Kroatiens trauriger Elfmeter-Held: Subasics Gedanken an den toten Freund
SOTSCHI. Der vor zehn Jahren verstorbene Klubkollege des Torhüters ist bei jedem Spiel "dabei".
In Russland werden sie seinen Namen wohl nicht so schnell vergessen. Gleiches gilt für die Fußballfans in Dänemark. Danijel Subasic, Kroatiens Elfmeter-Held im Tor, ist bei dieser Fußball-Weltmeisterschaft die personifizierte Lebensversicherung seines Teams auf dem Weg ins Halbfinale. Das stellte er auch beim 4:3 nach Elfmeterschießen gegen die Russen unter Beweis.
Der viel zu lässig geschossene Elfer-Chip von Fedor Smolow war wie ein Geschenk für den 33-Jährigen. Mario Fernandes wusste danach, dass er gegen den für den AS Monaco spielenden Torhüter genau ins Eck zielen musste – und schoss wohl deshalb daneben.
Wenige Augenblicke später waren die Teamkollegen auch schon bei Subasic, um sich zu bedanken. Vor allem Mateo Kovacic, der ebenfalls verschossen hatte. Aber auch Luka Modric, der bei seinem Elfmeter (via Innenstange ins Tor) ganz viel Glück gehabt hatte.
Das verhängnisvolle Spiel
Subasics Geschichte bewegt. Gerne nahm er zuletzt die Verwarnung der FIFA in Kauf, weil er bereits nach dem Achtelfinale gegen Dänemark im weißen Unterleibchen gejubelt hatte. Auf dem Foto zu sehen: sein bester Freund, der 2008 verstorbene frühere Teamkollege Hrvoje Custic.
Während einer Ligapartie hatte Torhüter Subasic den Flügelspieler mit einem weiten Pass auf die Reise geschickt. Es folgte ein fairer Zweikampf mit einem Gegenspieler. Custic stürzte und prallte gegen eine angrenzende Betonmauer. Custic verstarb wenige Tage später im Krankenhaus an einer Gehirnblutung. Auch zehn Jahre danach kann Subasic kaum über den Vorfall sprechen. "Immer wieder kommt die Frage: Was wäre passiert, wenn ich den Ball nicht ihm zugespielt hätte?", sagte Subasic in einem früheren Interview. Aktuell blockt der kroatische Pressesprecher jede diesbezügliche Frage ab. "Sie sehen, dass er mit den Tränen kämpft. Damit ist alles gesagt."
Die Wurzeln
Heiß diskutiert werden auch Subasics Wurzeln. In serbischen Medien wird der Kroate als halber Serbe bezeichnet. Es soll einst auch Streit mit dem kroatischen Schwiegervater in spe gegeben haben, der nicht damit einverstanden gewesen sein soll, dass seine Tochter "einen Serben" heiratet. Subasic selbst hatte derartige Berichte in der Vergangenheit allerdings stets dementiert.
Aktuell will eben jeder ein kleines Stück vom Mann der Stunde für sich beanspruchen. Die Kroaten können in jedem Fall weiter auf ihn zählen. Das war während des Spiels gegen Russland nicht ganz so sicher gewesen, als Subasic nach einer Oberschenkelverletzung minutenlang behandelt werden musste.
"Gott sei Dank ist es nicht schlimmer. Er hat mir schon versprochen, dass es kein Problem für das Semifinale geben wird", bestätigte Luka Modric nach dem Spiel.
Weil die Engländer jetzt auch das Elfmeterschießen beherrschen, ist auf jeden Fall erneut ein Subasic in Höchstform gefragt. (haba)