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Ein Virus spaltet die Wirtschaft: Gewinner und Verlierer der Corona-Krise

29. November 2020, 00:04 Uhr
Weil die Haushalte heuer weniger für den Urlaub ausgegeben haben, wurde in Heim und Garten investiert. Bild: (Volker Weihbold)

Viele Betriebe kämpfen derzeit ums Überleben, andere legen zu. Wir geben einen Überblick über Gewinner und Verlierer der Corona-Krise.

Es ist eine Kluft, die derzeit durch die heimische Wirtschaft geht. Die Pandemie und die daraus resultierenden Veränderungen und Einschränkungen haben das Wirtschaftsleben in den vergangenen Monaten auf den Kopf gestellt. Vielen Unternehmen wie Reisebüros, Veranstaltern und der Gastronomie wurde ihre Geschäftsgrundlage entzogen. Andere Firmen wiederum profitieren von Fernunterricht, Homeoffice und dem Umschichten der frei gewordenen Urlaubsbudgets. 

Elektrohandel profitiert

"Die Absatzzahlen bei Notebooks haben sich – verglichen mit dem Vorjahr – nahezu verdoppelt. Diese explodierende Nachfrage spiegelt sich auch in den Lieferangaben, die wir von unseren Herstellern erhalten: Diese werden laufend revidiert. Aktuell werden für Herbst zugesagte Lieferungen bereits wieder bis in das erste Quartal 2021 verschoben", sagt Ehrentraud Schreck, Geschäftsführerin bei Handelskette Conrad. Die Österreich-Tochter des deutschen Familienunternehmens beschäftigt 370 Mitarbeiter.

Auch Weißware, wie Waschmaschinen und Geschirrspüler, wird stark nachgefragt, sagt sagt Johann Wagner, Sprecher des Elektrohandels in Oberösterreich. Hauptproblem des Handels sei, dass die Ware nicht mehr verfügbar sei.

Modische Ladenhüter

Dem heimischen Modehandel hat die Pandemie den Boden unter den Füßen weggezogen. Viele Textilhändler, die seit Jahren mit dem Strukturwandel kämpft, stehen bei den Kreditversicherern nun ganz oben auf der Liste der gefährdeten Firmen. Colloseum Retail, Huber Tricot, Dressman und Stefanel sind ein paar der bekannten Namen, die heuer bereits Insolvenz anmelden mussten.

Vor dem ersten Lockdown musste die Sommerkollektion vorfinanziert werden, konnte aber nur zu einem geringeren Teil regulär verkauft werden. Nun bangt der Modehandel um sein Weihnachtsgeschäft, das zumindest bei der Herrenmode noch immer einen bedeutenden Anteil ausmacht.

Laut Statistik Austria lagen Mode- und Schuhhandel per Ende September um 20 Prozent hinter dem Vorjahresumsatz. Roman Gugenberger, geschäftsführender Gesellschafter von Regina Schuhe mit acht Filialen bestätigt, dass die sechs Wochen Zwangsschließung im Frühling nicht aufgeholt werden konnten. "September und Oktober waren noch gut, mit der Gastroschließung Anfang November gingen die Umsätze wieder deutlich zurück." Das Onlinegeschäft sei ein "Tropfen auf dem heißen Stein". Der Unternehmer bleibt aber zuversichtlich: "Solange der Mensch Dinge angreifen und riechen will, gibt es auch den stationären Handel."

Reisebüros in der Krise

Die Reisebürobranche hat mit Beginn des zweiten Lockdowns Mitte November einen offenen Brief an die Bundesregierung geschrieben. Darin ist ihre dramatische Lage skizziert – als nicht personennahen Dienstleister wurden die Reisebüros nicht behördlich geschlossen – und fallen damit um den Umsatzersatz um.

Die Reisebranche mit 2500 Unternehmen und 10.000 Mitarbeitern wurde von der Corona-Krise besonders hart erwischt und fühlt sich jetzt besonders benachteiligt. "Bei uns brennt der Hut. Im Gegensatz zur Gastronomie oder Hotellerie gibt es bei uns keine branchenspezifische Regelung. Dabei wollen wir keine Sonder-, sondern nur Gleichbehandlung", sagte Felix König, Chef der Raiffeisen Reisewelt. Das Finanzministerium verweist auf den Fixkostenersatz.

Geschäft machen die Reisebüros seit dem Herbst kaum noch. Denn touristisches Reisen ist de facto untersagt, und auch Geschäftsreisen sind ob der fehlenden Flugverbindungen kaum möglich.
Im Sommer gab es eine leichte Erholung, nachdem mit dem ersten Lockdown das Neugeschäft zusammengebrochen war. "Wir haben alle Geschäfte rückabgewickelt und keinen neuen Umsatz gemacht. Die Kunden haben ihr Geld zurückbekommen. Wir warten noch immer auf Zahlungen", so König.

Wie in der Reisebranche leiden auch Taxifahrer darunter, dass keine Geschäftsreisenden und Urlauber im Land sind. Der Lockdown bringt ihr Beförderungsgeschäft fast völlig zum Stehen.

Keine Veranstaltungen

Das Jahr 2020 ist für Veranstalter komplett zum Vergessen. Egal, ob Konzerte, Hochzeiten oder Weihnachtsmärkte. Wer sein Geld mit dem Organisieren von Gelegenheitsveranstaltungen verdient, hatte 2020 kaum Gelegenheiten.

