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Wie Bergdoktor und Bond unser Image polieren

06. April 2019, 00:04 Uhr
Wie Bergdoktor und Bond unser Image polieren
Schusswaffen statt Skiverleih: Daniel Craig als James Bond im Ötztal Bild: Sony

Der Werbewert der Filmwirtschaft für den Österreich-Tourismus beträgt gut 200 Millionen Euro im Jahr.

Neun Minuten lang schießt und kämpft sich James Bond in "Spectre" durch eine spektakuläre Bergwelt. Gedreht wurden die Szenen in Sölden im Ötztal, das es auch versteht, das Maximum an Werbewirkung aus diesen Dreharbeiten herauszuholen. Erst im Vorjahr wurde auf dem Gipfel des Gaislachkogels eine Bond-Installation eröffnet, die zusätzliche Besucher anziehen soll.

8,9 Millionen Euro hat die Filmcrew des 24. Bond-Films in 31 Drehtagen direkt in Tirol ausgegeben. Zu diesen Primäreffekten kommt das, was auf das "Imagekonto" Österreichs eingezahlt wurde: 88 Millionen Kino-Besucher haben den Blockbuster gesehen. Bis zum Ende der Dreharbeiten gab es Berichte über Sölden und Obertilliach in 2000 Medien, die eine Auflage von rund 2,8 Milliarden haben. Allein diese Berichterstattung schätzen Experten auf einen Werbewert von 100 Millionen Euro.

"Konservativ gerechnet bringt die Filmwirtschaft dem österreichischen Tourismus einen Werbewert von jährlich 200 Millionen Euro", sagt der Wiener Berater Michael Paul, der eine Studie über die Effekte der Filmwirtschaft auf den heimischen Tourismus erstellt hat. Auftraggeber war die Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft der Wirtschaftskammer Österreich: "Das zeigt, welches Potenzial der Filmtourismus hat. Und wir haben noch viel Luft nach oben", sagt Petra Nocker-Schwarzenbacher, Bundesspartenobfrau.

Blockbuster à la James Bond sind natürlich Ausnahmeerscheinungen. Aber auch weitaus unspektakulärere Projekte können sich zu Tourismusmotoren entwickeln.

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Bergdoktor Hans Sigl Bild: ZDF/Schumann

Bergdoktor Hans Sigl (ZDF/Schuhmann)

 

Das beste Beispiel dafür ist der Bergdoktor: Seit mehr als zehn Jahren ordiniert Schauspieler Hans Sigl als Dr. Martin Gruber in den Tiroler Bergen und lockt seitdem Touristen scharenweise dorthin. In den ersten Staffeln wurde der Drehort (damals Wildermieming) in der Serie noch in Sonnenstein umgetauft. Beim Neustart des Bergdoktors gelang es den Touristikern, die "echten" Ortsnamen in das Drehbuch zu reklamieren. Für Ellmau und die Ferienregion rund um den Wilden Kaiser hat sich das als Glücksgriff erwiesen.

Zwischen 2006 und 2018 sind 280.000 Sommergäste mehr gekommen. Das entspricht einem Zuwachs von 54 Prozent und einer Steigerung, die um 27 Prozent über dem Österreich-Schnitt liegt. Dazu kommt, dass pro Episode zwischen einer und eineinhalb Millionen Euro an Produktionskosten im Ort ausgegeben werden.

Dass Tirol als Drehort in Österreich dermaßen die Nase vorne hat, ist auch Johannes Köck zu verdanken. Seine offizielle Berufsbezeichnung lautet "Film Commissioner" der Tirol Werbung. Der Leiter von Cine Tirol bezeichnet sich selbst als "Filmfischer". Mehr als tausend Filmproduktionen hat er nach Tirol geholt, darunter allein 86 Bollywood-Produktionen. Zwischen 2013 und 2017 stieg die Zahl der Nächtigungen indischer Touristen in Tirol um 76 Prozent. Eine halbe Milliarde Inder hat auf YouTube den Liebessong aus dem in Tirol gedrehten Film "Tiger Zinda Hai" angeschaut.

Köcks bevorzugtes Fischrevier sind Filmfestivals in der ganzen Welt. Derzeit hat er seine Angel Richtung Nigeria ausgeworfen, wo nach Indien die zweitgrößte Filmindustrie der Welt sitzt ("Nollywood"). Er erzählt, dass das Wetteifern der Destinationen für Drehorte stark zugenommen hat. Ein Argument ist vielfach die Förderung.

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Hoffnungsmarkt „Nollywood“: Nigerias Filmmarkt Bild: APA/AFP

Hoffnungsmarkt „Nollywood“: Nigerias Filmmarkt (Fotos: AFP)

 

Eine Produktion wie Bond hat in Österreich 1,4 Millionen Euro an öffentlichen Mitteln von Bund und Land erhalten. In Marokko waren es im Vergleich dazu 20 Millionen. Die Fidschi-Inseln locken gar damit, 45 Prozent der Produktionskosten eines Films zu übernehmen. Der Bergdoktor zum Beispiel erhalte in Österreich gar keine Filmförderung.

Evergreen "Sound of Music"

80 Millionen Filmtouristen waren 2017 weltweit unterwegs. "27 Prozent haben in einer Umfrage bestätigt, dass sie sich von Filmen in ihrer Urlaubsentscheidung beeinflussen lassen. In China liegt dieser Wert sogar bei 62 Prozent", sagt Köck. Das Paradebeispiel "Sound of Music" ist seit 60 Jahren ein Tourismusmagnet für Salzburg. Ein Fünftel dieser Gäste kommt aus Asien.

Dabei müssen es gar keine aufwändigen Kinofilme sein, drei Drehtage für ein Musikvideo können manchmal zu einem noch größeren Multiplikator werden: Sagenhafte 1,9 Milliarden Mal wurde das Musikvideo "Perfect" von Ed Sheeran auf YouTube angeklickt. Es gehört damit zu den Top 40 der meistgespielten Videos der Welt. Als prachtvolle Kulisse für den Herzschmerz-Song fungierte der Hintertuxer Gletscher.

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