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Corona: Wie ein Virus weltweit die Wirtschaft infiziert

Von Martin Roithner und Elisabeth Prechtl, 27. Februar 2020, 00:04 Uhr
Corona: Wie ein Virus weltweit die Wirtschaft infiziert
Die Börsen kennen weltweit seit einigen Tagen nur eine Richtung: nach unten. Bild: APA/AFP/KAZUHIRO NOGI

WIEN / LINZ. Tourismus, Luftfahrt und Börsen sind von den Folgen der Ausbreitung besonders betroffen

Das Coronavirus schwächt die Weltwirtschaft. Die Folgen der Ausbreitung schwappten in dieser Woche auch auf europäische Börsen und Unternehmen über. Gestern, Mittwoch, erschienen im Stundentakt Negativmeldungen zu einzelnen Branchen.

Besonders hart trifft es die Tourismusbranche – nicht nur in Asien, sondern auch in Österreich. Das Coronavirus führt dazu, dass Reisende vor allem Urlaube nach Italien stornieren oder verschieben.

Von der Wirtschaftskammer hieß es gestern, das Geschäft der Reisebüros mit bundesweit rund 10.000 Mitarbeitern sei "nahezu zum Erliegen gekommen". Deshalb werde Kurzarbeit in Reisebüros erwogen, so WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf. Bei den Reisebüros kam diese Ankündigung nicht gut an: Tui und das Verkehrsbüro verlauteten, es gebe keinen Grund für Kurzarbeit. Man habe in den vergangenen Jahren mehrere Krisen wie etwa 9/11 gehabt und nie "so drastische Maßnahmen" getroffen.

Corona: Wie ein Virus weltweit die Wirtschaft infiziert
Bei der AUA bleiben die Flugzeuge nach China auf dem Boden. Bild: VOLKER WEIHBOLD

"Kaum Anfragen" wegen Reisen nach Italien trafen in den vergangenen Tagen bei der Abteilung Konsumentenschutz in der Arbeiterkammer Oberösterreich ein, sagt Leiterin Ulrike Weiß. Wer eine Reise nach Italien stornieren wolle, habe nur bei einer offiziellen Reisewarnung das Recht dazu, sagt Weiß. Derzeit gilt für Italien keine Reisewarnung. Ein kostenloses Storno einer Pauschalreise sei nur dann möglich, wenn Urlaubsantritt und Gefahrensituation zeitlich eng beieinanderliegen.

In der Regel sei es aber so, dass Reiseveranstalter mit den Kunden Lösungen suchen, um eine Reise umzubuchen oder Kosten zu ersetzen. Bei Individualreisen ist das oft nicht der Fall.

Die ÖBB gaben gestern bekannt, Tickets nach und ab Italien bis 1. März kostenlos zu stornieren.

Corona: Wie ein Virus weltweit die Wirtschaft infiziert
Was tun bei Urlaub in Italien? Bild: REUTERS

Kostenbremse bei der AUA

Tiefe Einschnitte wegen des Coronavirus müssen auch die Luftfahrtkonzerne hinnehmen. Bei der Lufthansa werden Neueinstellungen ausgesetzt oder verschoben. Personalkosten sollen durch unbezahlten Urlaub oder Teilzeit gesenkt werden. Die Aktie der deutschen Fluglinie notierte gestern Vormittag auf dem niedrigsten Stand seit August.

Bei der AUA sind derzeit 150 bis 200 Beschäftigte ohne Arbeit, weil zwei der zwölf Langstreckenjets wegen des Stopps der China-Flüge auf dem Boden bleiben. Den AUA-Mitarbeitern werden unbezahlter Urlaub, Blockzeit und Bildungskarenz geboten. Wegen des Virus streicht die Lufthansa-Gruppe alle Flüge von und nach Festland-China bis 28. März. Auch Air China, die staatliche chinesische Fluglinie, stellt Flüge zwischen Wien und Peking vorerst bis 20. März ein.

Ökonomen sehen in der Ausbreitung des Coronavirus ein "zusätzliches Risiko" für die durch Handelskonflikte und Brexit ohnehin schwächelnde Konjunktur.

