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Im Warteraum der Seelen

Von Sonderthemen-Redaktion, 24. August 2020, 09:38 Uhr
Johann Höller führt durch den Erdstall Bild: Gemeinde Münzkirchen

Dunkel und voller Rätsel gestaltet sich die Geschichte der sogenannten "Erdställe". In Münzenkirchen ist noch einer zu besichtigen.

Erdställe sind dies unterirdisch gegrabene Anlagen, deren Entstehungszeit auf die Zeit von 800 bis 1250 n. Chr. zurückgeht. Sie sind in mehreren Ländern Europas nachzuweisen. Auch im Gasthof Wösner in Münzkirchen kann man einen unterirdischen Gang von 25,3 Meter Länge und 70 bis 90 Zentimeter Höhe bekriechen. Diese Anlage hat acht Sitznischen und ein vertikales Schlupfloch, das in eine höhere Etage führt, in der man auch verweilen kann. Benedikt Pillwein schreibt in seiner Topographie von 1843, dass dieser Erdstall bereits 1826 bei einem Kelleraushub entdeckt wurde. Der Benediktinerpater Lambert Karner hat 1899 einen Plan davon veröffentlicht, 1903 folgte eine ausführliche Beschreibung in seinem Werk „Künstliche Höhlen aus alter Zeit“.

In der Marktgemeinde gab es mehrere solche Gänge, die zwar dokumentiert wurden, aber heute nicht mehr existieren. Lediglich die Erdstallanlage beim Bauer in Hof kann noch besichtigt werden. Sie besteht aus drei Kammern, die untereinander mit horizontalen Schlupflöchern verbunden sind. Wer Geschichte hautnah erleben will, erkundet unter Führung von Altbürgermeister Johann Höller, Konsulent für Volksbildung und Heimatpflege, den Gang beim Gasthof Wösner. Seit den Achtziger Jahren führt er Schüler und Erwachsene. Mit Helm, Stirnlampe und Overall, die der Gastwirt zur Verfügung stellt, geht es ab in die Unterwelt. Damit auch Besucher, die nicht durch das verhältnismäßig enge Schlupfloch nach oben können, hat Höller einen Bauhilfsschacht freigelegt, der den hinteren Teil des Ganges leichter erreichen lässt.

Dabei kann man auch mehr von den Theorien über Entstehung dieser Erdstollen, die in mühsamer Handarbeit in den harten Untergrund gehauen wurden, erfahren.

Die Vermutungen über den Zweck dieser Anlagen liegen oft weit auseinander. Früher hat man darin eher Fluchtgänge oder Verstecke aus der Zeit des Mittelalters vermutet, die eine kürzere Verweildauer während eines Überfalles zuließen. Die Enge der Gänge, das Fehlen von Funden wie Essensresten oder Hausrat und das mögliche Ausräuchern bei einem fehlenden zweiten Ausgang sprechen aber eher gegen diese Theorie.

Als Mitglied des IGEF, der „Interessensgemeinschaft der bayrischen Erdstallforscher“ weiß Höller über Denkansätze der Erdstallforscher im Kult- und transzendenten Bereich zu berichten.

Da der Bau dieser Gänge in den Besiedelungszeitraum fällt, ist es denkbar, dass man den Seelen der zurückgelassenen Toten eine Stätte erbaut hat, um sie bei sich zu haben. Anderen Meinungen nach waren es Aufenthaltsorte für die Seelen der Verstorbenen, die hier nach dem Tod auf das Jüngste Gericht warten, wie der passionierte Erdstallforscher Nikolaus Arndt meint, zumal auch Kirchenväter der ersten nachchristlichen Jahrhunderte von unterirdischen Seelenkammern gesprochen haben. Mit der neuen Lehre vom Fegefeuer im 13. Jahrhundert endet nämlich der Bau von solchen Anlagen. Vielleicht löst ein Zufallsfund in einem historischen Bericht einmal dieses Rätsel.

Der Erdstall beim Wösner wurde in der Vergangenheit mehrmals für Rundfunksendungen besichtigt und für Fernsehdokumentationen gefilmt. Auch Anfang Oktober dieses Jahres wird wieder ein bayrisches Fernsehteam über diesen Gang berichten.

Die unterirdischen Anlagen beim Wösner und beim Bauer in Hof sind die beeindruckendsten historischen Denkmäler, die Münzkirchen neben einem signierten Gefechtsfeld vom Gefecht bei Eisenbirn im Jahre 1703 sowie einem dazugehörigen Diorama besitzt.

Die barocke Pfarrkirche und die ehemalige Pestkirche St. Sebastian gehören zu den weiteren historischen Sehenswürdigkeiten dieses Ortes. Anmeldung zu Führungen bei Alexander Wösner, Telefon: 07716/ 7240 oder Johann Höller, Telefon: 0676/7052254. Körperliche Gesundheit wird vorausgesetzt.

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