Gastrozulieferern geht die Luft aus
WIEN. Bisherige Hilfsprogramme würden nicht ausreichend Unterstützung bieten.
Wie viel Umsatz verliert ein Bäcker, ein Fleischer oder ein Getränkelieferant, weil Gastronomie und Hotellerie seit Anfang November geschlossen sind? Im Finanzministerium ringt man um eine Lösung. Die betroffenen Branchen hingegen werden ungeduldig. "Wir sind nicht behördlich geschlossen und erhalten kaum Ersatzleistungen", schreiben Vertreter einer neuen Initiative.
Dahinter stehen Unternehmen mit teils klingendem Namen. "Die aktuelle Lage ist für viele Zulieferer dramatisch. Wir möchten die Regierung bitten, auf diese Branchen nicht zu vergessen. Das wäre im Sinne einer Gleichbehandlung aller Marktteilnehmer nur gerecht und auch eine Voraussetzung, dass die Gastronomie wieder reibungslos öffnen kann", wird Christina Meinl, die die fünfte Generation von Meinl Kaffee repräsentiert, in einer Aussendung zitiert. Meinl verlor im ersten Lockdown 90 Prozent seines Gastroumsatzes.
Mitglieder der Initiative sind auch der Schaumweinerzeuger Kattus, die Brauereien Stiegl und Ottakringer, die Getränkelieferanten Del Fabro Kolarik, Almdudler, Coca-Cola, weiters TiPos, nach eigenen Angaben der größte heimische Kassensystemlieferant für die Gastronomie, der den überwiegenden Teil des Geschäfts mit Wirten macht. Aus Oberösterreich sind der Obstgroßhändler Mathy (siehe nebenstehendes Interview) und die Wäscherei Leitgeb aus Eberschwang dabei. Die OÖN haben über die hohen Ausfälle im Hotelgeschäft bereits berichtet: Der Familienbetrieb geht allein im Dezember von einem Ausfall von 60 Prozent in der Wäscherei und Textilreinigung aus. Es seien tausende Arbeitsplätze und damit die Wertschöpfungskette in Gefahr. "Die Luft wird jetzt im zweiten Lockdown immer dünner", so die branchenübergreifende Initiative.
Das Finanzministerium hat gezahlt
- 28,5 Milliarden Euro sind zugesagt oder geflossen, darin sind alle Garantien, Haftungen und 6,5 Milliarden Euro an Steuerstundungen enthalten. Die Rückzahlung wurde auf 36 Monate verlängert. Die Zinsen entfallen bis Ende März. Für die Zeit danach wird der Zinssatz reduziert.
- 400 Millionen Euro wurden allein beim Fixkostenzuschuss I und II ausgezahlt.
- 88.612 Anträge wurden für den Umsatzersatz gestellt, den behördlich geschlossene Betriebe beantragen können. 1,4 Milliarden Euro wurden überwiesen.
3 Fragen an... Josef Mathy
Geschäftsführer im familieneigenen Obsthandel in Linz
1. Wie stark war Ihr Unternehmen vom ersten und vom zweiten Lockdown betroffen?
Beim ersten sind über Nacht 60 Prozent des Umsatzes weggebrochen. Wir liefern bis Tirol, wo Hotels noch am Freitag bestellt haben und am Montag zusperren mussten. Wir sind auf Tonnen von Obst gesessen. Auf den zweiten Lockdown waren wir besser vorbereitet und haben viel weniger eingekauft.
2. Sie haben im März aber schnell reagiert und Obstkisterl für Private angeboten. Hat das nichts gebracht?
Das ist eine Not-Notlösung, die eher der Beschäftigung der Mitarbeiter dient als dem Geschäft. Unsere Leute fangen um drei Uhr früh an, die wollen wir nicht verlieren. Heuer wird ein Verlustjahr.
3. Weil die Hilfen nicht passen? Was bräuchten Sie?
Wir haben versucht, neue Umsatzquellen zu finden. Darum sind wir aus dem Fixkostenzuschuss gefallen. Aber das Ersatzgeschäft ist mit aufwändiger Logistik und Zustellung nicht rentabel. Wir bräuchten eine Hilfe für den Deckungsbeitrag, weil die Kosten bleiben, aber die Mengen fehlen.
Da trifft es keine Armen - siehe Leitgeb aus Ried/Eberschwang. Gewinne Privatisieren und Verluste auf die Gemeinschaft abwälzen.
Schon mal was von unternehmerischen Risiken gehört ?
Die oft völlig überteuerten Produkte und Dienstleistungen kann man offensichtlich nur in die Gastro-Branche verkaufen.