"Die Wertschöpfungsketten werden etwas kürzer, und die Globalisierung wird ein Stück zurückgehen", sagt der aus Bad Hall stammende Präsident des Instituts für Weltwirtschaft, Gabriel Felbermayr. Unternehmenschefs würden sich wieder stärker der Fragilität internationaler Verflechtungen bewusst werden.

An den Börsen drückte das Virus gestern erneut merklich auf die Aktienkurse. Im Wochenvergleich haben der deutsche Leitindex DAX und der österreichische Aktienindex ATX fast im zweistelligen Prozentbereich verloren.

Kein Recht auf "Home Office"
JKU-Professor Elias Felten

Kein Recht auf "Home Office"

Welche Rechte hat ein Arbeitnehmer, wenn sein Arbeitgeber ihn wegen gesundheitlicher Bedenken heimschickt? „Dabei handelt es sich um eine Dienstfreistellung“, sagt Elias Felten, Professor für Arbeitsrecht an der Linzer JKU. Der Arbeitnehmer habe einen zeitlich unbegrenzten Anspruch auf Entgeltfortzahlung, müsse aber leistungsbereit sein: „Urlaub zu machen, geht nicht.“

Der Dienstgeber kann nur anordnen, dass der Mitarbeiter von zu Hause arbeiten muss („Home Office“), wenn es dafür eine Regelung im Dienstvertrag bzw. eine Versetzungsklausel gibt. Auch der Mitarbeiter kann Home Office nur bei vertraglicher Regelung einfordern.

„Wenn nicht der Dienstgeber, sondern eine Behörde Personen per Bescheid unter Quarantäne stellt, kommt das Epidemiegesetz zur Anwendung“, sagt Felten. Auch dann besteht ein Anspruch auf Entgeltfortzahlung. Vorteil für den Arbeitgeber: Er kann sich diesen Betrag vom Bund zurückholen.

Falls Schule oder Kindergarten geschlossen werden und die Kinder Betreuung brauchen, besteht die Möglichkeit, zu Hause zu bleiben und Entgelt zu beziehen, sagt Felten, „allerdings nur für einen verhältnismäßig kurzen Zeitraum“ von maximal zwei Wochen.

Den Dienstgeber trifft eine Fürsorgepflicht. Eine Dienstreise kann der Dienstnehmer daher ablehnen, wenn seine Gesundheit in erhöhtem Ausmaß gefährdet ist: Besteht eine Reisewarnung des Außenministeriums für den Reiseort, ist davon wohl auszugehen.

Gebremstes Wachstum

Die Bundesregierung hält ein Konjunkturpaket noch nicht für nötig: Derzeit gehe es eher darum, einzelne Unternehmen zu stützen, sagte Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck. Sollte es zu Kurzarbeit in den Unternehmen kommen, wäre der Bund dafür ausreichend gerüstet, sagte Vizekanzler Werner Kogler: Die Entscheidung liege bei den Sozialpartnern. Laut Industriellenvereinigung wird das heimische Wirtschaftswachstum um 0,15 Prozentpunkte gedämpft. „Wir werden Auswirkungen, sowohl weltwirtschaftlich als auch in Europa, sehen“, sagte Schramböck. Für eine Gesamtbetrachtung der Folgen sei es aber noch zu früh.

Handel ist gerüstet
Rainer Will Bild: (HV)

Handel ist gerüstet

Der heimische Handel versucht zu beruhigen: „Wir gehen nicht davon aus, dass es dauerhafte Auswirkungen auf die Einzelhandelsmärkte in Europa geben wird“, sagt Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands.

Kurzfristig seien die Hamsterkäufe bei Konserven und Desinfektionsmitteln bei Hofer und Metro stark gestiegen. Beide Seiten betonen aber, dass die Warenversorgung sichergestellt ist.

Die Schäden durch Produktionsausfälle sind vor allem in China und Südkorea beträchtlich: Beide Länder sind wichtige Handelspartner. Neben Apple warnte kürzlich auch die britische Textilkette Primark vor Engpässen in Fernost. Und für die Futtermittelindustrie wird es ebenfalls schwieriger, weil einige Vitaminpräparate knapp werden.

