Wie man sich zum Opernball-Affen macht

Von in die Jahre gekommenen Ministern und anderen, die das Blitzlicht nicht gestreift hat.
Bildergalerie: Der Opernball feiert sein Comeback

Beim Wechselspiel von Sein und Schein wird es selten so schnell finster wie beim Wiener Opernball. Da drängeln längst ergraute Männer mit greifbar blond gefärbten Haaren junge Frauen von der Feststiege, weil ihnen der ebenfalls greifbar blond gefärbte Boulevard-Haudegen Dominic Heinzl mit einem Mikrofon zuwinkt.
Am Anfang des Opernballs geht es ja immer um diese floral aufgetakelte Feststiege. Dort steigt eine Art fernöstlicher Kampfsport, verschärft durch die Tatsache, dass man dabei Abendkleid und/oder Frack mit beeinträchtiger Schrittfreiheit tragen muss. Möglicherweise werden in "Feststieging" demnächst Weltmeisterschaften ausgetragen.
Aber kaum passt man nicht auf, schlendern ehemalige, dennoch fürstlich in Rot-Weiß-Rot bescherpte Minister zum dritten Mal über diesen verdammt Roten Teppich, weil sich die Kameras bei deren ersten beiden Versuchen, im Bilde zu sein, weggedreht haben.

Bedeutend uneitler tauchte ein Affe in der Opernball-Masse unter. Trotz Vermummungsverbots, aber im Frack, war dieser Tarzan mit Schimpansen-Maske einmal hier, dann wieder dort - stets stoisch ruhig, aber selbstredend geheimnisvoll. Machen wir’s kurz: Kein Klimaaktivist, kein politisches Statement, sondern eine Werbebotschaft des rührigen Mühlviertler Rum-, Gin- und Whisky-Produzenten Peter Affenzeller: Er präsentierte erstmals auf dem Opernball seinen Rum "RuMonkey" - und der beauftragte Event-Veranstalter Karl Weixelbaumer hatte sich dafür werblich gerne zum Affen gemacht. Bloß entlarvte die Maskerade an diesem Abend kein Mensch als Werbung.

Der Berliner Influencer Dustin Hanke mag sich dagegen ein bisschen mehr Aufhebens um seinen Auftritt gewünscht haben. Zumindest huschte sein Blick immer wieder sehnsüchtig zu den Blitzen der Fotografen hinüber, die ihn an diesem Abend kaum treffen mochten. Nun sei ihm an dieser Stelle Aufmerksamkeit ermöglicht: Das Mode-Blog- und Internet-Sternchen trug ein Vintage-Kleid von Yves Saint Laurent, freilich ungebügelt, weil man sich sonst schlecht gehen lassen kann. Es heißt, Hanke soll dann auch früh gegangen sein.
Die Schlager-Frau Melissa Naschenweng schleppte ihre Robe einstweilen ein bisschen enttäuscht durch die Gänge der Staatsoper. Obwohl man sich nicht gleich verstimmt verrollen muss, nur weil niemand fragt, ob man vielleicht etwas singt. Immerhin heißt es Opernball, Frau Naschenweng.
In einer Woche wird im Wiener Rathaus wieder aufgetanzt
Wenn die Oberösterreicher in Wien auftanzen
"Eine Punktlandung mit langem Anlauf"
Legendär: Johann K. lief zur Hochform auf
