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Tödliche Gärgase: Kremsmünsterer in Silo erstickt

Von Manuela Kaltenreiner, 28. September 2019, 00:04 Uhr
Tödliche Gärgase: Kremsmünsterer in Silo erstickt
Die Feuerwehr Irndorf stand auf dem Hof eines Kameraden im Einsatz. Bild: Kerschi

KREMSMÜNSTER. Landwirt wollte Kukuruz in Silo verteilen, er starb innerhalb weniger Minuten.

"Wir sind zu einer Menschenrettung alarmiert worden. Schon bei der Adresse haben wir gewusst, dass es einer von unseren Leuten sein muss", sagt Reinhold Wimmer, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Irndorf, betroffen. Denn das Leben ihres Kameraden konnten die freiwilligen Helfer nicht mehr retten. Fritz M. aus Kremsmünster ist hilflos und innerhalb weniger Minuten in seinem Silo erstickt.

Ein bedrückender Einsatz für die Feuerwehrkameraden. "Er war ein lustiger, aktiver und freundlicher Mensch, der jederzeit angepackt hat. Noch vor wenigen Tagen hat er beim Feuerwehrhaus-Neubau mitgeholfen", sagt Wimmer, der sich nicht erklären kann, warum sein Freund in den Silo gestiegen ist. Der Landwirt hatte ihn erst am Vortag befüllt. Das Futterlager ist im Hof integriert, nach oben offen und durch das Hausdach vor Regen geschützt. "Er war bis auf zwei Meter befüllt. Deshalb stand Fritz mit dem Kopf schon in Höhe der Silokante. Vielleicht hat er deshalb nicht damit gerechnet, dass es so eine hohe Konzentration an CO2 gibt", sucht der Feuerwehrmann nach einer Erklärung für diesen tragischen Unfall. Denn Fritz M. selbst war über vier Jahrzehnte aktives Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr Irndorf.

"Trotzdem hatte er die Gefahr nicht im Kopf und wollte mit einer Schaufel den Schüttkegel verteilen." Wie lange der 60-Jährige dem tödlichen Kohlendioxid, das geruch- und farblos ist, ausgesetzt war, ist unklar. Die Ehefrau fand den 60-Jährigen gegen 8 Uhr früh leblos in dem Futtersilo und holte ihre Schwiegertochter zu Hilfe. "Sie hat die Gefahr sofort erkannt, die Silotür geöffnet und gewusst, dass sie auf keinen Fall reinsteigen dürfen", sagt Wimmer. Den beiden Frauen gelang es, Fritz M. aus dem Silo zu ziehen.

"Leider war der Fehler tödlich"

Neben den Freiwilligen Feuerwehren Irndorf und Kremsmünster waren auch der Rettungshubschrauber Christophorus 10, das Nef Kirchdorf und das Rote Kreuz im Einsatz. Doch die Notärzte konnten den 60-Jährigen nicht mehr wiederbeleben.

Fritz M. hinterlässt eine Frau und drei Kinder. Er war erst seit Kurzem in Pension. "Unser Mitgefühl gehört der Familie, der wir so gut es geht helfen werden, auch am Hof", sagt der Kommandant.

Die Frage nach dem Warum stellte sich auch Johann Glinser, der den Toten gut kannte: "Er hatte wahrscheinlich ein Blackout in dem Erntestress. Man ist hektisch, hat viel Arbeit und viel im Kopf und dann macht man einen Fehler. Leider war der Fehler tödlich", sagt der Landwirt, der vermutete, dass der Mais durch die Nässe schneller zu gären begonnen hat.

Früher gab es jedes Jahr mehrere Tote in Silos, "das war fast schon beängstigend", sagt Franz Vogelmayer, Leiter der Abteilung für Tierhaltung in der Landwirtschaftskammer Oberösterreich. Hochsilos, wie auf diesem Hof, werden in Oberösterreich immer seltener. "Im Rinderbereich sind sie ganz out und längst von Flach- oder Fahrsilos abgelöst worden. Im Schweinebereich sind sie hingegen noch weit verbreitet, weil sehr viel gemahlener Körnermais verfüttert, frisch geschrotet und dann in den Hochsilos gelagert wird", sagt Vogelmayer.

3 Fragen an ... Primar Josef Eckmayr

Leiter der Abteilung für Lungenkrankheiten im Klinikum Wels

1 Wie entstehen in Futtersilos gefährliche Gase?

Wenn Futtermittel in Silos gelagert werden, egal ob Gras, Mais oder auch Maische im Weinkeller, werden die Nitrate der Pflanzen abgebaut, es kommt zu einer Milchsäuregärung und es entstehen Kohlendioxid und Nitrosegase. Ich kenne keinen Fall, bei dem Letzteres zum Tod geführt hätte, es ist immer das Kohlendioxid.

2 Was macht Kohlendioxid so gefährlich?

CO2 ist sehr heimtückisch. Es ist geruchlos, farblos und schwerer als Luft. Man kann es nicht wahrnehmen. Das Problem ist, wenn man in so einen Silo steigt, wird einem nach wenigen Minuten schwindlig, man sinkt nieder und liegt am Boden – dort, wo die Konzentration am höchsten ist. Der Betroffene erstickt und das Gehirn nimmt Schaden, weil es ohne Sauerstoff ist. Da hilft auch keine Reanimation mehr.

3 Wie lange kann ein Körper CO2 ausgesetzt sein?

In der Luft befinden sich 0,04 Prozent Kohlendioxid. Wenn in einem Silo zehn Prozent CO2 sind, dann ist man nach fünf bis zehn Minuten tot, bei 20 Prozent dauert es nur eine halbe bis eine Minute. In der Vergangenheit sind viele tödliche Silo-Unfälle passiert. Wichtig ist, den Silo immer auszulüften und nur mit einer Begleitperson hineinzusteigen.

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Autorin
Manuela Kaltenreiner
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