"Dumbo": Ein süßer Babyelefant macht keinen ganzen Film
Tim Burtons "Dumbo", eine Bruchlandung.
Bis der große Star auftritt, lässt Regisseur Tim Burton ("Edward mit den Scherenhänden", "Corpse Bride") den Zuseher lange warten. Doch dann purzelt er in die Welt. Zuerst noch im Stroh in seinem Zirkuswaggon versteckt, schaut der wohl berühmteste Babyelefant des Films einem mitten ins Herz. Mit blauen Kulleraugen und zu großen Ohren, mit denen er fliegen wird.
Burton hat aus der berühmten Zeichentrickfigur ein animiertes, anmutiges Wesen formen lassen, das in seiner Version zu echten Schauspielern stößt. Bewiesen hat er damit aber nicht viel mehr, als dass Niedlichkeit auch digitalisiert funktionieren kann. Und erneut, was aufmerksame Kinogeher längst wissen: Die Regie-Handschrift mit den Zwängen eines auf Käuferschichten zugeschnittenen Kinos zu vereinen, endet oft fatal.
In "Dumbo" liegt das stark an einer langatmigen Geschichte, die anscheinend jedem Schauspiel-Star seinen wohl von der Länge her vertraglich zugesicherten Auftritt zu gönnen hat: Colin Farrell spielt einen Kunstreiter, der im Krieg einen Arm verloren hat. Er kehrt zu seinem Zirkus zurück, mit dem sein polternder Direktor (klasse: Danny DeVito) überfordert ist. Als er kämpfte, starb seine Frau und die Mutter der beiden Kinder. Doch Dumbo wird zur Attraktion, die einen bösen Vergnügungspark-Chef (Michael Keaton) zur Übernahme verführt, Eva Green gibt seine Mätresse und eine Akrobatin. Bevor alles gut wird, wird alles ganz übel.
Es dauert bis zum letzten Drittel, bis sich all das richtig verdichtet, sich in die von Burton wie erwartet opulent schön gestalteten Bilder schmiegt und die Botschaft, dass Ungewöhnliches eh gut ist, nicht allzu durchhämmert. Kino für Kinder ist das nicht, sondern für jene, die das Original "Dumbo" (1941), Disney-Filme der 90er und der frühe Burton geprägt haben, als sie noch klein waren. Sie haben heute ja das Geld. Einen guten, modernen Dumbo kriegen sie dafür nicht.
"Dumbo": USA 2019, 130 Min., Regie: Tim Burton
OÖN Bewertung:
Der Trailer zum Film: