Missbrauchsvorwürfe: Prozess von Kahr in Bludenz verschoben

BLUDENZ. Der Prozess wegen übler Nachrede, den Ex-ÖSV-Trainer Karl "Charly" Kahr gegen eine ehemalige Skirennläuferin und deren Ehemann am Bezirksgericht Bludenz angestrengt hat, wird erst im Jänner fortgeführt.
Ursprünglich sollte der Prozess am 9. November seine Fortsetzung finden. Ein Zeuge könne aber zum Termin nicht anwesend sein, begründete die zuständige Richterin am Donnerstag die Verschiebung.
Das Ehepaar soll Kahr in WhatsApp-Nachrichten an den ehemaligen Skistar Annemarie Moser-Pröll diffamiert haben. Die ehemalige Sportlerin, die in den 1960er- und 1970er-Jahren Opfer von Übergriffen geworden sein soll, hatte ihrer ehemaligen Teamkollegin Moser-Pröll am Silvesterabend 2017 ein Foto gesendet, das diese mit Kahr zeigte, dazu die Nachricht: "Dein Entjungferer Charly. Du warst noch keine 16 Jahre alt." Ihr Ehemann schrieb zudem, Pröll solle sich schämen, "einen CK in Schutz zu nehmen", der gemeinsam mit Toni Sailer "viele Mädchen missbraucht und gebrochen hat". Moser-Pröll hatte die kolportierten Übergriffe im ÖSV-Team stets in Abrede gestellt.
Moser-Pröll leitete die Nachrichten an Kahr weiter. Dieser sprach von "Verleumdung" und ging vor Gericht. Der Prozess am Bezirksgericht Bludenz wurde am 6. April 2018 nach mehr als neun Stunden Verhandlung vertagt. Um den Wahrheitsbeweis der Vorwürfe in den Nachrichten erbringen zu können, müssten weitere Zeuginnen gehört werden, so Richterin Daniela Flatz. Darunter sollen etwa Frauen sein, die ihre Rennläuferinnenkarriere nach Missbrauchserfahrungen aufgaben, wie das Ehepaar behauptete. Kahrs Anwalt Manfred Ainedter wollte unter anderen die ehemaligen Rennläuferinnen Monika Kaserer und Brigitte Habersatter-Totschnig sowie den damaligen Mannschaftsmasseur befragen lassen.