Gemeinderat „überzog“ die Sendezeit
WAIDHOFEN. Bei seiner Fernsehpremiere tagte der Waidhofner Gemeinderat viereinhalb Stunden lang.
Thomas Gottschalk ist kein Gemeinderat in Waidhofen, und die Sendung heißt nicht „Wetten dass..?“. Bei der Länge der Ausstrahlung machten die Stadtpolitiker bei ihrem ersten Fernsehauftritt dem deutschen Quizmaster aber alle Ehre. Viereinhalb Stunden lang debattierten die Fraktionen vor den laufenden Videokameras, die die Sitzung über Livestream auf die Computer in den Wohnzimmern übertrugen.
Die Quote kann sich sehen lassen. „Wir hatten 334 Internetbesucher, die zumindest einmal die Sitzung vor dem Computer mitverfolgten“, sagt Rudi Spreitzer, der Macher der regionalen Ybbstal-News und als Fernsehmann in das Projekt eingebunden. Die Nutzer hätten nicht nur einfach auf die Website mit dem Livestream geklickt. „Die durchschnittliche Verweildauer pro User lag bei 65 Minuten“, schlussfolgert Spreitzer, dass Lokalpolitik durchaus mit Interesse verfolgt wird.
Die Gemeinderatssitzung war auch an zugkräftigen Themen nicht arm. Zur Debatte stand der Gebarungsbericht des Landes NÖ., der die Stadt unter die „Konsolidierungsgemeinden“ einreiht.
„Natürlich gab es Schuldzuweisungen“, steckte Finanzstadtrat Werner Krammer (VP) Kritik weg. Wesentlich für ihn ist eine Kehrtwende, die im Haushalt erkennbar sei. Die Stadt sei „auf Kurs“, das Loch im ordentlichen Budget von 1,5 Millionen Euro zu schließen. Für die Bürgerliste UWG und SPÖ war es trotzdem an der Zeit, Fehler der Vergangenheit nochmals zu vergegenwärtigen, um nötige Lehren zu ziehen. Martin Elsner (UWG) bemängelte unter anderem Dringlichkeitsverfügungen von Bürgermeister Wolfgang Mair (VP), Kostenüberschreitungen beim Schulzentrum oder die mangelhafte Parkraumbewirtschaftung, die zur prekären Finanzlage geführt hätten. Bei Förderungen an Vereine will Elsner eine Übergangslösung: Von heute auf morgen könne man nicht den Hahn abdrehen.
Waidhofens Finanzlage
125.219 Euro schulden säumige Zahler der Stadt. UWG-Mandatar Michael Elsner ärgert, dass die Schuldnerliste von der VP unter Verschluss gehalten werde: „Natürlich kennt jeder Gemeinderat von uns das Amtsgeheimnis“.
40.891.869 Euro beträgt laut Gebarungseinschau des Landes NÖ der Schuldenstand der Stadt Waidhofen zum heurigen Haushaltsjahr.
Sparauflagen: Ob Sparauflagen der Landesprüfer sofort umgesetzt werden sollen, hinterfragen auch andere Fraktionen außer der VP, die sich Dinge am Detail ansehen will. Laut UWG-Mandatar Michael Elsner seien die Landesprüfer etwa bei ihrer Forderung nach höheren Wasserpreisen einer Fehlinterpretation aufgesessen.