Herzog peilt Edelmetall über 1000 Meter an
PYEONGCHANG. Vanessa Herzog greift am Mittwoch im 1000-Meter-Rennen nach ihrer ersten Olympia-Medaille.
Die Tirolerin könnte als erste rot-weiß-rote Eisschnellläuferin seit Emese Hunyady 1994 Edelmetall unter den Fünf Ringen erobern. Nachdem sie auf ein Antreten über 1500 Meter verzichtet hatte, greift sie erst zwei Tage später als ursprünglich geplant ins Wettkampfgeschehen ein.
Herzog ist eine von bisher vier Weltcup-Saisonsiegerinnen über 1000 Meter. Neben der zweifachen Olympiateilnehmerin fuhren nur die japanische Dominatorin Nao Kodaira, die amtierende Weltmeisterin Heather Bergsma (USA) und Jorien ter Mors (NED) Erfolge ein. Kodaira tritt am Mittwoch als absolute Goldfavoritin an. Drei der sechs 1000er in der laufenden Saison gingen an die 31-Jährige, die über 500 Meter sogar ungeschlagen ist.
In der Weltcup-Wertung liegt Vanessa Herzog über 1000 Meter zwischenzeitlich an der dritten Stelle. Nur die Russin Jekaterina Schikowa und Kodaira liegen vor ihr. Erstere ist jedoch vom IOC nicht zur Teilnahme eingeladen worden und fehlt deshalb bei den Bewerben in Gangneung.
Ende Jänner gewann die 22-jährige Tirolerin über 500 Meter in Erfurt das erste Weltcuprennen für Österreich seit über 20 Jahren - und legte am Tag danach einen Triumph über 1000 Meter nach. Bei der letzten Station vor dem Saisonhöhepunkt fehlten allerdings starke Konkurrentinnen wie Kodaira und auch deren Landsfrau Miho Takagi. Schon davor räumte sie bei der EM in Kolomna (RUS) einen kompletten Medaillensatz ab. Neben Gold über 500 Meter und Bronze im Massenstart gewann Herzog Silber im 1000er.
Neben den Asiatinnen schätzt die 22-Jährige, die auch noch den 500er und den Massenstart bestreiten will, die Athletinnen aus den Niederlanden rund um Jorien ter Mors am stärksten ein. "Die Holländerinnen darf man auf keinen Fall unterschätzen", meinte sie im Vorfeld ihres ersten Auftritts im Gangneung Oval.
Die rot-weiß-rote Hoffnung rechnet sich selbst ihre größten Chancen über 1000 Meter aus. "Jeden Tag vor dem Schlafengehen gehen mir die 1000 Meter durch den Kopf." In dieser Disziplin spielt auch die Bahnauslosung keine Rolle. "Am 1000er ist es wurscht, ob ich die Innen- oder Außenbahn habe und gegen welche Konkurrentin ich laufe."
Nach überstandener Grippeerkrankung ist die Tirolerin, die als erste ÖOC-Athletin nach Südkorea reiste, wieder vollkommen fit. Im Training präsentiert sie sich von ihrer besten Seite. Dementsprechend zuversichtlich ist auch Trainer und Ehemann Thomas Herzog. "Zwischen Platz eins und sechs ist eigentlich alles möglich." Die Entscheidung werde auf der letzten Runde fallen.
Endet 24-jährige Durststrecke?
Eine 24-jährige Durststrecke könnte am Mittwoch ihr Ende finden: Über 1500 Meter jubelte Hunyady in Lillehammer über die erste und bisher auch einzige Goldmedaille Österreichs im Eisschnelllauf. Damit komplettierte sie in Norwegen ihren Medaillensatz, nachdem sie zwei Jahre zuvor in Albertville Silber über 3000 und Bronze über 1500 Meter erobert hatte. Insgesamt umfasst die ÖOC-Erfolgsbilanz in dieser Sportart sechs Medaillen.
Das Zuschauerinteresse an den Eisschnelllauf-Bewerben ist enorm. Lokalmatadorin Lee Sang-hwa Lee wird als zweifache Olympiasiegerin über 500 Meter von ihren südkoreanischen Landsleuten wie eine Volksheldin verehrt. In der laufenden Saison trat sie jedoch vorwiegend in der Sprintdistanz in Erscheinung, weniger über 1000 Meter.