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Der "Instant Composer"

26. Oktober 2018, 10:04 Uhr
Der "Instant Composer"
Bild: Julia Wesely

Bruckneruni Linz, Wien, New York und retour: Martin Reiter war viel unterwegs. Am 11. November spielt der Pianist in Linz, am 23. November in St. Florian. Über sein Leben und die österreichische Jazz-Szene hat er mit den OÖN gesprochen

Wie er mit 14 Jahren Barpianist wurde und warum er gern Musiker in Österreich ist, erzählt Martin Reiter im Gespräch.

Sie haben in Linz und dann in Wien studiert. Wie haben Sie Ihre Linzer Zeit in Erinnerung?

Martin Reiter: Mir hat das Studieren dort irrsinnig gut gefallen. Die Jazz-Abteilung war sehr offen und freundlich. Es war für mich neu, dass so viele junge Leute auf einem Haufen sind, die sich alle für dasselbe interessieren, und die Lehrer haben das super unterstützt. Es war damals auch in Linz einiges los, an Konzerten und Jam-Sessions. Man hat auch als Zuhörer etwas erleben können.

Ihre ersten Auftritte hatten Sie mit 14 als Barpianist. Wie ist es dazu gekommen?

Das hab’ ich meinem damaligen Musikschullehrer zu verdanken, der immer Anfragen bekommen hat. So viele, dass er sie selber nicht mehr bewältigen konnte. Rückblickend gesehen hat es vielleicht auch welche gegeben, die für ihn nicht super attraktiv waren von der Bezahlung, aber für einen Schüler schon. Als ich eine Stunde Repertoire gehabt hab’, hat er gemeint, ich könnte mich schon drübertrauen. Meine ersten Auftritte waren bei lokalen Maturabällen für die Pianobar, das war für mich eine Super-Erfahrung.

Dass Sie Profi wurden, war für Sie keine Entscheidung, sondern eine logische Entwicklung.
Was treibt Sie als Künstler an?

Die Liebe zur Musik, ich hab schon immer viel Musik gehört und bin gern auf Konzerte gegangen. Irgendwann bin ich draufgekommen, dass man das selber auch machen kann, so dass es halbwegs vernünftig klingt. Das Kommunizieren mit anderen Musikern ist etwas ganz Einzigartiges, vor allem in unserem Bereich, wo viel improvisiert wird. Es ist jedesmal und mit jedem Musiker anders und neu. Das ist etwas ganz Erfrischendes.

Was inspiriert Sie zu einer Komposition – ein Gefühl, ein Bild, ein Ereignis…?

Sowohl als auch. Manche Stücke entstehen in Situationen, wo ich die Umgebung mit einbeziehe. Einmal war ich bei einem Artist in Residenz-Aufenthalt auf Elba. Mein Arbeitsplatz war ein Raum mit Flügel und direktem Blick aufs Meer und auf Segelboote. So ist "Navio" entstanden, italienisch für Segelboot. Es können aber auch Personen sein. Meine Frau hat eine unglaublich energische Tante Auguste. Eine Komposition heißt "Augusta".

Sie wenden "Instant Composing" an. Können Sie umschreiben, worum es geht?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten beim Improvisieren. Es kann einen vorgegebenen Rahmen geben – wenn man bestimmte Lieder improvisiert, die Akkordabfolge im Kopf hat und spielt, was einem einfällt. Instant Composing meint, dass man ohne Raster versucht, im Moment so zu improvisieren, dass es wie eine Komposition klingt. Man hat es vorher noch nie so gespielt und wird auch nachher nie wieder so spielen können. Meine letzte Solo-CD-"Lucid" ist zu 100 Prozent so entstanden.

Ihr Electric Trio feiert heuer seinen 20. Geburtstag. Sie ersetzen das Klavier durch Keyboard.
Was war dafür der zündende Funke?

Das hat unterschiedliche Gründe. Der erste ist eine Erweiterung des Sound-Spektrums. Wenn man sich nicht nur auf den Klavierklang beschränkt, hat man einfach mehr Möglichkeiten, man kann eigene Sounds kreieren. Die praktischen Gründe sind, dass man ein Keyboard einfach leichter verstärken und auch transportieren kann.

Sie waren auch viel in New York. Was haben Sie aus dieser Zeit mitgenommen?

Ich habe unheimlich viel Input gekriegt, habe mir Musiker angehört und hatte die Möglichkeit, einige von ihnen kennenzulernen. Es ist eine unglaubliche Energie, die in dieser Stadt herrscht. Jeder, der dort hinkommt, aus der ganzen Welt, möchte etwas erreichen, der bringt eine Riesenportion Idealismus mit, das spürt man an der Stimmung. Von jeder Kultur gibt es dort Vertreter, was die Musik betrifft, oft die besten der Welt.

