Ein Seriensieger in Lauerstellung
RIAD. Das KTM-Team liegt bei der Halbzeit der Rallye Dakar hinter Honda zurück.
Vor genau 20 Jahren hat das KTM-Team bei der Dakar-Rallye – damals hieß das wüste Rennen "Paris-Dakar-Kairo" – einen Generalangriff auf den ersten Sieg für die Innviertler unternommen. Die Attacke endete mit einem Desaster. Alle fünf Werkspiloten schieden aus, Heinz Kinigadner musste bei seinem letzten Versuch, die Abenteuer-Rallye zu gewinnen, mit schweren Verletzungen ausgeflogen werden. Nani Roma, der letzte KTM-Fahrer mit Siegeschancen, schied auf der 14. Etappe kurz vor dem Ziel in Führung liegend mit technischen Problemen aus. Damit war der Weg für das BMW-Team für einen vom Franzosen Richard Sainct angeführten Vierfach-Sieg frei.
KTM verarbeitete diese schmerzhafte Erfahrung wie ein echter Champion. Im Jahr danach gab es den ersten Dakar-Sieg, der gleichzeitig der Start einer einzigartigen Serie war. Seit damals haben die orangen Racer aus Mattighofen bei jeder Dakar-Rallye den Motorrad-Sieger gestellt. Genau 20 Jahre nach dem Debakel im 2000er-Jahr ist nun diese Serie in Gefahr. Zur Halbzeit der diesjährigen Dakar in Saudi-Arabien liegt mit dem US-Amerikaner Ricky Brabec ein Werksfahrer vom erbittertsten KTM-Rivalen Honda in Führung. Erster Verfolger ist der Chilene Pablo Quintanilla auf einer Marke, die zwar zum KTM-Imperium gehört, aber Husqvarna heißt. Erst auf Platz drei folgt mit Toby Price ein KTM-Werksfahrer. Dessen Teamkollege Matthias Walkner liegt als Sechster mit rund einer halben Stunde Rückstand auf Brabec auf Platz sechs. Zwischen die beiden haben sich mit Jose Ignacio Cornejo und Joan Barreda Bort zwei weitere Honda-Piloten geschoben. Am heutigen Ruhetag herrscht im KTM-Lager jedenfalls Alarmstufe Rot.
Tinnitus und schwarzer Punkt
"Momentan ist es nicht sehr eng, Honda scheint bisher besser drauf zu sein. Aber das war letztes Jahr auch schon so, und dann hat sich alles geändert. Das Rennen ist erst vorbei, wenn man im Ziel angekommen ist", sagte Walkner, der gestern als Dritter bester KTM-Fahrer war. Der 33-Jährige hatte unterwegs schwer zu kämpfen. "Bei Kilometer 330 habe ich plötzlich einen Tinnitus bekommen und einen schwarzen Punkt in meinem Sichtfeld gehabt. Doppelbilder und Dinge wie Vögel und andere Fahrer, die nicht vorhanden sind, tauchen immer wieder in meinem Sichtfeld auf", sagte der Salzburger, der 2018 die Dakar-Rallye gewonnen hat. Nach dem Ruhetag geht es morgen mit der siebenten Etappe in die entscheidende zweite Woche. (chz)
Rallye Dakar, Ergebnisse
6. Etappe, Ha’il – Riad (830 km/davon 477 für die Wertung): Motorräder: 1. Ricky Brabec (USA) Honda 4:36:28 Stunden; 2. Joan Barreda Bort (Spa) Honda +1:34 Min.; 3. Matthias Walkner (Ö) KTM 2:45. Gesamt: 1. Brabec 23:43:47; 2. Pablo Quintanilla (Chi) Husqvarna 20:56; 3. Toby Price (Aus) KTM 25:39; 6. Walkner 33:39.
Autos: 1. Stephane Peterhansel/Paulo Fiuza (Fra/Por) Mini 4:27:17; 2. Carlos Sainz/Lucas Cruz (Spa) Mini 1:35; 3. Nasser Al-Attiyah/Matthieu Baumel (Qat/Fra) Toyota 3:22: Gesamt: 1. Sainz 23:33:05; 2. Al-Attiyah 7:46; 3. Peterhansel 16:18.