Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Buchkritik: Literarischer Ausflug nach Paris

Von Heidi Riepl, 29. August 2015, 00:04 Uhr
Literarischer Ausflug nach Paris
Paris. Stadt der Liebe. Stadt der Träume. Stadt des Glanzes. Stadt der Heiligen und Gelehrten. Stadt der Freude und des Lasters. In zweitausend Jahren hatte Paris schon alles gesehen. Bild: Reuters

Der fundiert recherchierte Roman "Paris" des Briten Edward Rutherfurd lädt mit seinen 928 Seiten zum Versinken in die spannende Geschichte der französischen Hauptstadt ein.

Gleich vorweg: "Paris – Roman einer Stadt" ist alles andere als ein handliches Buch, das man schnell beim Arzt aus der Tasche zieht oder im überfüllten Autobus liest. Mit seinen 928 Seiten erfordert dieser Roman nicht nur viel Ausdauer, sondern auch einiges an Muskelkraft. Die 1,5 Kilogramm dieses Monumentalwerks können nach stundenlangem Lesen ziemlich schwer in der Hand liegen.

Nicht jedoch der Inhalt, der den Leser regelrecht über die Pariser Boulevards flanieren und das berühmte Flair der französischen Hauptstadt atmen lässt.

Es sind unglaublich viele Aspekte, die Edward Rutherfurd in dieser Pariser Entstehungsgeschichte bis zur Nachkriegszeit abarbeitet. Aus dieser Stofffülle wählt er genau die Themen aus, die zum einen prägend für die Geschichte waren, zum anderen aber auch den Leser bei der Stange halten und die Erzählung voranbringen: Die Zeit der Templer und Hugenotten, die Pariser Commune und der Sturm auf die Bastille, die Dreyfus-Affäre und die Resistance, Kriege und Hungersnöte werden hier auf spannende Weise nacherzählt.

Interessante historische Details

Selbst beim Bau des Eiffelturms ist der Leser zugegen und erfährt dabei interessante historische Details. Auch auf gesellschaftliche Entwicklungen wie die veränderte Stellung der Frau wird in diesem opulenten Werk nicht vergessen.

Die verbindenden Elemente durch die verschiedenen Epochen sind die Schicksale von fünf Familien, deren Mitglieder nicht nur mit einzelnen Aspekten der Stadtgeschichte, sondern auch untereinander verwoben sind: Für den Adel steht die Familie Le Cygnes, für die Mittellosen die Familie Le Sourds. Die Handwerker werden durch die Brüder Gascon vertreten, von denen Thomas am Bau des Eiffelturms beteiligt ist. Die Blanchards repräsentieren die Händler und machen sich einen Namen als Besitzer der großen Kaufhäuser. Und schließlich die Familie Jakob, die ebenfalls im Handel tätig ist, sich aber auch den schönen Künsten verschrieben hat.

Man begegnet sich, verliebt sich und verliert sich wieder. Es kommt aber auch zu folgenschweren Missverständnissen, deren Wirkung sich über mehrere Generationen hinzieht.

Der Engländer Edward Rutherfurd muss für seinen detailreichen und historisch fundierten Roman jahrelang recherchiert haben. Es gelingt ihm, bildprächtig und farbenreich zu formulieren, sodass sich beim Lesen Paris wie ein Pop-up-Buch öffnet. Trotz aller Schrecken, Ungerechtigkeiten, Zerwürfnisse und verlorenen und verpassten Möglichkeiten kann sich der Leser diesem Bann nicht entziehen. Um bei dem ständigen Wechsel zwischen den Zeiten und Perspektiven nicht die Orientierung zu verlieren, hilft der Stammbaum auf der ersten Buchseite.

Nach dem Ende der Lektüre stellt sich dann fast so etwas wie Wehmut ein. Zu gerne würde man die einzelnen Familien bis in die unmittelbare Gegenwart begleiten.

Fazit: Geschichtsunterricht kann auch ungemein spannend sein. Ideal für schlaflose Nächte, nicht nur für Parisliebhaber.

Edward Rutherfur: "Paris", Blessing-Verlag, 928 Seiten, 30,90 Euro

mehr aus Kultur

Vorwürfe der sexuellen Gewalt: Gérard Depardieu wird der Prozess gemacht

"Männer" von Moritz Franz Beichl: Zwei Brüder, ein Kampf

Billie Eilish kommt 2025 nach Wien

Linzer Festival 4020 widmet sich heuer der "Erfindung der Moderne"

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen