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"Innerhalb von Minuten Windspitzen von 100 km/h"

Von nachrichten.at/apa, 19. August 2022, 12:03 Uhr
Fünf Tote bei schweren Unwettern in Österreich
Der Unglücksort am St. Andräer See Bild: (APA/Erwin Scheriau)

KLAGENFURT. Christian Stefan, Leiter der ZAMG in Klagenfurt, erklärt, warum das Wetter am Donnerstag so schnell umschlagen konnte.

Es waren nur zehn Minuten, in denen das Unwetter am Donnerstagnachmittag im Lavanttal wütete - und überhaupt nur einige Sekunden hielten die Windböen an, die tödliche Folgen hatten. Wie Christian Stefan (ZAMG) sagte, sei ein solches Wetterphänomen in Kärnten äußerst selten - innerhalb von Minuten hatte es einen Sprung von schwachem Wind auf knapp über 100 km/h gegeben.

Am Donnerstag waren gleich mehrere Faktoren zusammengekommen, erklärte der Experte der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik: "Im Lavanttal hatte es hohe Temperaturen von 33 Grad, während im Westen ein Gewitter aufgezogen ist." Das System aus Italien war über Kärnten in Richtung Osten gezogen. Kräftiger Höhenwind hat dann durch das Gewitter in tiefe Lagen durchgegriffen: "Das hat die starken Böen verursacht." Die trockene, heiße Luft im Lavanttal habe zusätzlich zu einer Beschleunigung des Windes geführt - während in Villach und Klagenfurt Windspitzen von 70 bis 80 km/h gemessen wurden, waren es schließlich 100 km/h im Lavanttal und dann noch mehr in der Steiermark.

"Gewitter teils unberechenbar"

"Es ist sehr selten, dass so etwas in Kärnten auftritt, so eine Front, die in so kurzer Zeit diese Spitzen bringt", betonte Stefan. Solche Windgeschwindigkeiten würden in Kärnten kaum gemessen, das Bundesland sei eher windschwach. Es sei auch möglich, dass der Wind punktuell noch stärker war, als bei den Messstellen verzeichnet wurde: "Es kann sein, dass es da durchaus auch Orkanwerte gegeben hat." Fallwinde bei Gewittern könnten dafür sorgen, dass es innerhalb von wenigen 100 Metern große Unterschiede bei der Windgeschwindigkeit gibt.

Dass so ein Gewitter mit Sturmböen fast ohne Vorwarnung hereinbrechen kann, wurde am Donnerstag deutlich: Lediglich für Oberkärnten und Osttirol war zu Mittag eine orange Wetterwarnung vorgelegen, Unterkärnten stand auf gelb ("nur vereinzelt wetterbedingte Beeinträchtigungen und/oder Schäden zu erwarten"). Das bestätigte Stefan: "Laut den Einschätzung in der Früh haben die meisten Wettermodelle gezeigt, dass es in Oberkärnten und Osttirol intensivere Gewitter geben könnte." Diese Modelle hätten nicht gut erfasst, dass das Gewitter dann in den Osten durchziehen würde: "Das sind lokale Wettermodelle, die auch ihre Schwächen haben." Wenn das Tief 100 Kilometer woanders liege, verschiebe sich das, auch lokale Effekte würden die Lokalisierung erschweren. Bis zu einem gewissem Grad seien Gewitter unberechenbar, so Stefan. Dass das Potenzial für schwere Gewitter da war, sei schon relativ gut eingeschätzt gewesen: "Aber es ist schwer abzuschätzen, wo es dann entsteht und niedergeht."

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"Böenlinie" häufig in Oberösterreich

Die von Süden aufgezogene Gewitterlinie, die am Donnerstag in Österreich fünf Menschen in den Tod gerissen hat, habe eine sogenannte Böenlinie verursacht, umschrieb Bernd Niedermoser von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien auf APA-Anfrage die Besonderheiten der Unwetterkatastrophe. "Dabei strömte die aus den Gewittern ausfließende Kaltfront der Gewitterlinie voraus und verursachte ungefähr zehn Minuten vor den Gewittern heftige Sturmböen."

Derartige Situationen kommen laut dem Experten zum Beispiel in Oberösterreich und Niederösterreich oft vor, wenn Gewitterlinien aus Bayern aufziehen, und seien hier meist auch gut vorhersagbar. Im gebirgigen Gebiet Österreichs seien sie deutlich seltener und hier seien die Verstärkungen und Abschwächungen durch Berge und Täler schwieriger prognostizierbar. "Für Menschen im Freien bedeuten die Böenlinien außerdem, dass sie die Bedrohung durch das aufziehende Gewitter nicht so stark wahrnehmen, da Warnsignale wie schwarze Wolken, Blitze und Donner noch weiter weg sind, während die herannahende Böenlinie nicht sichtbar ist und extrem schnell auftaucht", so Niedermoser.

Auch die Windstärken waren außergewöhnlich: Windspitzen über 100 km/h durch Gewitter sind laut ZAMG in den Tallagen Kärntens sehr selten. In den vergangenen 30 Jahren habe es in den tiefen Lagen des Bundeslands in den Sommermonaten zehn Mal Spitzen über 100 km/h gegeben, den gestrigen Donnerstag, als in St. Andrä im Lavanttal, wo die beiden Todesopfer zu beklagen sind, 103,3 km/h gemessen wurden, schon eingerechnet. In der Messgeschichte der Wetterstation St. Andrä selbst, die etwa 30 Jahre zurückgeht, gab es demnach zwei Mal über 100 km/h im Sommer, inklusive der jüngsten Katastrophe.

An der Wetterstation Neumarkt (Steiermark) wurden am Donnerstag 139 km/h gemessen. Das kam hier seit Messbeginn im Jahr 1993 noch nie vor: Die höchste hier bisher gemessene Windspitze waren 100 km/h im Jänner 2008. In Niederösterreich hingegen seien Windspitzen über 100 km/h im Sommer nicht ungewöhnlich und kämen fast jedes Jahr an zumindest einer Messstation vor.

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1  Kommentar
1  Kommentar
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spektator (2.077 Kommentare)
am 19.08.2022 18:28

Da ja bei dem anderem "Unwetterartikel" wiedereinmal die Kommentarfunktion zensuriert ist...
hier:
Jeder hat heute ein handy und kann dort das Wetterradar sich laufend ansehen.
wenn 5 Erwachsene Frauen dennoch an einem tag wo so etwas zu erwarten ist zu einer Bergwanderung aufbrechen... na ja, da schüttelt ein etwas Bergerfahrener schon den Kopf - weniger wegen betroffenheit als....
Detto:
wenn es an dem Tag gewittrig ist bzw es sich solches andeutet (kam ja vom Westen) , bleibe ich nicht bis zum letzten Abdruck mit Kindern (sic!) im Bad, bzw gehe dort gar nicht hin....

Soviel zum offenbar abhanden gekommenen "gesunden Menschenverstand"
Es scheint - wie auch in anderen bereichen, dass die Resilenz mancher Menschen was Gefahrenwahrnehmung und Bewältigung solcher betrifft sehr abgenommen hat!

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