Schweden versucht, auch die zweite Welle mit Eigenverantwortung zu überstehen
Sonderweg nur leicht angepasst: Ab 22 Uhr wird kein Alkohol mehr verkauft.
Nach einer leichten Entspannung im Sommer steigt mit dem Beginn der kalten Jahreszeit auch in Schweden erneut die Zahl der bestätigten Neuinfektionen. Die 14-Tage-Inzidenz lag gestern bei 511,9 Fällen auf 100.000 Einwohner, am vergangenen Freitag wurden 5990 Neuinfektionen registriert und es wurden 42 Todesfälle binnen 24 Stunden gemeldet – die höchste Zahl seit drei Monaten. Besonders stark betroffen ist wieder einmal der Großraum Stockholm, wo zuletzt jeder fünfte Test positiv war.
Premier Stefan Löfven hat bereits vergangene Woche harte Worte gewählt: Es bestehe die Gefahr, dass "die Lage pechschwarz" werde. Die Situation sei sehr ernst. "Alle Anzeichen gehen in die falsche Richtung. Wir riskieren, dass mehr Menschen krank werden, dass mehr Menschen sterben", sagte der Sozialdemokrat in seiner Rede in eindringlichen Worten.
Kein Alkohol mehr ab 22 Uhr
Zugleich gab die rot-grüne Regierung bekannt, dass der bisherige Sonderweg leicht angepasst wird. So dürfen in Cafés oder Restaurants nun nur noch maximal acht Personen an einem Tisch sitzen. Dazu kommt, dass ab 20. November ab 22 Uhr ein Alkoholverkaufsverbot im ganzen Land gilt – vorerst einmal bis Februar 2021. Das ist für die Gastronomie ein scharfer Einschnitt, Gastwirte sprechen bereits von einer "Katastrophe" oder von einem "Todesstoß für die Branche". Auch insgesamt ist diese Maßnahme umstritten. Es wird nämlich befürchtet, dass sich Zusammenkünfte und Feiern nun in zunehmendem Maße in Wohnungen und Häuser verlagern könnten.
Abgesehen davon und von gesonderten Restriktionen für einzelne Bezirke oder Städte (Studentenstadt Uppsala), bleibt das skandinavische Königreich aber auch während der zweiten Welle seiner Strategie treu: "Wir bleiben auf diesem Weg. So läuft das bei uns in Schweden", sagte Staats-Epidemiologe Anders Tegnell am Freitag. "Die freiwilligen Maßnahmen werden zum riesigen Teil umgesetzt."
Schweden versucht also unverändert, die Pandemie über Handlungsempfehlungen, Freiwilligkeit und Eigenverantwortung der Bürger in den Griff zu bekommen. Ein Ansatz hinter dieser Strategie lautet: Wenn man an die Vernunft der Bevölkerung appelliert, statt sie zu Einschränkungen zu zwingen, ist die Akzeptanz dafür auf lange Sicht höher.
Staats-Epidemiologe Tegnell, der im Wesentlichen den schwedischen Kurs vorgibt, sagte jüngst wieder: "Das ist eine Krankheit, die wir nicht wieder loswerden. Also müssen wir sie auf einem überschaubaren Niveau halten, mit dem wir umgehen können."
Hohe Zahl an Todesfällen
Wesentlichstes Argument, das stets gegen den schwedischen Weg vorgebracht wird, ist die hohe Zahl an Todesfällen – aktuell sind es laut Johns Hopkins Universität 6164, also 602 je eine Million Einwohner. Zum Vergleich: Tschechien zählt bei geringfügig mehr Einwohnern mittlerweile aber auch bereits 6058 Todesfälle (567 je eine Million Einwohner) – trotz zweier Lockdowns.
Bemerkenswert ist, dass die schwedische Wirtschaft bisher deutlich weniger stark unter der Pandemie gelitten hat, das liegt vor allem am starken Binnen-Konsum: Im April sank der Umsatz im Einzelhandel um 3,4 Prozent, in Österreich waren es 18 Prozent. Laut einer Prognose des skandinavischen Finanzkonzerns "Nordea Bank" wird Schwedens Wirtschaft heuer nur um 3,5 Prozent schrumpfen. In der Eurozone wird mit einem Minus von 8,5 Prozent gerechnet.
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Schweden gestattet keinen Alkohol mehr ab 22 Uhr, dabei gilt der Alkohol als Gegenmittel zu dem Virus ... 😜
Mit dem II. Lockdown ist die Möglichkeit groß, ein Auto, eine Eigentumswohnung oder sonstiges billigst zu erwerben, wenn eine Familie noch Geld dazu hat!
Zunächst wird alles billiger, aufgrund der Geschäftsschließungen werden Rabatte gegeben, aber dann wird umso teurer, denn die Großmärkte wissen was in Notzeiten ansteht!
Schuld ist nur das Viruslein, NICHT DER KURZ!
Ich habe jetzt lange überlegt, welchen Sinn Ihr Posting hat, aber ohne Erfolg.