Alois Stöger ohne Zeitlimit: "Keine Schranken, keine Denkverbote"
LINZ. Die Suche nach einem neuen oberösterreichischen SPÖ-Vorsitzenden könnte dauern. Er habe kein zeitliches Limit und könne sich auch Quereinsteigende vorstellen, sagt der interimistische Parteichef Alois Stöger.
Der Erfolg der Koalitionsverhandlungen im Bund hängt aus seiner Sicht vor allem von der ÖVP ab. Die Ambitionen von Rudolf Fußi auf den Parteivorsitz machen ihm weniger Sorgen, wohl aber die Frage, wie dieser seine Kampagne finanziert.
Nachdem Michael Lindner im November angekündigt hatte, sich aus privaten Gründen aus der Politik zurückziehen zu wollen, hat der ehemalige Nationalratsabgeordnete und Ex-Minister Stöger am 1. Dezember interimistisch den geschäftsführenden Vorsitz der Landes-SPÖ übernommen. Seine Mission lautet nun unter anderem, eine neue Vorsitzende oder einen neuen Vorsitzenden zu finden, der oder die dann im Rahmen einer Urabstimmung gewählt werden muss. So sieht es das Statut vor.
Er habe sich für die Personalsuche zeitlich "keine Schranken" gesetzt, so Stöger. "Ich habe mehr als 40 Gespräche geführt", darunter seien auch Quereinsteiger. "Es gibt ein paar, die wollen ein Stück mit uns gehen", aber "alle Leute, die das können, sind in einem guten Job. Da ist so ein Veränderungsprozess nicht so einfach." Eine Shortlist gebe es bisher nicht, daher will er vorerst nicht über Namen sprechen.

Nicht bis zum Sankt-Nimmerleinstag Zeit
Stöger will "bewusst keine Denkverbote", ob es eine Einzel- oder Mehrfachspitze wird - es gilt ja auch die Spitzenkandidatur 2027 zu klären und jemanden für Lindners frei werdenden Landesratsposten zu finden. Theoretisch sei es auch möglich, dass der Spitzenkandidat erst später gekürt werde. "Ich kann das nicht ausschließen." Nachsatz: "Bis zum Sankt-Nimmerleinstag haben wir nicht Zeit."
Die Frage, ob er sich vorstellen könnte, die Landes-SPÖ auch langfristig selbst zu führen, wischt der 64-Jährige mit "Mein Alter ist bekannt" vom Tisch. Dass der Linzer Bürgermeisterkandidat Dietmar Prammer an die Parteispitze tritt, schließe er aus, dazu bestehe auch Einvernehmen mit der Stadtpartei. Die Bürgermeisterwahl am 12. Jänner spiele in seinen zeitlichen Überlegungen "eigentlich keine" Rolle, viel eher die Frage: "Sind wir in der Bundesregierung?" Letzteres werde wohl früher entschieden werden als die Oberösterreich-Personalie: "Ich gehe davon aus, dass wir bis Weihnachten wissen, ob das realistisch ist oder nicht. Und ich gehe davon aus, dass ich vor Weihnachten keinen Kandidaten in der Öffentlichkeit präsentieren werde."
Koalition nur bei Selbstreflexion der ÖVP
Ob es zu einer Koalition kommt, hängt für Stöger vor allem von der ÖVP ab: "Wenn sie zu einer Reflexion gegenüber ihrer bisherigen Regierungsarbeit in der Lage ist, dann ist es möglich. Wenn nicht, dann wird es schwierig." Entscheiden werde sich das wohl am Budget. "Wenn die ÖVP sagt, wir wollen eine andere Politik machen wie jetzt und schauen, dass Österreich vor Parteiinteressen steht, dann wird es gehen." Dass die Politik generell nur mehr auf einfache Botschaften setze, lässt er nicht gelten: "Wenn ich nicht in Schlagworten kommuniziere, schreiben Sie mir das nicht."
Die Ambitionen des PR-Beraters Rudolf Fußi auf den SPÖ-Bundesparteivorsitz beunruhigen ihn nicht, allerdings frage er sich, wo das Geld für die aufwendige Kampagne herkomme: "Da frage ich mich schon langsam, ob nicht schon die Russen den Wahlkampf zahlen. Irgendeiner muss das ja zahlen. Und wer da Interessen hat ... da werde ich sehr nervös."
Kritik an Gemeinde- und Industriepolitik des Landes
Stöger will sich nicht auf die Rolle eines Headhunters für die Landes-SPÖ beschränken, sondern auch Inhaltliches in der Gemeinde- und der Industriepolitik anstoßen. Dass ein Viertel der oberösterreichischen Gemeinden ihren Haushalt nicht ausgleichen könne, heble die Demokratie aus, warnt er. Statt die Gemeinden zu "sekkieren", sollte man ihnen die Krankenanstaltenbeiträge erlassen. Stöger kann sich auch vorstellen, dass die SPÖ rechtliche Mittel zur Verteidigung der Gemeindeautonomie ergreift, die er allerdings noch nicht im Detail darlegt. Zudem brauche Oberösterreich "unbedingt eine Perspektive, wohin sich unsere Industrie entwickelt". Es sei ein Fehler gewesen, MAN in Steyr "herzuschenken". Besser wäre gewesen, wenn sich das Land beteiligt hätte, findet er. Auch gehe das Land "patschert" mit der IT:U um. Man könnte hier Partnerschaften eingehen, Innovationen fördern, steuern "und nicht alles dem Markt überlassen", so der SPÖ-Landesvorsitzende.
Zur Person
Alois Stöger (SPÖ), geboren am 3. September 1960, 1979-1986 Facharbeiter in der voestalpine, Studium der sozialen Praxis an der Marc Bloch Universität Strasbourg und Linz, Obmann der Oberösterreichischen Gebietskrankenkasse von 2005 bis 2008. Von 2008 bis 2014 Gesundheits-, dann bis 2016 Verkehrs- und bis 2017 Sozialminister, danach bis Oktober 2024 Nationalratsabgeordneter. Leitender Sekretär der ÖGB Produktionsgewerkschaft Pro-Ge seit 2018, seit 1. Dezember interimistischer Landesparteivorsitzender der SPÖ Oberösterreich
Im Landtag warf nicht nur die Windkraft Fragen auf
FP: Herwig Mahr geht, Thomas Dim kommt
Landesdienstleistungszentrum: Chronik eines Sündenfalls
Zweites Kindergartenjahr bedeutet 584 Knirpse mehr
Interessieren Sie sich für dieses Thema?
Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.
<<<<<<< Da frage ich mich schon langsam, ob nicht schon die Russen den Wahlkampf zahlen. Irgendeiner muss das ja zahlen. Und wer da Interessen hat ... da werde ich sehr nervös.">>>>>>>
Bitte nicht auch noch die Sorte RussenLeute - sieht man ja wo sie überall zündeln, die scheuen die Demokratie wie der Teufel das Weihwasser…..🙈
Den fussi könntens nehmen der möchte ja unbedingt was werden, denke aber nur dann sind noch die Grünen oder Pinken vorne…….😂🙈👎
Ob es schlau ist, nachdem die Gewerkschafter ständig die SPÖ von innen kaputt schießen und nur mehr gegen andere hetzen, gerade in dieser Zeit einen langjährigen Gewerkschafter mit der Rettung und Wiederbelebung der Partei in OÖ zu beauftragen.
Viele, wenn nicht sogar alle Parteichefs der letzten Jahre wurden von den Gewerkschaftern abgeschossen, nachdem man vor hatte, die Partei neu und unabhängiger von der Gewerkschaft aufzustellen.
"Koalition nur bei Selbstreflexion der ÖVP"
Na klar, die anderen sollen reflektieren, selbst dümpelt man weiter und hetzt nur gegen andere.
"keine Denkverbote"
Das wird einigen aber sehr schwer fallen, nach so vielen Jahren Parteibuch das Hirn wieder einzuschalten.
Zu viele sehen ein Engagement für die Parteipolitik, als unnötige Anstrengung an.
Alois Stöger hat völlig recht. Die schwarz-blaue Koalition in OÖ ist zwar mit weiten Teilen der IV verhabert, bloß ist das keine Industrie-und Standortpolitik. Und bei konsequenter Kommunikation und Umsetzung des Konzepts der solidarischen Hochleistungsgesellschaft wird eine neue SP-Führung wieder vorwärts kommen. Bedeutet: jede empfangene Leistung ist mit Pflichten verbunden und zwar auf jeder Ebene. Ist gar nicht schwer.
Und die SPÖ-Bürgermeister sind etwa besser? Wie war das in Linz...
Der ewige Ablösekandidat hat also wieder ein Amt. Auch er scheint er endlich erwachsen geworden zu sein, und setzt sich seinen lustigen „Titel“ Diplômé nicht mehr vor den Namen.
Die SPÖ wird nur dann dem Untergang entgehen, wenn ihre Funktionäre die Ängste und Sorgen ihrer potentiellen Wähler (Arbeiter, Angestellte) verstehen. Dazu gehört auch das Thema Migration (und nicht nur illegale). Aber eine Funktionärselite, die ihnen vorschreiben will, wie sei denken müssen und was sie glauben dürfen, wird die SPÖ vernichten. Aber solange ihre Funktionärsgehälter sprudeln, scheint ihnen das egal zu sein (Dosko ausgenommen)
Das sehe ich anders:
Es ist ihnen m.E. nicht egal, aber sie sind einfach ncht fähig, mit der Realität umzugehen.
Die Unterdrückung durch den Apparat, hat zu Beginn nur wenige vertrieben. Das verhinderte den Anspruch an die Pfründen nicht und so war der Druck nicht gross genug. Sogar jetzt sehen die Bablers noch eine Chance ein paar Jahre am Futtertrog zu bleiben.
Jetzt sind die, die den Untergang verhindern könnten längst von Bord, oder haben zumindest innerlich gekündigt.
Die Arbeiter*innen sind der SPÖ verloren gegangen und haben allen Versuchen, sie zurückzugewinnen, widerstanden, weil sie ihr Heil in der FPÖ sehen; mögen sie dort glücklich werden. Die SPÖ ist also gefordert, sich eine neue Klientel zu suchen, deren Interessen sie vertritt. Das können Scheinselbständige oder auch EPU sein.
Wovon die SPÖ sich jedenfalls verabschieden sollte: den Menschen ein Rundum-Sorglos-Paket zu versprechen.; das können sie mit ihrer verloren gegangenen Klientel auch der FPÖ überlassen. Ob sie stattdessen sich der "solidarische Hochleistungsgesellschaft" oder der aufsteigenden Trias "Leistung.Aufstieg.Sicherheit" verschreibt, ist Geschmacksfrage, wobei ich jenem Slogan näherstehe, weil das Aufstiegsversprechen an der Realität zu scheitern droht.
Warum die Sozialpartnerschaft in Österreich so gut funktioniert hat, ist die (Noch)Verankerung der christlichen Soziallehre in der Bevölkerung. Leben und leben lassen. Darum braucht der Arbeiter die SPÖ, um seine gerechten Ansprüche zu sichern. Die FPÖ braucht die Arbeiter nur als Stimmvieh. Wenn sie an der Macht ist, vertritt sie ausschließlich die Interessen des Kapitals und der Besitzenden. Darum will ja der Wirtschaftsbund und der Bauernbund so vehement und unbedingt eine Koalition mit der FPÖ.
Haben Sie Fragen an Stöger?
Dann schreiben Sie bitte an ihn. Sollten Sie eine Antwort bekommen, dann bitte ich Sie, auch mich das wissen zu lassen.
Ich danke Ihnen bereits jetzt im Voraus.