Es gibt aber auch Profiteure: Aus Angst vor Ansteckung gehen viele Kunden nicht mehr vor die Tür, sondern kaufen online ein. Entscheidend wird laut Handelsverband aber sein, ob die Anbieter die Lieferketten inklusive einer raschen Auslieferung sicherstellen können.

 

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Autor
Martin Roithner
Redakteur Wirtschaft
Martin Roithner
Autorin
Elisabeth Prechtl
Redakteurin Wirtschaft
Elisabeth Prechtl
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20  Kommentare
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Killerkaninchen (7.975 Kommentare)
am 28.02.2020 00:18

Ich verstehe das nicht ganz was das mit der Produktion in China zu tun hat.

Es sind ja "nur" ca. 70.000 Menschen in Quarantäne, da bleiben immer noch die restlichen 1,4 Milliarden.

Das Virus ist durch "Dinge" nicht übertragbar. Das bedeutet : man kann weiter produzieren und verkaufen.

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walterneu (4.715 Kommentare)
am 28.02.2020 08:45

Leider nein. Die Menschen in China sind auch schon sehr Freiheitsverwoehnt.
Daher hat man sie nicht in die Fabriken eingesperrt sondern die Fabriken nur geschlossen. Die Menschen wurden zu Hause unter Quarantäne gestellt.
Daher keine Produktion.
Der Rest der 1,4 Milliarden arbeitet in der Landwirtschaft.
Bis die soweit sind, dass sie etwas vernuenftiges produzieren koennen, haben wir den Virus laengst vergessen. Und das geht auch nicht so schnell.

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Killerkaninchen (7.975 Kommentare)
am 28.02.2020 00:13

Zum Glück steigt der Goldpreis, denn ich wollte eh den Familienschmuck versilbern, der schon - teilweise - seit 30 Jahren bei mir herum liegt.

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reality-check (348 Kommentare)
am 27.02.2020 14:42

1. Vor wenigen Wochen beschwerte sich die Apothekerkammer, dass es Engpässe, Lieferschwierigkeiten und leere Regale bei gewissen Medikamenten gäbe - dem Vernehmen nach lassen sehr viele Pharmafirmen in China produzieren!
2. Der Goldpreis steigt in bisher unerreichte Höhen.
3. Europ. und amerik. Firmen verlieren massiv an Wert, weil die Aktienwerte stark sinken.
Wie man hört, gibt es in China einen starken Anstieg bei Aktienkäufen - werden hier billige Gold- und Aktienvorräte unter dem Schutzmantel einer angeblichen Epidemie (oder Pandemie) angelegt?

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betterthantherest (34.026 Kommentare)
am 27.02.2020 10:59

Es ist höchste Zeit, industrielle Produktion wieder nach Europa zurück zu holen.
Dazu müssen dringend die passenden Rahmenbedingungen in der EU geschaffen werden.

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reibungslos (14.490 Kommentare)
am 27.02.2020 11:18

Dazu wird es aber noch mehrere Viren und Killerbakterien brauchen. So lange es den Firmen nicht wirklich weh tut, wird keine Produktion verlagert.

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Bellou (2.120 Kommentare)
am 27.02.2020 11:20

ja und zusätzlich GROßE Investitionsprojekte - Europa könnte viel mehr in die Sicherheit der Energieversorgung, in ökologische Infrastruktur und in die Digitalisierung investieren - das bringt Arbeitsplätze für alle, von der Hilfskraft bis zu den Uni-Absolventen - Geld stellt die EZB genug zur Verfügung, nur wirds nicht abgeholt - Minuszins gibts auch - also gibts keinen Grund zu warten - nur in Österreich werden die Zeichen der Zeit verschlafen. Alle, aber wirklich alle Parlamentsparteien und auch alle Mainstreammedien unterliegen noch immer der Spardoktrin - so werden wir den Zug in den nächsten Jahren verpassen ..

