Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

„Amazon ist nicht sexy, aber kompromisslos“

Von Martin Roithner, 24. September 2021, 19:00 Uhr
Online shopping concept with hand and cart
(Symbolbild) Bild: iStockphoto.com: © HAKINMHAN

Seit 2014 ist Rainer Will Geschäftsführer des Handelsverbands, der 4000 Betriebe mit 300.000 Beschäftigten vertritt. Bei den Digital Days der OÖN übte der 42-jährige Ökonom aus Schladming Kritik an der Regierung und an Amazon und prognostizierte, wie wir künftig einkaufen.

Will über ...

die Umsetzung und Kontrolle der FFP2-Maskenpflicht im Handel: „Es ist einfach weltfremd, dass die Angestellten kontrollieren müssen, wer Masken tragen muss und wer nicht“, sagte Will. Mitarbeiter im Handel könnten nicht zusätzlich zu ihrer Tätigkeit auch noch Gesundheitsdaten abfragen, das sei nicht vereinbar. Will folgte damit der Argumentation der Gewerkschaft, die in Richtung der Regierung betont hatte, Handelsmitarbeiter seien „keine Hilfssheriffs“.

Corona und die Folgen für die heimischen Handelsbetriebe: In 20 Monaten Pandemie hätten die Händler im Schnitt ein Viertel ihrer Umsätze verloren. Besonders hart getroffen habe es den Modehandel, Sporthändler in Tourismusgebieten und auch Lebensmittelgroßhändler, die an Gastronomen liefern. Zu den Gewinnern gehören laut Will der Lebensmitteleinzelhandel und jene Händler, die Masken und Desinfektionsmittel verkauften. Die Hilfen der Regierung seien „essenziell“ gewesen, aber oft zu spät oder kaum geflossen, merkte Will an. „Und das, obwohl jeder fünfte Berufstätige in Österreich im Handel arbeitet.“

den Zuwachs im Onlinehandel: Betrug der Anteil des Online-Geschäfts im heimischen Handel 2018 noch 11,8 Prozent, so sind es heuer 20 Prozent. „Corona war natürlich ein Beschleuniger für den Einkauf im Internet“, sagte Will. International gebe es freilich andere Dimensionen. In China wurden heuer erstmals mehr Umsätze online erlöst als im stationären Handel. Dieses Verhältnis werde sich auch in Europa bald umkehren.

die Rolle von Amazon: „Amazon ist nicht sexy, aber kompromisslos kundenorientiert und daher erfolgreich“, sagte Will. Wie sehr Amazon in Irland, Luxemburg und den Niederlanden Schlupflöcher nutze, illustrierte Will anhand einer Zahl: 13,4 Milliarden US-Dollar Steuergutschriften habe sich der US-Händler in den vergangenen zehn Jahren in Europa damit erarbeitet, angebliche Verluste von Tochterfirmen über Verlustvorträge in Steuergutschriften umzuwandeln, die schlussendlich in den USA zur Geltung kamen. Dieser Strategie müsse man in Europa Einhalt gebieten, forderte Will.

die Zukunft des Handels: Man müsse kein Prophet sein, um zu erkennen, dass das Einkaufserlebnis künftig eine Mischung aus online und stationär sein werde, so Will. „Aber den stationären Handel darf man nicht abschreiben, denn in Kombination mit der Gastronomie bietet er viele Vorteile“, sagte der Ökonom. Online werde die letzte Meile, der finale Zustellweg des Pakets zum Kunden, zum entscheidenden Faktor. Die Paketmengen legten jedes Jahr um rund zehn bis 20 Prozent zu, 2026 sollen Schätzungen zufolge 220 Milliarden Pakete befördert werden. Allein Amazon investiere ein Drittel des Budgets in die Logistik, sagte Will.

verwöhnte Konsumenten: Wer im Handel einkaufe, habe bei Produkten die Qual der Wahl. Online liege die Aufmerksamkeitsspanne des Kunden bei 8,25 Sekunden. „Wenn die Seite eines Händlers länger als zehn Sekunden lädt, hat er schon verloren“, so Will. Ohne Onlineshop könne kaum ein Händler mitmischen.

Europa im Schwitzkasten: USA und China geben auch in der Welt des Internets den Ton an. Das Akronym „Fangman“ steht für die sieben wertvollsten Technologieunternehmen der Welt: Facebook, Amazon, Netflix, Google, Microsoft, Apple und Nvidia. Deren Marktkapitalisierung ist mit sieben Billionen US-Dollar fast doppelt so hoch wie jene der 250 wertvollsten Unternehmen in der EU. „Europa droht auch online zwischen den Machtblöcken USA und China zerrieben zu werden“, sagte Will.

mehr aus Wirtschaft

Linz Textil: Trotz Krisenjahr Gewinn und hohe Dividende für Aktionäre

Keine Ruhe bei Online-Broker Flatexdegiro

Österreich hat genug Gas für nächsten Winter, aber danach drohen Engpässe

Dirndl und Lederhose: Die Tracht als Wirtschaftsfaktor

Autor
Martin Roithner
Redakteur Wirtschaft
Martin Roithner

Interessieren Sie sich für dieses Thema?

Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Die Kommentarfunktion steht von 22 bis 6 Uhr nicht zur Verfügung.
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen