38 Minuten Angst und Schrecken: Falscher Raketenalarm in Hawaii
Ein Mitarbeiter der Katastrophenschutzbehörde hatte auf den falschen Knopf gedrückt.
Als der 35 Jahre alte Joshua Keoki Versola um exakt 8.07 Uhr den "Amber Alert" auf seinem Smartphone erhielt, nahm er eine Flasche "Hibiki 21" vom Regal. Den japanischen Edel-Whiskey hatte sich der Bewohner der hawaiianischen Insel Oahu für einen besonderen Anlass aufgehoben. Bevor er von einer Atomrakete aus Nordkorea pulverisiert werde, sagte der Ingenieur nachher gegenüber einem Reporter, habe er den feinen Tropfen noch genießen wollen. "Es geht darum, mit Stil aus der Welt zu scheiden", sagte er.
Andere Einwohner Hawaiis nahmen die per Textnachricht verschickte Warnung der Katastrophenschutzbehörde EMA weniger locker. Zumal der Alarm an Deutlichkeit nicht zu wünschen übrig ließ. "Bedrohung durch ballistische Rakete Richtung Hawaii. Sofort Schutzraum aufsuchen. Dies ist keine Übung."
Auf Hawaii brach Panik aus
Überall auf Hawaii brachen Einheimische und Touristen in Panik aus. Menschen strömten auf die Straßen und versuchten in Schutzräume, Parkgaragen oder Keller zu gelangen. Der Golfer John Peterson, der mit seiner Familie zu einem PGA-Tunier nach Honolulu gereist war, verschanzte sich mit Baby und Schwiegereltern im Badezimmer seines Hotels. "Lieber Gott, bitte lass den Raketenalarm nicht echt sein", twittere er.
Ashly Trask (39) hatte sich auf diesen Moment vorbereitet. "Die Bedrohung war real", sagte die Bewohnerin der Insel Kauai, die das Zeitfenster für die Schutzsuche genau berechnet hat. "Wir hatten 15 Minuten bis zur Detonation." Trask und ihr Partner steckten ihre zwei Kinder ins Auto, holten das dritte an seinem Arbeitsplatz ab und rasten zum Verwaltungsgebäude des Botanischen Gartens, das dicke Betonwände hat.
"Unverzeihliche Panne"
US-Präsident Donald Trump erhielt die Nachricht auf dem Golfplatz seiner Villa in Mar-a-Lago in Florida. E sprach mit Stabschef John F. Kelly und dem Nationalen Sicherheitsberater Herbert R. McMaster. Die beiden ehemaligen Generäle konnten rasch abklären, dass keine Rakete im Anflug war. In Hawaii dauerte es 38 Minuten, bis die Entwarnung kam und Ingenieur Versola seinen Edel-Whiskey wieder ins Regal stellen konnte.
"Das ist unverzeihlich", sagte US-Senator Brian Schatz, der umfassende Konsequenzen aus der Panne verlangt. Die Aufklärung des Fehlers selbst gestaltete sich als nicht weiter schwierig. Ein Mitarbeiter der Katastrophenschutzbehörde hatte beim Schichtwechsel versehentlich auf den falschen Knopf gedrückt und damit das Alarmsystem ausgelöst.
Gouverneur David Ige versprach, so etwas werde nicht mehr passieren. Ab sofort müssten zwei Personen zugegen sein, wenn der Alarm ausgelöst werde.
Die größte Gefahr eines Fehlalarms besteht nach Ansicht von Experten in den militärischen Reaktionen darauf. Nordkorea hätte den Alarm als Vorwand der USA verstehen können, das kommunistische Land anzugreifen. Eine Möglichkeit, die US-Präsident Trump in seinem Schlagabtausch mit Kim Jong-un via Twitter nicht ausgeschlossen hatte.
Kurzschlusshandlung als Gefahr
Da Pjöngjang nur über sehr rudimentäre Aufklärungskapazitäten verfügt, hätten die Militärs dort andere Rückschlüsse ziehen können. Der MIT-Forscher Vipin Narang kann sich umgekehrt auch eine Kurzschlusshandlung des US-Präsidenten vorstellen. Einen Atomkrieg aus Versehen hält auch der ehemalige Verteidigungsminister Bill Clintons, Rick Perry, für nicht ausgeschlossen. "Missgeschicke gab es in der Vergangenheit, und Menschen werden weiterhin Fehler machen."
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