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"Wir versprechen nicht, dass jemand reich wird"

Von Susanne Dickstein, 14. Dezember 2018, 09:24 Uhr
Franz Ömer auf einem Archivbild im Jahr 2012. Bild: privat

LINZ. bet-at-home.com-Gründer Franz Ömer über das Geschäft mit den Sportwetten und den höchsten je ausbezahlten Gewinn Risiko. Warum beim Glücksspiel gezockt wird, bei der Geldanlage aber nicht.

Franz Ömer hat den Onlinewettanbieter bet-at-home gegründet und an die Börse gebracht. In Österreich setzt er kaum noch Kapitalmarktmaßnahmen, weil es die Leute nicht verstehen würden.

Mit Glücksspiel verlieren die meisten Menschen Geld. Sie verdienen Geld damit. Sind Sie eine Spielernatur?

Ömer: Im Vergleich zu stationären Sportwett- und Glücksspielangeboten schütten wir 95 Prozent der Wetteinsätze als Gewinne wieder aus, behalten nur fünf Prozent Marge. Ich habe mit Glücksspiel aber nur beruflich etwas am Hut. Mein Zugang ist rein softwaretechnisch und mathematisch.

Wie sind Sie dann zum Glücksspiel gekommen?

Mein Gründungskollege hat als Studentenjob in einem Wettbüro gearbeitet. Irgendwann haben wir gesagt: Das machen wir selbst, und zwar online. Unser Vorbild war der Finanzmarkt: Die erste Homepage hat ausgesehen wie von einem Discount-Broker.

Was war der höchste je ausbezahlte Gewinn?

Das waren 3,2 Millionen Euro in Form eines Casino-Jackpots. Wesentliche Jackpots sind bei uns rückgestellt, deshalb sind wir froh, wenn einer gewinnt.

bet-at-home hat rund fünf Millionen Kunden. Wer ist der typische Kunde?

Er ist 35 Jahre alt und männlich. Nur fünf Prozent unserer User sind Frauen, die Casino spielen. Man schafft es kaum, Frauen auf die Plattform zu bringen, weil sie weniger sportaffin sind.

Welchen Anteil machen Sportwetten aus?

Sportwetten machen 43 Prozent des Umsatzes aus. Wiederum 60 Prozent davon sind Fußballwetten. Was wir bieten, ist Unterhaltung, 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche. Wenn einer sagt, er hat 20 Euro beim Wetten verloren, ist das Blödsinn. Wenn er ins Kino geht, sagt er auch nicht, er hat 20 Euro verloren. Wir verkaufen Nervenkitzel, weil Bundesliga schauen spannender ist, wenn man eine Wette laufen hat. Wir wollen nicht, dass jemand sein ganzes Hab und Gut verliert, und versprechen auch nicht, dass jemand reich wird. Die typische Wette ist zehn Euro.

Wie werden die herausgefiltert, die spielsüchtig sind?

Wir arbeiten eng mit Institutionen zur Spielsuchtprävention zusammen. Für Neukunden sind Wetteinsätze limitiert. Erst nach einer längeren Historie und unter Nachweis der Bonität erhöhen wir Wettlimits gut situierter Kunden. Zur Analyse des Spielverhaltens setzen wir Algorithmen ein. Wer höher setzt, wird automatisch überprüft. Wir sind in Malta, Irland und Großbritannien lizensiert, wo die Regulierung deutlich strenger ausgestaltet ist als in Österreich oder Deutschland. Wir haben darüber hinaus selbst höhere Standards, als es die lokalen Gesetzgeber vorsehen.

Warum Malta?

Malta war das erste Land in der EU, das den Markt geöffnet und alle Produkte von Sportwetten über Casino bis Poker reguliert hat. Der steuerliche Aspekt hat nie eine Rolle gespielt. Würde Österreich sämtliche Produkte lizensieren, könnten wir uns Malta sparen. In Linz beschäftigen wir 300 Leute.

Wettanbieter schießen wie Schwammerl aus dem Boden. Wie positionieren Sie sich?

Wir bieten in der EU und der Schweiz an. Der Schwerpunkt liegt auf Österreich und Deutschland. In Deutschland haben wir erst doppelt so viele User wie in Österreich, obwohl Deutschland zehnmal so groß ist. Da schlummert noch extrem viel Potenzial.

Wie erklären Sie sich, dass die Österreicher beim Glücksspiel Risiko eingehen und bei der Geldanlage überhaupt nicht?