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betterthantherest (34.026 Kommentare)
am 27.02.2020 12:17

bellou, wie haben Sie gestern noch gemeint:

"BELLOU (754 Kommentare)
am 26.02.2020 10:41 Uhr

jaja, die Globalisierungsverlierer habens ja immer schon gewusst, dass das alles noch mal böse enden wird ... blablabla"

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pepone (60.622 Kommentare)
am 27.02.2020 10:49

https://www.comdirect.de/inf/maerkte/indizes.html?TYPE=region®ION=aj&BRANCH=

die Börsen reagieren eher verhalten . 80 % ist psychologisch . 20 % rational.
Die Europäer sind skeptischer als in Asien ,weil Europäer eher auf schnelle Gewinne eingestellt sind , Asien denkt anders , eher langfristiger .

https://www.comdirect.de/inf/maerkte/indizes.html?TYPE=region®ION=eu&BRANCH=

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pepone (60.622 Kommentare)
am 27.02.2020 10:41

Die Schäden durch Produktionsausfälle sind vor allem in China und Südkorea beträchtlich: Beide Länder sind wichtige Handelspartner. Neben Apple warnte kürzlich auch die britische Textilkette Primark vor Engpässen in Fernost. Und für die Futtermittelindustrie wird es ebenfalls schwieriger, weil einige Vitaminpräparate knapp werden.

ARD meldet dass die Deutschen Engpässe in der Industrie haben . Es fehlten Bauteile ,viele Betriebe können nicht produzieren.
und nicht vergessen ,es wird eine Weile dauern bis das Radl wieder rund lauft .
ich fürchte es wird Arbeitsplätze kosten .

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reibungslos (14.490 Kommentare)
am 27.02.2020 11:20

Allerdings könnten wir locker 10 Jahre lang auf alle Textilimporte verzichten. Es liegt nämlich ein gewaltiger Vorrat in den Schränken der Leute.

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pepone (60.622 Kommentare)
am 27.02.2020 11:47

REIBUNGSLOS

hahahha, das stimmt.

Billigen Arbeitsplätze und billigen Produktionen werden siegen.

Sogar Chinesen verlagern IHRE Produktionen in NOCH billigeren Länder,
so ging die Schuhproduktion nach Äthiopien da dort NUR 50 Dollar bezahlt werden , statt 100 in China !!!

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u25 (4.955 Kommentare)
am 27.02.2020 09:28

Eine weltweite Börsenkorretur war schon überfällig.

Geht jetzt gleich mit

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reibungslos (14.490 Kommentare)
am 27.02.2020 11:16

Schaut viel nach künstlicher Panik aus. Einige werden daran sehr gut verdienen.

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Gugelbua (31.937 Kommentare)
am 27.02.2020 09:16

Nein sowas aber auch, sind die Börsen nicht geimpft ?😁

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Coolrunnings (2.017 Kommentare)
am 27.02.2020 09:14

"Die Wertschöpfungsketten werden etwas kürzer, und die Globalisierung wird ein Stück zurückgehen",......und ist das jetzt etwa schlecht?...ich würde sagen, mittelfristig sogar sehr gut !

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betterthantherest (34.026 Kommentare)
am 27.02.2020 07:50

Die Globalisierung hat dramatische Folgen.
Doch nicht so klass wie es uns die fortschrittlichen ständig erklären, die Globalisierung.

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Istehwurst (13.376 Kommentare)
am 27.02.2020 07:00

Stell dir vor es passiert wirklich etwas ernstes ??? Nicht so ein Lärcherlschas .... die Welt bricht in ein paar Wochen vollkommen zusammen 🤔🤔

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betterthantherest (34.026 Kommentare)
am 27.02.2020 07:55

So ist es.
Nehmen wir das Beispiel Versorgung mit überlebenswichtigen Medikamenten:
In Europa ist keine nennenswerte Produktion vorhanden. Kommt extrem viel aus China, für manche Wirkstoffe gibt es lediglich einen einzigen Hersteller.

Für jene Menschen, die auf diese Medikamente angewiesen sind eine lebensgefährliche Situation. Oder sogar tödlich.

Wie benennen User wie @bellou und Co solche Menschen lapidar:
Globalisierungsverlierer.

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essbesteck (6.034 Kommentare)
am 27.02.2020 06:55

vielleicht war mal die zeit reif dafür, dass etwas geschiet.

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