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Ein Wunderkind mit großen Plänen

Von von Alfons Krieglsteiner, 08. November 2008, 00:00 Uhr

Heute endet in Salzburg der dreitägige Kongress des Österreichischen Zentrums für Begabtenförderung und Begabungsforschung. Im Fokus der Veranstaltung steht die Frage, wie man Hochbegabte am besten fördert. So wie im Fall des 20-jährigen Halleiners Armin Thalhammer.

 OÖN: Was ist „Hochbegabung“ und wie haben Sie persönlich bemerkt, dass Sie hochbegabt sind?

Armin Thalhammer: Ich denke, Hochbegabung im naturwissenschaftlichen Bereich kann man als Fähigkeit definieren, komplexe Sachverhalte müheloser, rascher und umfassender als üblich zu verstehen. Persönlich wurde mir meine Hochbegabung in der ersten Klasse des Gymnasiums klar, weil ich vorher zu wenig Möglichkeiten hatte, mich mit anderen zu vergleichen. Vor allem der Vergleich mit anderen Hochbegabten bei der Chemie-Olympiade hat mich sehr angespornt.

OÖN: Fühlen Sie sich anderen überlegen?

Thalhammer: Wenn man hochbegabt ist, mehr und fleißiger arbeitet als Studienkollegen und in der Folge bessere Noten bekommt, fühlt man sich mit der Zeit überlegen. In der Schule hatte ich den Ruf eines „Musterschülers“ – das wurde generell akzeptiert, es gab keine Probleme. Das Schöne an Oxford ist, dass die Kollegen ebenso begabt und motiviert sind. So fühle ich mich viel wohler.

OÖN: Welche Rolle spielt für Sie der Fleiß?

Thalhammer: Obwohl Begabung viele Dinge in der Forschung sehr erleichtert, sind doch Fleiß und Disziplin notwendig, um erfolgreich zu sein. Selbst wenn man als Forscher tolle Ideen hat, benötigt man die praktischen Fertigkeiten und die Ausdauer, um diese in der Praxis umzusetzen. In Oxford und an US-Elite-Unis ist es üblich, dass Studenten am Abend und an den Wochenenden im Labor arbeiten. Arbeitstage dauern in der Regel 12 bis 14 Stunden.

OÖN: Haben Sie unter Neid von anderen zu leiden?

Thalhammer: Natürlich ist Neid der Gleichaltrigen ein prinzipielles Problem hochbegabter Schüler. Im derzeitigen Doktoratsstudium ist das aber bei Weitem nicht so gravierend wie etwa im Grundstudium oder in der Schule, weil hier in Oxford alle Studenten sehr hohes Niveau haben und außerdem meist jeder an einem eigenen Projekt arbeitet.

OÖN: Wurden Sie von Ihren Eltern und in der Schule gefördert?

Thalhammer: Meine Eltern haben mich während meiner gesamten bisherigen Laufbahn tatkräftig unterstützt. Viel wichtiger ist aber, dass ich nie gezwungen wurde, mich mit Chemie zu befassen, sondern es aus eigenem Interesse tat. Besonders hervorheben möchte ich die Unterstützung durch meinen Chemielehrer am Gymnasium Hallein, Matthias Meisl. Er hat mir ermöglicht, von der ersten Klasse an den Chemieunterricht höherer Klassen zu besuchen und mich über sieben Jahre bei der Chemie-Olympiade betreut. Zusätzlich arrangierte er während meiner Schulzeit mehrere Besuche an der Universität Graz, so dass ich bereits im Gymnasium einen wertvollen Einblick in das Chemiestudium erhielt. Bedanken möchte ich mich auch bei Cancer Research UK, dem Sponsor meines Studiums.

OÖN: Was raten Sie Eltern hochbegabter Kinder?

Thalhammer: Ich würde ihnen raten, ihrem Kind ein intellektuell stimulierendes Umfeld zu schaffen. Übertriebener Ehrgeiz ist sicher nicht zielführend, wenn vom hochbegabten Kind selbst kein Interesse an einem bestimmten Fach vorhanden ist. Konkret würde ich empfehlen, hochbegabte Kinder, sofern sie es wollen, auf Privatschulen für Hochbegabte zu schicken bzw. in weiterer Folge an Elite-Unis, nach Möglichkeit im Ausland.

OÖN: Ihr größter Erfolg?

Thalhammer: Das war sicher die Aufnahme zum Master- und Doktoratsstudium in Oxford. Aus über 140 Kandidaten nach einem 45-minütigen Interview in Oxford aufgenommen zu werden, hat mich in meinem bisherigen Weg bestätigt. Besonders hat es mir aber gezeigt, dass es möglich ist, mit Fleiß, Begabung und Disziplin auch als Österreicher international konkurrenzfähig zu sein.

OÖN: Was wollen Sie erreichen?

Thalhammer: Ich möchte exzellente Grundlagenforschung betreiben und interdisziplinäre Teams leiten – ein Schwerpunkt meines derzeitigen Studienprogramms. Ein großes Ziel für meine Zukunft ist es, eine Postdoc-Position in Harvard oder am Massachusetts Institute of Technology (MIT) zu bekommen.

OÖN: Was steht derzeit im Mittelpunkt Ihrer Forschungsarbeit?

Thalhammer: Konkret befasse ich mich mit der Rolle von DNA-Reparaturmechanismen bei der Bekämpfung von Krebs. So sind etwa Brustkrebszellen oft nicht mehr fähig, ihre DNA auf einem bestimmten Weg zu reparieren. Mein Betreuer hat ein neues Medikament entwickelt, das einen zusätzlichen DNA-Reparaturweg blockiert. Das führt dazu, dass gesunde Körperzellen ihre DNA am ursprünglichen Reparaturweg intakt halten können, während für Krebszellen nun zwei Mechanismen blockiert sind.

OÖN: Die beschädigte DNA sammelt sich in den Krebszellen und vernichtet sie selektiv?

Thalhammer: Exakt! Diese als PARP-Inhibitors bekannten Medikamente befinden sich in weltweiten Phase-2-Studien und zeigen vielversprechende klinische Eigenschaften. In meiner Dissertation werde ich mich genauer mit den damit verbundenen molekularen Mechanismen befassen. Meine Laborarbeit führe ich am Institut für Chemie und am Institut für Strahlentherapie und Krebsforschung durch.

OÖN: Wie leben Sie in Oxford?

Thalhammer: Ich wohne in einem der 39 Colleges, dem Linacre College. Die Colleges sind in Oxford Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens und im weitesten Sinn mit Studentenheimen vergleichbar. Sie stellen Unterkunft, Verpflegung und Betreuung zur Verfügung. Regelmäßig gibt es festliche Abendessen („formal dinners“), bei denen man Studenten anderer Studienrichtungen kennen lernt.

OÖN: Spielt die Tradition in Oxford noch eine große Rolle?

Thalhammer: Auf jeden Fall! Sei es bei der Immatrikulationszeremonie, die in Latein abgehalten wird, den Prüfungen, bei denen Anzug und Talar verpflichtend zu tragen sind, oder bei der Sponsionsfeier.

OÖN: Bleibt Ihnen noch Zeit für Hobbys?

Thalhammer: Außerhalb der Ferien habe ich wenig Zeit dafür. Ansonsten gehe ich in Österreich gerne wandern, klettern und bin mit dem Rad unterwegs. Ich interessiere mich auch für Mathematik, Physik, Computerprogrammierung, und ganz besonders liebe ich Klassische Musik.

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