Das eine ist Geldanlage, das andere Spaß. Der Vorteil unserer Industrie ist, dass wir komplett unabhängig von der Konjunktur sind. Die Finanzkrise haben wir überhaupt nicht gespürt – sprich: Es gab noch nie ein Jahr ohne Wachstum in unserer Firmengeschichte. Wir setzen in Österreich aber kaum noch Kapitalmarktmaßnahmen, weil die Leute es nicht verstehen und nicht affin sind. Hier sind Märkte wie UK und USA wesentlich wichtiger.

Wie legen Sie Ihr Geld an?

Ich investiere nur in Werte, bei denen ich das Geschäftsmodell zu verstehen glaube. Gewisse Branchen wie zum Beispiel Biotechnologie greife ich überhaupt nicht an.

Sie halten Anteile an bet-at-home. Wie geht es Ihnen, wenn der Kurs – so wie heuer – 60 Prozent an Wert verliert?

Kurzfristig freut mich das natürlich nicht. Aber ich habe einen langfristigen Horizont. Bei diesem Kurs haben wir eine zweistellige Dividendenrendite, insofern bin ich relativ entspannt.

Zur Person

Der Bauernsohn Franz Ömer ist in Ansfelden mit drei älteren Schwestern aufgewachsen und ist heute noch Hobby-Land- und Forstwirt. Der 42-Jährige hat in Hagenberg Software Engineering studiert. 1999 hat der verheiratete Vater von zwei Töchtern gemeinsam mit Jochen Dickinger bet-at-home.com gegründet. Das Unternehmen mit Gesellschaften in Linz, Düsseldorf, Gibraltar und in St. Julian’s in Malta ist seit Mai 2004 börsenotiert.

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Autorin
Susanne Dickstein
Chefredakteurin
Susanne Dickstein

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15  Kommentare
15  Kommentare
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2good4U (17.636 Kommentare)
am 15.12.2018 09:21

Wenn man bedenkt wie viele Glücksspielmöglichkeiten es bei uns gibt (Casino, Wettlokale, Brieflose, Euromillionen, Lotto, Rubbellose, Internetwetten, riskante Investments, usw.) und wie viele, hohe Gewinne da jedes Jahr ausgezahlt werden, dann kann man ungefähr hochrechnen wie viel da jedes Jahr allein in Österreich verzockt wird.

Ich würde hier auf mehrere hundert Mio. Euro im Jahr tippen. Bedenkt man dass viele Menschen gar nicht oder wenig spielen bedeutet das dass einige Menschen wohl jedes Jahr tausende Euro verspielen.

Ich für meinen Teil finde es höchst unmoralisch dass man es Menschen ermöglicht die Früchte ihres bisherigen Lebens in kurzer Zeit zu verlieren. Ich finde man sollte an einem Tag nicht mehr verspielen können als man an einem Tag vedient.

Aber so lange der Staat brav mitschneidet wird er daran nichts ändern.

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simi47777 (2.013 Kommentare)
am 15.12.2018 15:19

Bericht gelesen?
Ø Spieleinsatz EUR 10!

Wenn einer deutlich mehr setzt, dann ist dem sowieso nicht zu helfen!

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( Kommentare)
am 14.12.2018 14:25

Der Spielteufel erwischt selbst Himmelhennen:

https://www.welt.de/vermischtes/article185320574/Nonnen-veruntreuen-Schulgeld-um-in-Las-Vegas-zu-zocken.html

Diesem Bett-ät-Houm Fritzen sollten die OÖN keine Bühne geben, weil er wie ein Dealer andere Menschen ins Unglück stürzt, Familien zerstört, Beschaffungskriminalität begünstigt ...

https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/BH-Mitarbeiter-veruntreute-400-000-Euro;art4,3082011

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decordoba (3.803 Kommentare)
am 14.12.2018 12:34

Es ist gut, dass im Glücksspiel mit einer begrenzten Summe gespielt / gewettet wird.

Leider wird auch bei Finanzprodukten gewettet: Binäre Optionen, Währungswetten, Rohstoffwetten,...

Eigentlich sollten die Leute die Finger davon lassen. Gut - wenn jemand einen Quicktipp um kleines Geld spielt, soll er das Vergnügen damit haben.

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herzeigbar (5.104 Kommentare)
am 14.12.2018 09:24

Cool einer der UNS Österreicher alle
als ungebildet beschimpft.

Auch eine Einstellung im Suchtler Gewerbe.