Wie ist es um die österreichische Jazz-Szene bestellt?

Die österreichische Szene hat sich unheimlich entwickelt in den vergangenen 20, 30 Jahren. Vor allem seit der Digitalisierungswelle: Informationen sind im Internet abrufbar, man findet fast alle wichtigen Dinge auf YouTube. Dieser leichte Zugang hat viel verändert. Die jungen Musiker, die zu uns zur Aufnahmeprüfung kommen, sind schon wahnsinnig gut. Österreich ist ein wirklich guter Platz, um Musiker zu sein. Auch wenn es in den vergangenen Jahren Einbußen gegeben hat in den Kulturbudgets, was natürlich schade ist. Aber Österreich ist im internationalen Vergleich immer noch ein Land, in dem man als Künstler gut leben kann.

Gibt es genug Auftrittsmöglichkeiten für Jazz?

Ich würde mir mehr wünschen. Es gibt schon viele Orte, an denen man auftreten kann, aber wenige, die eine vernünftige Infrastruktur bieten – mit guten Instrumenten, Mikrofonen, Tonanlage, Öffentlichkeitsarbeit und wo man dann auch ein vernünftiges Honorar bekommt. Diese Plätze kann man an zwei Händen abzählen.

Sie lehren seit sechs Jahren an der Privatuniversität für Musik und Kunst in Wien. Welchen Rat würden Sie jungen Musikern heute geben?

Als Pädagoge versuche ich relativ positiv auf die jungen Menschen zuzugehen, ihnen zu vermitteln, dass sie, wenn sie wirklich Hingabe und Liebe haben zu dem, was sie machen, auch erfolgreich sein werden. Das ist meine Grundüberzeugung, auch für andere Berufe. Es gibt so viele Arten von Musik und unendlich viele Möglichkeiten, Jazz zu spielen. Es gibt garantiert auch das Publikum dafür, man muss nur daran arbeiten, das richtige zu finden, anzusprechen und zu informieren. Es ist auch in der heutigen Zeit, in der sich die Musikindustrie total verändert hat, noch immer möglich, als aktiver Musiker ein gutes Leben zu führen.

Mit "Jazz Ahaed" haben Sie eine Klavierschule vorgelegt. Warum?

Ich habe oft für Anfänger Literatur gesucht. Die meisten Jazz-Klavierschulen setzten ein bissl zu kompliziert an, ich wollte eine Nische finden für jemanden, der schon ein wenig Klavierspielen kann, der weiß, wie ein Dreiklang aufgebaut ist. Da kann man schon beginnen, sich auf Jazz vorzubereiten. Wir haben CDs gemacht, wo man mitspielen kann, das soll ein bissl ermuntern zum Üben.

HINTERGRUND

Leben: Martin Reiter, 1978 in Wien geboren, studierte Jazz-Klavier in Linz und Wien. 2002 erhält er den „Austrian Young Lions“-Award und den Hans-Koller-Preis. Es folgen Aufenthalte in New York. 2005 veröffentlicht er das Album „Chez es Saada“, das ihm einige Türen öffnet. Enge Zusammenarbeit mit dem Gitarristen Andi Tausch. Seit 2012 ist er Professor an der Musik- und Kunst-Privatuniversität Wien und Vater. Er lebt mit seiner Familie in Klosterneuburg.

Trio: In seinem „acoustic trio“ spielt er mit David Dolliner (Bass) und Wolfi Rainer (Drums); zum „electric trio“ gehören Jojo Lackner (Bass) und Christian Eberle (Drums)

CDs „Lucid“ nennt Martin Reiter seine neu Solo-CD mit Improvisationen.

Mit „Better Place“ legt er zudem sein Debüt-Album auf der Hammond-Orgel vor.

Auf 40 Stück limitiert ist seine Edition „Martin Reiter - 40. Geburtstag“ mit 3 Alben zum 40er, erhältlich bei www.sessionworkrecords.com

KONZERTE

Am 11. 11., Linz, Musiktheater Foyer: martin reiter acoustic trio & Eva Moreno (Vocals), 11 Uhr, Karten: 0800 218 000, landesthaeter-linz.at;
23. 11., St. Florian, Altes Kino, 20 Uhr, Wiener Str. 8, martin reiter electric trio & Chanda Rule (Vocals),
Karten: Raiba, VKB Enns u. Niederneukirchen, Tourismusbüro St. Florian;
mehr Termine: www.martinreiter.com

 


 

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