Ein Buch, auf das Gschwandt 25 Jahre wartete
OÖN-Redakteur Edmund Brandner rollt die Geschichte seiner Heimatgemeinde auf.
Ende der Neunzigerjahre beschloss der Gschwandtner Gemeinderat, eine Ortschronik zu veröffentlichen und betraute den Gmundner Lokalhistoriker Heinrich Marchetti mit der Arbeit. Doch der brauchte länger als gedacht, und als er 2015 überraschend verstarb, war ein Ordner mit Kapitelentwürfen alles, was man fand.
Präsentation beim Dorffest
Für den zweiten Anlauf wandten sich die Gemeindeverantwortlichen einige Jahre später an OÖN-Lokalredakteur Edmund Brandner. Der gelernte Historiker lebt seit 15 Jahren in der 3000-Einwohner-Gemeinde und hat die Chronik jetzt endlich abgeliefert: Am Samstag wird das Buch "Gschwandt – Ein Ort mit Geschichte" der Bevölkerung anlässlich eines Dorffests (ab 17 Uhr) bei der Volksschule präsentiert (ab 19 Uhr).
Es gibt zwar bereits eine Gemeindechronik ("Festschrift") aus dem Jahr 1985, doch diese geht über den Ersten Weltkrieg nicht hinaus. Die politischen Konflikte der ersten Republik, der Terror der NS-Zeit und des Krieges sowie der mühsame Wiederaufbau danach wurden ausgespart. "Ich wollte diese Erinnerungslücke schließen und Gschwandts Geschichte im 20. Jahrhundert endlich festhalten", sagt Brandner, der dafür Zeitzeugen befragte, Archive durchforstete und für die ersten Buchabschnitte auch Marchettis akribische Vorarbeit nutzte.
Die neue, mehr als 300 Seiten starke Gemeindechronik ist keine trockene Auflistung von Daten, sondern Alltagsgeschichtsschreibung. Sie erzählt von Gschwandtner Bäuerinnen, denen am Gmundner Wochenmarkt während des Ersten Weltkriegs die Waren buchstäblich aus den Händen gerissen wurden. Von einem jungen Bauernsohn, der in den Dreißigerjahren mit einer Pistole auf illegale Nazis schoss, in der NS-Zeit Widerstandskämpfer wurde und nach dem Krieg Bürgermeister. Oder vom Wettlauf der Gschwandtner Wirte um die ersten Fernsehbilder.
"Ich wurde manchmal gefragt, welche geschichtsträchtigen Ereignisse eine kleine Gemeinde wie Gschwandt schon zu bieten hat", sagt Brandner. "Aber ich finde, große historische Themen wie religiöse Intoleranz, Inflation oder landwirtschaftliche Modernisierung spiegeln sich im Kleinen wider. Sie werden erst greifbar, wenn man sieht, wie sie sich auf das Leben der Menschen auswirkten."
"Gschwandt – Ein Ort mit Geschichte" ist ein Leader-Projekt der Traunstein-Region, der Druck wurde mit Mitteln von Land, Bund und EU finanziert. Erhältlich ist das Buch auf Vorbestellung im Gemeindeamt Gschwandt (Tel. 07612 / 62 615-0). Gschwandtner Haushalte können sich dort je ein Gratis-Exemplar abholen.
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