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SchuldirektorChristophLudwig (1.599 Kommentare)
am 14.12.2018 08:51

Bravo OÖN! Ein toller Typ dieser Mann! Auf Spielsucht, Krankheit und Schwäche von anderen Menschen seine Existenz aufzubauen! Sehr ehrenswert! Aber natürlich! MUSS JA NIEMAND SPIELEN DER NICHT WILL! Alles im grünen Bereich!
Bravo OÖN, dass ihr diesen "ehrenwerten Menschen" hier Raum und eine Plattform gebt!
Wenn man sich heute kurz vor Weihnachten eure Schlagzeilen unter "MEISTGELESEN" ansieht, kann man ebenfalls GRATULIEREN! Volltreffer diese Meldung! SCHÖNE WELT! Könnt ihr einmal melden, wie viele Menschen OHNE ALKOHOL im Blut unterwegs waren, wie viel Menschen nicht "dehydriert" sind, wie vielen Menschen ohne SEX Sozialleistungen zugesprochen wurden, das wäre einmal unteressant! usw. Liest man euer Schlagzeilen, wird einem heute SCHLECHT! Hoffentlich wird es morgen wieder besser!

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MitDenk (29.558 Kommentare)
am 14.12.2018 08:35

Dass solchen Leuten auch noch eine Bühne geboten wird, wo Glücksspiel verharmlosend als Spaß dargestellt wird, ist sehr wenig intelligent.
Natürlich verspricht er keinem reich zu werden, kann er ja auch nicht. Dass sehr viele schon Haus und Hof verloren haben und Spielsucht sich auch über "Einstiegsdrogen" entwickeln kann, müsste auch ihm klar sein. Wer es als Spaß verkauft, ist mit schuldig.
Frauen dürften doch ein bisschen intelligenter sein und andere Werte im Leben vertreten, anderswo ihren Spaß finden. Gott sei Dank!
Sehr bedenklich finde ich aber, dass "Reichere" hier ihr Geld verlieren dürfen und 5 % nicht mehr auszuschütten ist enorm viel Geld. Inwiefern muss man hier auf Geldwäsche achten oder passiert sie grad da oder mit Hilfe dieser Gewinnmöglichkeiten? Viel strengere Gesetze wären unbedingt wichtig! Sieht man das Leid und den Wahnsinn nicht, den diese Branche verursacht?
Spaß sollte man anderswo suchen.

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SchuldirektorChristophLudwig (1.599 Kommentare)
am 14.12.2018 08:54

Sehr richtig geschrieben! Ich stehe neben Ihnen mit dieser Meinung! Machen Sie weiter, ich auch! Wir geben nicht auf, gegen derartige "Wildwüchse" Rede, Antwort und Gegenargumentation zu stehen! Politiker, die sich in einer Reihe mit derartigen Machenschaften zeigen, sollten sich schämen, was sie offensichtlich nicht machen, es schaut nicht so aus!

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gegenstrom (16.154 Kommentare)
am 14.12.2018 09:51

die Politiker müssen ja mit aufs Bildl, denn wer die Gesetze macht und Geschneke verteilt, muss doch ins Bild.

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Weltoffen2015 (193 Kommentare)
am 20.12.2018 03:38

Die öffentlichen Bildungseinrichtungen können aufklärenden Beitrag leisten.

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ob-servierer (4.503 Kommentare)
am 14.12.2018 12:20

Genau, deswegen ist ja die ehemalige Obergrüne jetzt bei NOVOMATIC und wenn mich nicht alles täuscht, gab es doch da auch einen riesigen Unterschlagungsfall, wo sich eine Frau mit Sozialgeldern ihre Spielsucht finanzierte.
Ich glaube, dieses Problem ist absolut nicht dazu geeignet, einen Geschlechtervergleich anzustellen.

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MitDenk (29.558 Kommentare)
am 14.12.2018 15:25

Der Geschlechtervergleich wurde von Ömer gemacht, der noch mehr Frauen gewinnen möchte und überlegt, woran es liegt, dass diese weniger häufig spielen. Ein paar gibt es wohl. Und wie sie sagen, Spielsucht ist eine schlimme Sucht!

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ob-servierer (4.503 Kommentare)
am 14.12.2018 12:21

"Frauen dürften doch ein bisschen intelligenter sein und andere Werte im Leben vertreten, anderswo ihren Spaß finden. Gott sei Dank!"

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jago (57.723 Kommentare)
am 14.12.2018 13:44

Soo feminin bin ich aber sicher nicht, nur weil ich nicht spiele.

Zugegeben, ich habe schon 5 mal Lotto gespielt und dabei einmal einen Dreier gewonnen. Dann habe ich aufgehört.

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Weltoffen2015 (193 Kommentare)
am 20.12.2018 03:36

Aber bei Lotto, Eurmillionen und Skifahren (Sportförderung für eine Brot- und Spiele-Nation zu Lasten der Steuerzahler) wird geklatscht.

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