Ein Komödiant und der Tragödie erster Teil: Hinreißende Short Cuts
Friedrich Eidenberger meistert 80 Theaterminuten ohne Netz mit Bravour.
Friedrich Eidenberger gehört der vierköpfigen Talentetruppe namens "Junges Theater" des Landestheaters an. Gestern durfte sich der 27-Jährige 80 Minuten lang allein austoben. In Nele Neitzkes Bearbeitung "Faust Short Cuts" gab Eidenberger den Faust, den Mephisto, das Gretchen und viele andere. Zu Hilfe kamen ihm einzig die Requisiten – ein Zelt, ein alter Kassettenrekorder, eine Gabel, ein rosa Plüschtier (Pudel).
Es waren 80 sehr kurzweilige Premieren-Minuten auf der Studiobühne, in denen Eidenberger eine Geschichte erzählte. Die Geschichte vom jungen Schauspieler, der endlich wieder einmal (seit 2009) Goethes Faust auf den Bühnenbrettern des Landestheaters sehen (und da auch in gewichtiger Rolle mitspielen) möchte. Dazu bedient er sich eines fiktiven Erlebnisses, als er als Jugendlicher eine sehr kleine Rolle im Faust des "Wartburg-Theaters" spielen durfte.
Aus der Überhöhung der einstigen Rolle entstand ein gelungener Mix an witzigen Erinnerungen und Auszügen aus der Tragödie erster Teil. Dank seiner komödiantischen Fähigkeiten und dem nachvollziehbaren Hang zum Tragischen hat Friedrich Eidenberger eine Hochschaubahn der Emotionen dargereicht. Diese gipfelte letztlich in einer Gesamtleistung, die weit mehr war als eine Talentprobe. Fein auch die Auflösung zum Schluss.
Fazit: Eidenberger würde man gern einmal im richtigen Faust sehen.
"Faust Short Cuts": Junges Theater, 20.9., Studiobühne Promenade