Nach dem großen Aufräumen sieht die Immofinanz viel Wachstumspotenzial

Recht groß ist die Auswahl für österreichische Anleger nicht mehr, wenn sie in Immobilienaktien an der Wiener Börse investieren wollen. Sie beschränkt sich auf Immofinanz, CA Immo und s-Immo. Und die drei Unternehmen sind außerdem noch ineinander verflochten. Das könnte sich bald ändern.

Fragt man den Finanzchef der Immofinanz, Stefan Schönauer, was für sein Unternehmen als Anlage-Objekt spricht, dann kommt als Argument: "Unsere Aktie notiert deutlich unter ihrem inneren Wert." Das habe eine Reihe von Gründen, die das Unternehmen nach drei Jahren Restrukturierung nun beseitigt habe.

Allen voran das Russland-Engagement, das das Unternehmen über Jahre schwer belastet hat. "Seit Ende 2017 sind wir endgültig raus aus Russland", sagt Schönauer im Gespräch mit den OÖNachrichten. Darüber hinaus habe man auch operativ aufgeräumt. 60 Prozent der Verbindlichkeiten habe man refinanziert und auf eine jetzt zukunftsfähige Basis gestellt. Und zu guter Letzt habe man auch den Vermietungsgrad im ersten Quartal 2018 auf 94,2 Prozent steigern können. Vor einem Jahr lag dieser noch bei 91,9 Prozent. Als die Restrukturierung begann, also vor rund drei Jahren, lag der Vermietungsgrad bei 84 Prozent.

"Jetzt sind wir mit einem entleerten Rucksack unterwegs", sagt Schönauer. Und damit sei der Weg frei für Wachstum. Als Beispiel nennt der Finanzvorstand die Marke im gewerblichen Bereich, die Fachmarktzentren "Stop Shop". 72 in acht Ländern habe man derzeit davon, deren Zahl bald auf 100 steigen soll. Derzeit prüfe man weitere Projekte mit einem Investitionsvolumen von rund 100 Millionen Euro. Diese Fachmarktzentren werfen eine Rendite von 7,5 bis 8,5 Prozent ab. "Ein sehr ertragreiches Produkt, ganz im Sinne unserer Aktionäre", sagt Schönauer.

Immo-Markt in Bewegung

Der Immobilienmarkt in Österreich ist vor allem deshalb in Bewegung, weil die drei börsenotierten Unternehmen, wie erwähnt, verflochten sind. Die Immofinanz versuchte vergeblich, den Mitbewerber CA Immo zu übernehmen. Die Immofinanz hat nach wie vor einen rund 26-Prozent-Anteil an der CA Immo. "Der Verkaufsprozess läuft", sagt Schönauer. Im Sommer könnte das Aktienpaket verkauft werden. "Aus dieser Beteiligung haben wir 150 bis 200 Millionen Euro Gewinn gemacht", sagt Schönauer. Der Kurs habe sich entsprechend entwickelt.

Mit dem Geld hätte man dann entsprechend hohe Liquidität, um ein Auge auf die im Vergleich zur CA Immo deutlich kleinere s-Immo zu werfen. Der Kauf der 29,1-Prozent-Beteiligung an der s-Immo, für den derzeit noch das grüne Licht diverser Kartellbehörden in mehreren Ländern aussteht, soll ebenfalls noch im Sommer abgeschlossen werden.

 

Immofinanz in Zahlen

 

Das Unternehmen hat ein Immobilien-Portfolio im Wert von 4,2 Milliarden Euro und konzentriert sich auf Büro und Einzelhandel. Im Segment Büro ist die Immofinanz ausschließlich in Hauptstädten und großen Städten in Deutschland unterwegs mit Renditen zwischen fünf und sieben Prozent. Im Einzelhandel liegt der Fokus auf sekundären und tertiären Städten mit Renditen zwischen sechs und acht Prozent. Gut 30 Prozent der Aktionäre sind österreichische Privatanleger. Bei den Institutionellen kommt ebenfalls gut ein Drittel (35,1 Prozent) aus Österreich.