Wer glaubt denn an solch eine Liebesgeschichte?
Musiktheater: Hier ist auch Platz für Experimente wie „Die Kameliendame“ als elektronische Operetten-Parodie.
Der Text ist wirklich gut: Rhythmisch, gescheit, humorvoll, ironisch – und das alles gereimt! – parodiert er Opern- und Operettenwelt und nimmt auch gleich die Schauspielwelt auf die Schaufel. Aber am meisten macht er sich lustig über die weltberühmte Geschichte der "Kameliendame", geschrieben von Alexandre Dumas, der von der Liebe zwischen der todkranken Hure und dem jugendlichen Liebhaber aus bürgerlichem Hause berichtet.
Für "eher dumm" hält diese Geschichte Philip Krückemeier, seit drei Jahren Regieassistent am Landestheater Linz. Deshalb hat er sich für seine erste eigene Inszenierung intensiv mit der "Kameliendame" auseinandergesetzt, den Inhalt zum gereimten Libretto zusammengefasst und das alles zu einer außergewöhnlichen Bühnenfassung gemacht. Dennis Le Rose hat die großartige Musik dazu komponiert: Da geht zuckersüßer Operettenklang mit fetten Beats eine Partnerschaft ein, da tänzeln gemütvolle Streicher mit elektronischen Loops – live an den Pults von DJ Björn Büchner dargebracht, mit dem immer wiederkehrenden gleichen Musikelement, wenn Anna Eger als Erzählerin die Handlung erklärt, vorantreibt, kommentiert und dirigiert. Und wie sie das tut! In einem Hip-Hop-ähnlichen Sprechgesang trägt sie diese wahrlich nicht einfache Textmenge vor, verhaspelt sich kaum, kommt nicht aus dem Rhythmus – Respekt und Anerkennung!
Bei seiner Inszenierung ist Krückemeier allerdings ab und an der dramaturgische Bogen abhanden gekommen, da schleichen sich unnötige Längen ein (beispielsweise bei der Herzerlhol-Aktion), manch nicht schlüssige Pause, das Herumgekrame der Erzählerin in den Körben ließe sich effizienter gestalten und manche Szene überhaupt ersparen. Dann würde aus den eineinhalb Stunden Spieldauer eine kompakte Stunde – und das wäre schon gut so.
Das g’standene Landestheater-Schauspielduo Eva-Maria Aichner und Joachim Rathke macht die Gaudi bereitwillig mit. Die beiden müssen singen, was Aichner halbwegs passabel, Rathke eher weniger macht. Schauspielerisch gesehen, fordert der Regisseur die beiden kaum über Laientheater-Niveau. Eine Blödelei, auf die man sich unvoreingenommen und gut gelaunt einlassen sollte, dann macht es auch Spaß.
Theater: "Die Kameliendame" nach A. Dumas; Musiktheater / Blackbox, Uraufführung am 8.4.
OÖN Bewertung:
Und wie schaut's da mit der Auslastung aus?? Das interessiert den Steuerzahler, weil wenn jetzt schon € 140,-- pro Sitzplatz zugeschossen werden müssen, was ist dann bei Experimenten???