Gewerbe&Handwerk: "Langer Weg in Richtung Normalität"
WIEN/LINZ. Die Branche verzeichnete das vierte Jahr in Folge ein reales Umsatzminus, die Investitionsbereitschaft der Betriebe ist niedrig. Die Wiedereinführung des Heimwerkerbonus gibt aber Hoffnung: Rund ein Drittel der Österreicher gibt an, diesen nutzen zu wollen.
Ein reales, also preisbereinigtes Umsatzminus von 5,6 Prozent im Jahr 2023, eine geringe Investitionsbereitschaft und Preissteigerungen beschäftigen die Gewerbe- und Handwerksbetriebe in Österreich: "Es ist noch ein langer Weg in Richtung Normalität", sagte Spartenobfrau Renate Scheichelbauer-Schuster am Dienstag bei einem Pressegespräch in Wien. Die Branche verzeichnete im Vorjahr einen Umsatz von 129,7 Milliarden Euro. Es war das vierte Jahr in Folge mit einem realen Umsatzminus. Ein Grund dafür ist laut Spartenobfrau die Bauwirtschaft, die für mehr als die Hälfte der Umsätze im Gewerbe&Handwerk steht: "Bremst die Bauwirtschaft, bremst das die ganze Wirtschaft, weil viele andere Unternehmen dranhängen." Das Minus war im Holzbau bei den Berufsfotografen und den Kunststoffverarbeitern besonders groß.
Christina Enichlmair von der KMU Forschung verwies auf eine niedrige Investitionsbereitschaft der Unternehmen: Nur 35 Prozent würden heuer Investitionen planen. 2023 waren es 40 Prozent. 61 Prozent nennen die Preissteigerungen bei Rohstoffen und Materialien nach wie vor als größte Herausforderung. Zwölf Prozent nannten fehlendes Risiko- und Eigenkapital: Das ist vor allem auf dem Bau und im baunahen Gewerbe zunehmend Thema. Im investitionsgüternahen Bereich, zu dem neben dem Bau etwa auch Tischler, Sanitär- und Lüftungstechniker sowie das Metallgewerbe gehören, ist rund ein Drittel der Betriebe nur eine bis vier Wochen ausgelastet. 46 Prozent gaben an, sofort zusätzliche Aufträge übernehmen zu können.
Für das zweite Quartal rechnen 16 Prozent mit einem Plus bei den Auftragseingängen, 30 Prozent mit einem Rückgang (der Rest: keine Veränderung): "Der Pessimismus war in den Vorquartalen schon größer. Die Talsohle scheint durchschritten zu sein", sagte Enichlmair.
Handwerkerbonus: Hoffen auf lokale Beantragungsstelle
Hoffnung gibt der Branche der Handwerkerbonus, der, wie berichtet, von der Regierung im Zuge des Wohnbaupakets angekündigt wurde: Dieser ist noch nicht fix durch den Nationalrat, soll aber rückwirkend mit 1. März beantragt werden können. Fest steht, dass die Österreicher der Wiedereinführung positiv gegenüber stehen: Eine Umfrage des Market-Instituts unter 2000 Österreichern hat ergeben, dass 37 Prozent die Förderung sicher oder wahrscheinlich nutzen wollen. Gefördert werden sollen Handwerksarbeiten ab einer Auftragssumme von mehr als 500 Euro und bis maximal 10.000 Euro pro Haushalt. Der Staat zahlt 20 Prozent dazu, im Höchstfall also 2000 Euro. 50 Prozent der Interessierten gaben an, Investitionen vorzuziehen bzw. ohne Förderung wohl gar keine Investition getätigt zu haben. Jene, die den Bonus nutzen wollen, gaben zudem an, ohne Bonus wohl auf Firmen für die Abwicklung verzichtet zu haben. Überwiegend soll der Bonus in Renovierungsarbeiten fließen - und hier vor allem in Maler-, Installationsarbeiten sowie Fliesenlegen. 43 Prozent glauben zudem, das es sich um eine wirksame Maßnahme handelt, um die Schwarzarbeit zu bekämpfen. Wie die Beantragung funktionieren soll, ist noch nicht klar, voraussichtlich soll dies online sein: 49 Prozent wollen sich aber nicht allein auf das Internet verlassen und erwarten sich auch eine lokale Stelle, wo sie den Bonus beantragen können.
Selbstverschuldete Markteinbrüche, durch unverschämte Preissteigerung und gleichzeitiger Qualitätsminderung und Kundenverärgerung durch Unzuverlässigkeit!