Feriencamp: Jugendliche arbeiteten und lernten in Gedenkstätte
MAUTHAUSEN. Zwei Wochen packten 16 Jugendliche aus sechs Ländern bei der Erhaltung der Denkmäler im ehemaligen Konzentrationslager an und befassten sich auch mit der Geschichte der Anlage.
Jeden noch so verborgenen Winkel der KZ-Gedenkstätte Mauthausen haben jene 16 Jugendliche kennen gelernt, die in den vergangenen beiden Wochen bei einem internationalen „Workcamp“ nicht nur eine ganze Menge über die Geschichte des ehemaligen Konzentrationslagers gelernt haben, sondern mit ihrer praktischen Arbeit auch zu dessen Erhalt als Gedenkstätte beitragen konnten.
Durchgeführt wird das dieses Ferienlager der besonderen Art vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge mit Sitz in Kassel. Hier organisiert man nicht nur Jugendbegegnungen in ganz Europa sondern in regelmäßigen Abständen auch Arbeitseinsätze zum Erhalt von Mahn- und Gedenkstätten. So auch in Mauthausen. „Die Erfahrungen der vergangenen zwei Wochen werde ich mein Leben lang behalten“, sagt die Türkin Alara Baysal über das Jugendcamp in Mauthausen. „Viele von uns wussten anfangs recht wenig über Mauthausen oder Gusen. Gemeinsam haben wir diese Geschichte entdeckt und konnten außerdem mithelfen, die Gedenkstätte zu säubern und aufzufrischen.“
Seit dem 6. August verbrachten die 16 Jugendlichen aus Deutschland, Italien, Belarus, Polen, Ungarn und der Türkei einen Teil ihrer Sommerferien in Mauthausen. Untergebracht im Turnsaal der Neuen Mittelschule, gab es neben den Besuchen in der Gedenkstätte auch Workshops zu den Ursachen, die zum Aufstieg faschistischer Systeme geführt haben. „Der Austausch untereinander war sehr spannend. Jedes Land hat da so seine eigenen Zugänge. Das zu verknüpfen, hat viel zum positiven Ergebnis dieser beiden Wochen beigetragen“, sagte Carsten Riedel, Leiter der internationalen Jugendbegegnung bei der Abschlussveranstaltung am Freitagnachmittag im Gespräch mit den OÖNachrichten. „Ein Großteil des Arbeitseinsatzes war den Länderdenkmälern Russlands und Polens gewidmet“, sagt Bernhard Mühleder von der Gedenkstätte Mauthausen. Hier wurden die Steinmonumente von Moos und Unkraut befreit. Den Soldatenfriedhof im Osten Mauthausens haben die Jugendlichen ebenso besucht wie die Gedenkstätte in Gusen.
Die Eindrücke der vergangenen beiden Wochen würden eine große Bandbreite abdecken, sagt die Italienerin Beatrica Padovani: „Es gab Momente, die waren sehr bedrückend und traurig. Andererseits konnten wir in unserer Unterkunft auch Abstand von den geschichtlichen Ereignissen gewinnen und einmal unbeschwert Blödsinn machen.“ Weil ein Arbeitseinsatz natürlich auch Platz für Entspannung und gegenseitiges Kennenlernen bieten soll, wurden auch gemeinsame Freizeitaktivitäten organisiert - etwa ein Ausflug an den Traunsee oder ein Tischtennisturnier.
Das Camp sei auf jeden Fall dafür geeignet, die Dialog innerhalb der Nationen Europas zu verbessern, ist Carsten Riedel überzeugt: „Der Gemeinschaftsgeist, der in diesen beiden Wochen entstanden ist, wird sicher noch lange nach wirken. Genau deshalb engagieren wir uns auch für solche Jugendbegegnungen.“
Welche Erfahrungen nehmen die Jugendlichen mit?
"Die Eindrücke aus diesen beiden Wochen werden mich ein Leben lang begleiten.“
Alara Baysal, Türkei
„Die Bandbreite an Emotionen war sehr groß: Es gab sehr bedrückende Momente hier in der KZ-Gedenkstätte. Aber wir konnten in unserer Unterkunft auch einmal unbeschwert Blödsinn machen.“
Beatrica Padovani, Italien