Das neue Seeviertel kommt langsam – aber es kommt
GMUNDEN. "Wenn alles wie geplant verläuft, beginnen wir im vierten Quartal dieses Jahres mit den Bauarbeiten", sagt Architektin Sandra Derradji-Eder, Projektleiterin für das neue Gmundner Seeviertel von der Errichtergesellschaft Soravia. Das Jahrhundertprojekt am ehemaligen Seebahnhof-Areal würde damit mehr als ein Jahr später starten als geplant. Was derzeit noch fehlt, sind die naturschutzrechtliche und die wasserrechtlichen Bewilligungen sowie die Baubewilligung der Gemeinde. Allerdings rechnet niemand mehr mit behördlichen Einwänden.
Hotel muss zuerst fertig werden
Für etwas mehr als 170 Millionen Euro entstehen auf dem 21.000 Quadratmeter großen Grundstück in den kommenden beiden Jahren ein Luxushotel mit 132 Zimmern, eigener Badewiese und beheiztem Schwimmbecken ("Das Gmundner Hotel") sowie sechs Wohnhäuser, deren Erdgeschoße gewerblich genutzt werden (Nahversorger, Fitnesscenter, Büros, Arztpraxen). Die 84 Eigentumswohnungen der künftigen "Seeresidenz Gmunden" werden zwischen 43 und 220 Quadratmeter groß sein. Der aktuelle Verkaufspreis beginnt bei 11.500 Euro pro Quadratmeter. Mindestens 75 Prozent der Wohnfläche müssen Hauptwohnsitze werden – so sieht es der Baurechtsvertrag zwischen der Stadtgemeinde und Soravia vor. Mit der Vermarktung der sechs Wohnblöcke finanziert Soravia das Hotelprojekt. Das Hotel muss aber zuerst fertiggestellt sein. Auch dies war eine Forderung der Stadtgemeinde, die im Besitz des Hotelgrundstücks ist und Soravia das Baurecht auf 86 Jahre verpachtet.
In den vergangenen Monaten ging das Gerücht um, der Wohnungsverkauf verlaufe wegen der Krise am Immobilienmarkt zäh. Tatsächlich kann man sich momentan aber nur auf einer Interessentenliste eintragen, die laut Derradji-Eder "schon sehr lang" ist. Der Verkauf selbst beginne ab Sommer.
Soravia wollte auch 20 Garagenplätze für Elektroboote der Wohnungsbesitzer errichten. Für eine dafür notwendige Änderung des Baurechtsvertrags fand sich im Gemeinderat aber keine Mehrheit. "Wir bemühen uns weiterhin", sagt Derradji-Eder. "Bleibt die Stadt bei ihrer Ablehnung, wird das Projekt daran aber nicht scheitern." Fix sind indessen 300 Tiefgaragenplätze, die unter der Residenz und dem Seehotel entstehen und zum Teil auch von der Öffentlichkeit benutzt werden können – allerdings nicht gratis. Während der Bauzeit wird ein von Soravia gestellter Ombudsmann der Bevölkerung Rede und Antwort stehen und gegebenenfalls auch Beschwerden entgegennehmen. Hohe Staubnetze sollen die Belastung der unmittelbaren Anrainer minimieren.
In der Stadtpolitik steht eine breite Mehrheit hinter dem Jahrhundertprojekt, nur die Neos lehnen es rundweg ab. "Wir erwarten uns enorme Impulse für die Innenstadt", sagt Baustadtrat Rüdiger Fritz (FPÖ).
Bürgermeister Stefan Krapf (ÖVP) verweist auf Gmundens ungenutztes touristisches Potenzial mangels Hotelbetten. "Wir verzeichnen 95.000 Nächtigungen pro Jahr. Das ist für eine Stadt in dieser Traumlage deutlich zu wenig", sagt er. Zum Vergleich: Bad Ischl weist mehr als 400.000 Jahresnächtigungen auf.