Wenn die Schulglocke die Ferien einläutet
LINZ. 190.000 Schüler starten in Oberösterreich nach einem herausfordernden Jahr in die Sommerferien. Wie ist es den Volksschülern in diesem Jahr gegangen? Die OÖN waren am Zeugnistag dabei.
Ein letztes Mal ertönt es in diesem Schuljahr – das vertraute Läuten der Schulglocke. In der Weberschule in Linz eilen die Schüler in ihre Klassen und können es kaum erwarten, ihre Zeugnisse abzuholen und in die langersehnten Schulferien zu starten. Für 190.000 Schüler und Schülerinnen geht ein Schuljahr voll Höhen und Tiefen zu Ende.
"Wir haben ein herausforderndes Jahr hinter uns – in pädagogischer und bürokratischer Hinsicht", sagt Helga Zeiringer, Direktorin der Volksschule in der Webergasse. Im Vorjahr hatte die Corona-Pandemie zwar schon ihre Spuren im Schulalltag hinterlassen, der Start im Herbst war dennoch erneut eine logistische Herausforderung. In den Sommerferien haben die Direktorin und die 15 Lehrerinnen der Schule Vorbereitungen getroffen. "Beim Schulstart waren wir optimistisch. Aber wir haben mit einem erneuten Lockdown gerechnet", sagt die Direktorin.
Wöchentlich wurden Lernpakete für die 115 Schüler und Schülerinnen der Weberschule erstellt, die Eltern brachten die erledigten Aufgaben zum Korrigieren in die Schule.
Video: OÖN-TV spricht mit OÖN-Redakteur Michael Schäfl über das gerade zu Ende gegangenen Schuljahr.
Zeugnisse mit Applaus
Durch die geöffnete Klassenzimmertür ertönt ein Klatschen. Die Lehrerin hält die Zeugnisse der aufgeregten Erstklässler in der Hand und ruft jeden einzeln auf. Begleitet vom Applaus der Klassenkameraden, erhalten die Kinder ihre Zeugnisse beim Lehrertisch. Gratuliert wird per Faustcheck.
Das Lächeln der Schüler, als sie am letzten Schultag ihre Zeugnisse entgegennehmen, lässt sich nur erahnen. Denn die Gesichter sind mit einem Mund-Nasen-Schutz bedeckt. "Die Distanz hat den Schülern sehr zugesetzt. Sie lernen am besten mit Händen und Füßen und brauchen Gruppenaktivitäten", sagt Volksschuldirektorin Zeiringer.
Zu ihren Zeugnissen bekommen die Schüler der 1A eine DVD mit Fotos und Filmen. "Malt auf das Cover euer Lieblingserlebnis", sagt die Klassenlehrerin. "Ich male den Beamer. Da konnten wir in der Corona-Zeit Filme schauen", sagt Erstklässlerin Marlene Leitner.
"Zeit der Zuversicht"
Trotz der Pandemie-Maßnahmen blickt Zeiringer auf ein erfolgreiches Schuljahr zurück: "Der Großteil der Schüler war gut erreichbar, gelegentlich gab es Schwierigkeiten bei der Kommunikation mit den Eltern und bei der Technik." Digitale Medien werden auch im kommenden Schuljahr eine wichtige Rolle spielen, sagte Landeshauptmann-Stellvertreterin und Bildungsreferentin Christine Haberlander (VP) gestern. "Nach einer schweren Phase erleben wir jetzt eine Zeit der Zuversicht", sagt Haberlander.
"Trotz Herausforderungen haben wir in den Unterricht zurückgefunden." Neben Selbsttests bringt das neue Schuljahr auch eine Digitalisierungsoffensive. Mehr als drei Millionen Euro investiert das Land Oberösterreich in den Ankauf von Laptops und Tablets. "So können wir im Wintersemester gleich zukunftsfit starten", sagt Bildungsdirektor Alfred Klampfer.
Das heurige Schuljahr in Zahlen
- 6 Millionen Selbsttests wurden an Oberösterreichs Schulen durchgeführt, davon eine Million bei Lehrpersonen. Mehr als 2000 Infektionen konnten so entdeckt werden.
- 2,5 Millionen Schutzmasken gab das Land Oberösterreich im heurigen Schuljahr an die Schulen aus. Davon waren knapp 350.000 FFP2-Masken.