Die Hochzeitsbranche bilanziert nach einer brancheninternen Umfrage: Zwei Drittel aller Hochzeitsfeiern wurden abgesagt oder verschoben. In normalen Jahren finden jährlich in Österreich rund 45.000 Hochzeiten statt.

Gabi Socher, Hochzeitsplanerin aus Gmunden und eine Pionierin der Branche berichtet, dass sie für manche Hochzeit Plan B und C entwickelt habe: "In manchen Fällen die dreifache Arbeit für nichts." Bis zu 25 Mitwirkende würden üblicherweise zusammenarbeiten. Was bleibt, ist die Hoffnung auf nächstes Jahr: Ein Viertel der Hochheitsorganisatoren bzw. Vermieter von Locations rechnet damit, dass sie ausgebucht sein werden.

Auch im Messebau ist für Veranstalter und Eventagenturen das Geschäft von heute auf morgen auf Null gefallen. Seit September gibt es einen Schutzschirm für alle Ausrichter von Messen, Kongressen oder Tagungen mit einem Volumen von 300 Millionen Euro. Die Branche ist laut Wirtschaftskammer gar nicht so klein: Die Veranstaltungswirtschaft sichert direkt 144.000 Arbeitsplätze, inklusive Zulieferer sind es 250.000.

Caterer als Verlierer

Beim börsenotierten Caterer Do&Co ist der Umsatz um 80 Prozent zurückgegangen, 2800 der knapp 10.000 Mitarbeiter haben ihren Job verloren. Das Unternehmen leidet unter dem Wegfall der Veranstaltungen und den Beschränkungen im Flugverkehr.

In der Krise zugekauft hat Josef Donhauser, der mit seinem DoN-Catering stark in Oberösterreich vertreten ist: Er hat die Österreich-Tochter der Fast-Food-Kette Vapiano übernommen. Er glaube fest daran, dass das Leben in absehbarer Zeit "normal" werde: "Und dann ist das der richtige Schritt."

Friseure leiden

Bei den Friseuren seien nur die beiden Wochen unmittelbar nach Ende des ersten Lockdowns stark gewesen. Das Umsatzniveau sei seither nicht mehr auf das Vorjahresniveau zurückgekehrt, berichtet der Chef der größten heimischen Kette Klipp, Gottfried Kraft. "Je nach Standort fehlen zwischen zehn bis 20 Prozent an Umsatz." Was besonders schmerzt: Keine Hochzeiten und das vorzeitige Aus für die Ballsaison.

Alles für Haus und Garten

Weil die Haushalte heuer weniger für den Urlaub ausgegeben haben, wurde in Heim und Garten investiert. Das hat sich nach Ende des ersten Lockdowns gezeigt, als Bau- und Gartenfachzentren gestürmt wurden. "Seit damals konnten wir den verlorenen Umsatz wettmachen. Doch es ist eine Achterbahn der Gefühle. Der zweite Lockdown trifft uns aus voller Fahrt. Jetzt versuchen wir, mit verbessertem Onlineangebot und eigener Auslieferung die Kundenwünsche zu erfüllen", sagt Bellaflora-Geschäftsführer Franz Koll.

Noch mehr gehört die Möbelbranche zu den Gewinnern dieses Corona-Jahres. Die Wartezeiten für Maßmöbel betragen Monate. Bei Ikea in Haid sei der Ansturm gerade in den Tagen vor dem neuerlichen Lockdown enorm gewesen. Bei XXXLutz hätten viele Kunden Mitte November noch rasch Möbelaufträge abgeschlossen, bestätigt Firmensprecher Thomas Saliger.

Leiner-Kika-Chef Reinhold Gütebier sagt, dass der Umsatzentgang während des ersten Lockdowns bis Ende Juni aufgeholt werden konnte. Die Frequenz lag trotz der sieben Wochen Zwangsschließung im Geschäftsjahr 2019/2020 (per 30. 9.) um acht Prozent höher als im Jahr zuvor. "Wir sehen denselben Effekt wie nach der Wirtschafts- und Finanzkrise."

Der Buchhandel bangt

"Wir sind gut vorbereitet, doch hoch nervös", sagt Thomas Zehetner, Österreich-Chef von Thalia. Aus dem ersten Lockdown habe man viel gelernt, die Logistik-Kapazitäten für das Online- und Abholgeschäft wurden aufgestockt. Doch welcher Anteil des Weihnachtsgeschäfts nun in das Internet abwandert, bleibt das große Fragezeichen.

Vorweihnachtliche Packerlflut

Die Corona-Einkaufsbeschränkungen haben schon bisher den Versandhandel stark befeuert. Weihnachten wird jedoch nie gesehene Rekordzahlen bringen. Mit bis zu einer Million Packerl pro Tag und 710.000 im Monatsschnitt Dezember rechnet die Österreichische Post heuer in den Wochen vor Weihnachten. 

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2  Kommentare
2  Kommentare
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linz2050 (6.591 Kommentare)
am 30.11.2020 12:00

Jeder zweite Euro geht bei Onlineshops raus aus Österreich! Auf gut deutsch gesagt: keine Stellungnahmen für Österreich! Keine Arbeitsplätze für ÖsterreicherInnen! Aber wer bezahlt die Coronaschulden? Amazon und Co.? Nein der kleine Mann aus Österreich! Darum gehört der Onlinehandel von nicht Österreichischen Firmen stark besteuert!

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linz2050 (6.591 Kommentare)
am 30.11.2020 12:02

Sollte heißen
... : keine Steuereinnahmen für Österreich!

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