Radsport verbindet: „Zwei Bergmänner“ auf gemeinsamer Klettertour
Schon früh am Samstagvormittag brennt die Sonne unerbittlich in die steilen Kehren, die den Kasberg hinaufführen. Einige Radsportler kurbeln die knapp 1000 Höhenmeter nach oben.
Auch
schraubt sich, wie es sich für einen Profi aus der World-Tour gehört, in beeindruckendem Tempo hoch. Der Wolfsegger hat einen Mann bei der gemeinsamen Ausfahrt im Schlepptau, der sein Großvater sein könnte. Mit , Jahrgang 1946, verbindet ihn nicht nur die Liebe zum Radsport, sondern auch geographische Nähe.Das Duo stammt aus dem früheren oberösterreichischen Kohlenrevier, wo bis 1995 abgebaut wurde. Schriftsteller
, der auch in der Gemeinde Ottnang ein kleines Häuschen besaß, sprach oft ehrfürchtig von den dort beheimateten „Edelharten“, Bergmännern, die in den Hügeln des Hausruckwaldes zur mühevollen Arbeit unter Tage fuhren. Die Schmerztoleranz beim Wolfsegger Gogl muss, obwohl mit dem Bergbau nicht mehr in Berührung gekommen, ebenfalls hoch sein. Erst vor wenigen Tagen kam er beim Training mit dem Mountainbike schwer zu Sturz. Am Wochenende erinnerte nur mehr ein Tape am Oberschenkel von seinem unfreiwilligen Abflug. Als erster oberösterreichischer Radprofi überhaupt durfte Gogl 2017 die Tour de France bestreiten. Und der 26-Jährige fuhr die Grande Boucle trotz einer Fraktur am Sitzbein auch zu Ende, die letzten Etappen konnte er vor Schmerzen kaum mehr sitzen.Sitzfleisch bewies auch Bergmannssohn Bichl schon oft auf dem Rad. Erst vor zwei Jahren bewältigte der rüstige Pensionist mit drei Alterskollegen das „Race Across America“ über 4940 Kilometer. Und im Vorjahr legte er mit 73 Jahren beim „24-Stunden-Rennen“ in Grieskirchen stolze 473 Kilometer zurück. Die konditionelle Grundlage dafür legte er schon in seiner Jugend. „Ich musste als Lehrling täglich mehrere Kilometer zur Arbeit ins Konsum-Kaufhaus marschieren.“ Der Weg von Ottnang nach Waldpoint führte ihn dabei für eine Abkürzung auch durch den Barbarastollen. Als Nordischer Kombinierer war Bichl später aktiv, noch heute schwört er im Winter auf das Langlaufen. Dass er in seiner Altersklasse bei vielen Rad-Veranstaltungen heute keine Gegner mehr hat, findet Bichl schade. „Aber ich fahre ohnehin nur gegen mich selber“, sagt er.
Heißer Herbst wartet
Und für schöne Naturerlebnisse wie solche am Samstag. Am Gipfel bei der Kasbergalm-Hütte trifft sich das Duo wieder. Der Respekt schwingt mit. „Was ihr bei einer dreiwöchigen Rundfahrt aushalten müsst, ist Wahnsinn“, sagt Bichl zu Gogl, der heuer nach der Corona-Rennpause mit Tour de France, WM und den Klassikern wie Paris-Roubaix einen heißen Herbst vor sich hat. Zeit für große Gespräche bleibt trotzdem nicht. Der Profi macht auf der Abfahrt und das Almtal raus gehörig Tempo. Gogl hängt im Gegensatz zu seinem Begleiter noch weitere (bergige) Kilometer im Salzkammergut an. Nicht ohne aber vorher zu verraten: „Als Junior bin ich den Kasberg einmal dreimal hochgestiefelt im Gang.“ Von nichts wird nichts. Dafür ist er genauso wie auch sein junggebliebener Begleiter der beste Beweis.
OÖ-Quintett bei der Tour
Felix Großschartner, Lukas Pöstlberger und Gregor Mühlberger rückten mit dem deutschen Bora-Radteam zum Höhentrainingslager ins Ötztal ein, Sebastian Schönberger reist nach Frankreich, und
Michael Gogl bleibt vorerst noch im Heimtraining. Von 29. August bis 20. September dürften sich Oberösterreichs stärkste Radasse alle wiedersehen, wenn mit der Tour de France der verschobene Rad-Höhepunkt des Jahres steigen soll. „Fünf von uns bei der Tour, das wäre der Hammer“, sagt Gogl.
Ist es wieder möglich die Straße legal zu befahren?