"Ich tue das, wonach es mich zieht"
ASCHACH AN DER STEYR. Bassistin Ciara Moser aus Aschach ist Protagonistin in einem Kinofilm über Lebensmeister.
Für das "Josef-Ratzenböck-Stipendium" trug Ciara Moser auf der Geige ein Stück aus der Klassik vor. Im Publikum saß die Filmregisseurin Carola Mair, die wie die Jury angetan war von der Musikalität des Teenagers. Als Mair nach dem Namen der Jugendlichen fragte und erfuhr, dass Ciara Moser seit ihrer Geburt blind ist, wusste sie, dass sie eine Protagonistin für ihr Filmprojekt hatte.
Für ihren Dokumentarfilm "Flow" begleitete die Regisseurin Moser und zwei weitere Künstlerinnen zwei Jahre lang durch den Alltag. Mit Szenen aus dem Studentenheim in Wien, wo die mittlerweile 20-jährige Ciara an der Hochschule Bass studiert, wurden die Dreharbeiten abgeschlossen.
"Flow" beschreibt Menschen in einem Zustand, in dem sie in ihrer Tätigkeit aufgehen, trotz Widrigkeiten im Leben Glück empfinden. Mair will mit ihrem Film auch die Lebensart der "Generation Y", der heutigen Jugend, skizzieren. Mair widerlegt in ihrem Film Klischees von der Angepasstheit und Weltflucht der Jungen. Ciara Moser gibt ein gutes Beispiel dafür ab. "Ich sehe mein Handicap als Geschenk, als Gabe, die mich zur Musik gebracht hat und die mich dadurch von anderen Musikern hervorhebt", sagt sie.
Ihre Eltern, Hannes und Terry Moser, haben sie ein "normales Leben" gelehrt, sie nicht wegen ihrer Behinderung wie ein Nesthäkchen behütet. Weil es damals noch keine Blindenstöcke für Kinder gab, besorgte Hannes Moser einen Taststab aus den USA, damit das Mädchen sich selbst zurechtfindet. "Lass die Finger davon, das kannst du nicht! Das hat es nie gegeben", erinnert sich Ciara Moser. In der Wiener Jazz-Szene ist die Bassistin aus Aschach für Gigs und Jam-Sessions bereits eine gefragte Musikerin. Eigene Pläne schmiedet sie mit zwei Formationen, die Eigenkompositionen reichen für mehrere Bands aus.
In dem Kinofilm, der im Herbst anlaufen und auch im Fernsehen ausgestrahlt werden soll, kommt Ciara zudem als Sportlerin ins Bild. Sie trainiert zweimal wöchentlich als Leichtathletin beim Allgemeinen Blindensportverein in Wien und schwitzt fleißig in der Kraftkammer. Im Weitsprung fehlen nur noch 20 Zentimeter zur Europaklasse. Ciara will 2020 zu den Paralympics nach Tokio. Weil Sport genauso viel Spaß macht wie die Musik, in Ciaras eigenen Worten: "Ich mach einfach das, was mi zaht."
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