter Bohlen fordert von seinen jungen Castingstars in spe zu Recht immer wieder wortgewaltig richtiges Singen ein. ("Du triffst keinen einzigen Ton, das war jetzt echt scheiße, du. Von mir ein klares Nein!"). Bei seinem eigenen Showauftritt am Freitag geriet Tönetreffen zum vernachlässigbaren Zufallsprodukt. Anders ausgedrückt: Falschsingen war am Freitag jedenfalls der inoffizielle Titel von Bohlens Mottoshow.
Große Töne spucken kann Dieter Bohlen indessen bestens. Seinen oft schon bewiesenen Hang zum Fäkal-Wortschatz dickte der 65-jährige Pop-Titan auf "Geil" und "Scheiß" ein – wenn er zwischen der gesungenen Leistungsschau Geschichten aus seinem Leben erzählte und zum Jahrmarkt der Eitelkeiten generierte. So durfte man auch erfahren, dass er unbedingt einen Song für Rod Steward schreiben wollte. Das Management winkte ab, weshalb "Midnight Lady" Chris Norman berühmt machte.
Natürlich gingen die Modern-Talking-Songs samt alter Videos bei den Fans hinunter wie Öl. "Geronimo’s Cadillac", "Brother Louie", "Cheri Cheri Lady" und das finale "You’re my Heart" haben alle dasselbe Erfolgsmuster: eingängige Beats, einfache Mitsing-Texte und finaler Eunuchen-Gesang.
Fazit: Eine witzig-nette musikalische Zeitreise voll Selbstbeweihräucherung
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