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Zu Besuch im kältesten Ort Österreichs Kalt, kälter, Gugu

Von Manfred Wolf, 06. Dezember 2023, 00:04 Uhr
Zu Besuch im kältesten Ort Österreichs Kalt, kälter, Gugu
Hans-Peter Waldhör und Daniela Schnabl sind die Kälte gewöhnt. Bild: VOLKER WEIHBOLD

LIEBENAU. Hoch oben im Mühlviertel mäandert die Schwarze Aist durch eine weiße Schneelandschaft. Sie trennt die Gemeinden Liebenau und Sandl. Zwei Gemeinden, die sich mit einer dritten, Bad Großpertholz im niederösterreichischen Waldviertel, eine ganz besondere Siedlung teilen: Gugu, jene Häuseransammlung, von der in den vergangenen zwei Tagen in ganz Österreich zu lesen war. Gugu war dieser Nächte der kälteste Punkt Österreichs: Minus 25 Grad Celsius.

Die OÖN haben sich gestern um 6 Uhr Früh auf den Weg nach Gugu gemacht – dorthin, wo seit einigen Monaten eine offizielle Wetterstation der Geosphere Austria in Echtzeit die Temperaturen misst.

Diese Wetterstation steht direkt neben der Schwarzen Aist, die still unter einer Eisschicht verläuft. Derzeit ist vom Schwarz allerdings nichts zu sehen, denn der Schnee, der seit gut 7 Uhr in der Früh darnieder "flankerlt", hat ihr einen dünnen, weißen Belag verpasst.

Sibirien des Mühlviertels

Hans-Peter Waldhör und Daniela Schnabl gehört der Grund, auf dem die Messstation steht. Ihr Biohof liegt knapp 300 Meter weiter, etwas den Hang hinauf. "Zwei, drei Grad Unterschied sind es zwischen Hof und Messstation", sagt Waldhör. Aber das sei nichts. Denn im Ortsgebiet von "da Liamau", also vom drei Kilometer entfernten Liebenau, sei es immer um zehn Grad wärmer als in Gugu. Der Fluss, das Tal und ein ganz eigenes Mikroklima, erklärt Waldhör, seien die Faktoren, die es hier besonders kalt werden lassen.

Dass es in Gugu immer schon um ein Eck kälter war, das haben schon die Alten gewusst. Vom "Sibirien des Mühlviertels" war nach dem Krieg im "Mühlviertler Boten" zu lesen, sagt Sandls Bürgermeister Gerhard Neunteufel (SP). Temperaturen unter null seien in Gugu in einer klaren Nacht auch im Hochsommer möglich, sagt Waldhör.

Einzig offiziell waren die tiefen Temperaturen nie. Erst seit Anfang April gibt es eine offizielle Wetterstation der Geosphere Austria, auf einer privaten Initiative fußend. Der Meteorologe Manuel Weber hat diese angestoßen. Der Waldviertler hatte Gugu schon lange auf dem Radar und stand seit Jahren in Kontakt mit den beiden Biobauern.

Auf der anderen Seite der Straße hätte die Station eigentlich errichtet werden sollen, weil dort sei es noch ein wenig kälter. Denn dort sei das Tal noch etwas tiefer – allerdings auch stärker vom Hochwasser gefährdet.

Die Wetterstation selbst ist für den Laien unspektakulär: ein Holzkasten auf einem Zehner-Staffel, daneben ein Windmesser und noch ein Kastl. Drähte und Fühler. Freilich filigrane Technik.

Spektakulär hingegen ist die Landschaft. Ringsum Bäume, die sich mit dicken, weißen Mänteln vor der kalten, klaren Luft schützen. Ein fast unberührtes Weit, wo der Schnee niemanden aus der Fassung bringt. Die Menschen leben hier damit, weil wenn nicht, dann ändert es auch nichts. Gelassen sehe man die langen Winter hier, sagt Daniela Schnabl, die Lebensgefährtin von Hans-Peter Waldhör.

Die Veterinärmedizinerin ist auch der Grund, warum die beiden hier wohnen. Genauer gesagt, ihre Eltern. Sie hatten in Traun einen Spar-Markt betrieben und haben vor fast 20 Jahren den Bruckmann-Hof in Gugu gekauft. Für die Pferde. Bedingung für den Kauf war allerdings, dass Rinder hier gehalten werden. Also sattelte Waldhör um und wurde vom gelernten Installateur und studierten Ökologen zum Vollerwerbslandwirt. Pferde gibt es zwar keine mehr, dafür jede Menge Rinder – zwischen 50 und 70. Dazu die beiden Hunde Janosch und Marie sowie im Frühling Schafe und Schweine.

An die Temperaturen haben sich die beiden "Flachländler" rasch gewöhnt. "Wenn wir bei seinen Eltern in Kronstorf sind, ist es uns bald mal zu warm", sagt Daniela Schnabl. "Früher war es auch andernorts so kalt", ergänzt er. Die Menschen seien die Temperaturen halt nicht mehr gewöhnt.

Woher das Wort "Gugu" stammt, wissen allerdings weder die beiden Landwirte noch Bürgermeister Neunteufel. Letzterer weiß jedoch, dass schon im 15. Jahrhundert von den Glashütten "an der Wolfsgrube" und "am Gugu" beim "alten Wald" die Rede war. Dort, wo die Schwarze Aist halb erfroren mäandert.

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Autor
Manfred Wolf
Ressortleiter Lokales
Manfred Wolf
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