- 2090 Schüler blieben selbst nach der allgemeinen Rückkehr in die Klassenzimmer im Distance Learning. Der Grund dafür: Ihre Eltern und Erziehungsberechtigten waren mit den Selbsttests nicht einverstanden.
Corona und Schule: Eine Chronologie
Mehrmals pendelten die Schüler heuer zwischen Klassenzimmer und Homeschooling. Hier ein kleiner Überblick.
- Der erste Fall: Am 26. Februar 2020 wird der erste Corona-Verdachtsfall an einer Schule – in Wien – gemeldet, der Test verläuft aber negativ. Zwei Tage später wird der erste tatsächlich bestätigte Corona-Fall an einer Schule bekannt – in Niederösterreich.
- Die Schulen sperren zu: Ab 10. März sind Exkursionen und Schulveranstaltungen ausgesetzt, sechs Tage später sperren die Schulen zu. 37 Schultage lang sollen die Kinder und Jugendlichen von nun an aus der Ferne unterrichtet werden.
- Die Rückkehr der Abschlussklassen: Am 4. Mai kehren die Schüler der Maturaklassen bzw. der Abschlussklassen von Berufsschulen und berufsbildenden mittleren Schulen in ihre Klassen zurück, um sich auf ihre Reifeprüfungen vorzubereiten.
- Schichtbetrieb, Maskenpflicht: Neun Wochen nach den Schulschließungen kehren nun auch 700.000 Schüler an Volks-, Mittelschulen sowie AHS-Unterstufen zurück. Schichtbetrieb und Maskenpflicht stehen an der Tagesordnung.
- Die letzten Heimkehrer: Der 3. Juni markiert die Heimkehr von rund 300.000 Schülern an den Polytechnischen Schulen, Berufsschulen, berufsbildenden höheren Schulen und AHS-Oberstufen. Auch für sie beginnt jetzt der Präsenzunterricht.
- „Normaler Regelbetrieb“: Bildungsminister Heinz Faßmann (VP) kündigt für den Schulstart nach den Sommerferien einen „normalen Regelbetrieb“ an. Allerdings nur unter Einhaltung der bisher gängigen Hygiene- und Abstandsregeln.
- Erweiterte Maskenpflicht: Die Sommerferien sind vorbei. Musste der Mund-Nasen-Schutz bisher nur in den Klassenräumen getragen werden, gilt ab 14. September in allen Schulen Maskenpflicht außerhalb der Klasse.
- Oberstufen wieder zurück in den Fernunterricht: Im zweiten Lockdown bleiben Volks-, Mittel-, Sonderschulen und AHS-Unterstufen offen. AHS-Oberstufen, Berufsschulen und berufsbildende höhere Schulen werden auf Fernunterricht umgestellt. Auch an Universitäten, FH und Pädagogischen Hochschulen wird die Präsenzlehre eingestellt.
- In den eigenen vier Wänden: Der Lockdown wird verschärft, nun müssen auch Volks- und Mittelschulen sowie AHS-Unterstufen den Unterricht auf Distance Learning umstellen. Bei Bedarf gibt es aber vor Ort Betreuung und Lernunterstützung.
- Daheim oder in der Schule: In den Schulen dauert der Lockdown bis 7. Dezember. Volksschulen, AHS-Unterstufen und Mittelschulen kehren zurück. Das gleiche für Abschlussklassen. Schüler von Berufsschulen, und Höhere Schulen bleiben daheim.
- Fernunterricht ist angesagt: Auftakt für das Distance Learning Teil drei: Alle Schulen sollen auf Fernunterricht umstellen. Die Rückkehr aller Schüler ist zunächst für 18. Jänner geplant, der Fernunterricht wird jedoch bis zu den Semesterferien verlängert.
- Schichtbetrieb und Ende der Maskenpflicht: Mit Beginn des Sommersemesters kommen die Schüler zurück. Volksschüler haben täglich Präsenzunterricht, alle anderen sind im Schichtbetrieb. Am 12. Juni fällt schließlich die Maskenpflicht an allen Schulen. An den Volksschulen gab es schon jetzt am Sitzplatz keine Maskenpflicht mehr.
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