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Ein getrockneter Kürbis macht die Musik

Von Karoline Ploberger, 19. August 2019, 00:04 Uhr
Ein getrockneter Kürbis macht die Musik
Die Meisterklasse aus China gab ihre Hulusi-Kunst in der Anton-Bruckner-Universität zum Besten. Bild: Kullmann

LINZ. Li Chun Hua präsentierte in Linz mit der Hulusi eines der ältesten Instrumente Chinas - Aller Anfang ist schwer.

Tief Luft holen. Eine aufrechte Haltung einnehmen. Die Finger in die korrekte Position bringen. Der Brustkorb hebt sich, und dann strömt die ganze Luft präzise in das Blasinstrument. So lauten die ersten Anweisungen, die die Musiker der chinesischen Meisterklasse den Anfängern beim Hulusi-Workshop geben. Meister Li Chun Hua hatte dazu vergangene Woche an die Anton-Bruckner-Privatuniversität in Linz geladen, um mit der Hulusi eines der ältesten Instrumente Chinas zu präsentieren. Eine gute Gelegenheit, um sich selbst zu versuchen.

Was hierzulande den meisten eine große Unbekannte ist, hat in China Tradition. Sieben Jahre war Li Chun Hua alt, als er die Hulusi zu spielen lernte – auch wenn seine Familie anfangs nicht sehr begeistert davon war. "Mir gefiel dieses Instrument immer schon. Aber in meiner Familie mache nur ich Musik, das finde ich sehr schade", sagt der 44-Jährige. In seine Meisterklasse schaffen es nur jene, die die nötige Begabung und das technische Können mitbringen. Der Laie darf sich also geehrt fühlen, von den Könnern zu lernen.

Der harte Weg zum Hulusi-Profi

Der Workshop beginnt mit einem Geschenk. Die jüngsten Schüler der Meisterklasse überreichen jedem Teilnehmer eine Hulusi. Eingepackt in einem kleinen, handlichen Koffer, kann man das Instrument überallhin mitnehmen – im besten Fall nicht nur als Souvenir.

Die chinesischen Profis wissen, wie es geht. Der Anfänger strauchelt. Es dauert, bis mit einem kräftigen "Tu"-Laut endlich das – wenn auch zögerlich – erklingt, was als erster Ton durchgehen kann.

Das Gefühl, dass die eigenen Vorkenntnisse im Spielen von Block- und Querflöte Vorteile bringen könnten, hat sich schnell verflüchtigt. Der nasale, warme Ton, der in der Kalebasse erzeugt wird und durch die Bambuspfeifen nach außen gelangt, erfordert nämlich präzisen Atemeinsatz und ganz offenkundig eine besonders kräftige Lunge. Nur so bleibt der Ton konstant – ein bisschen anders als bei einer Flöte.

Nach etwa einer Stunde Üben im Orgelsaal der Bruckner-Universität versuchen die Hulusi-Neulinge, die ersten einfachen Lieder zu spielen: "Guter Freund" und "I have a lamb" sind die Melodien, die die Gruppe an diesem Nachmittag erlernt haben. Etwas schwieriger wird "You and me", ein Lied, das bei der Eröffnung der Olympischen Spiele in Peking 2008 gespielt wurde. "Wir wollen mit Musik eine Brücke bauen", sagen die Schüler der chinesischen Meisterklasse.

Erster Wettbewerb im Ausland

Das mehr als 2000 Jahre alte Musikinstrument begeistert in China Jung und Alt. "Es ist ein wichtiger Bestandteil unserer Kultur und über die Jahre hinweg ein bisschen in Vergessenheit geraten", sagt Li Chun Hua. Daher freue er sich umso mehr, dass das Traditionsinstrument wieder mehr Beachtung in der Gesellschaft findet.

Eine große Ehre ist für den Meister auch der Besuch in Linz. Den ganzen Vormittag haben seine Schüler damit verbracht, in Form eines Wettbewerbs vor einer Jury der Universität vorzuspielen und ihr Talent unter Beweis zu stellen. Das ist für seine Meisterklasse der erste Wettbewerb im Ausland. Thomas Kerbl, Vizerektor der Bruckner-Universität, zeigte sich begeistert von den Talenten: "In meinen Augen sind diese jungen Leute allesamt schon Großmeister." Ob er sich selbst bereits als Hulusi-Spieler versucht hat? "Vergangenes Jahr haben mir Gäste aus China das Instrument geschenkt. Aber die Tonformung und besonders die Grifftabelle waren das Schwierige für mich. Vielleicht gebe ich der Hulusi aber doch noch einmal eine Chance", so Kerbl.

Am Abend zeigten die Schüler von Li Chun Hua bei einem Abschlusskonzert, was wahre Meister auf der Hulusi spielen können.

Selbst bleibt einem da nur die Erkenntnis, dass die erworbenen Hulusi-Künsten des Tages bestenfalls ein ganz kleiner Beginn waren.

Was ist eine Hulusi?

Die Hulusi ist eines der ältesten Instrumente Chinas und erinnert sehr an eine Blockflöte. Eigentlich handelt es sich aber um eine Mundorgel, die vor mehr als 2000 Jahren im Südwesten Chinas in der Provinz Yunnan entstanden ist.

Der Name „Hulusi“ gibt bereits Aufschluss über den Aufbau des Musikinstruments: Das chinesische Wort „hulu“ bedeutet Flaschenkürbis, also die getrocknete Kalebasse, wo der Ton entsteht.

„si“ bedeutet „seiden“ und beschreibt den Klang des Instruments.
So funktioniert es: In die getrocknete Kalebasse werden drei dünne Bambusrohre gesteckt. Das mittlere besitzt sieben Fingerlöcher, ähnlich wie bei der Blockflöte. Die beiden seitlich angebrachten Pfeifen werden dann wie beim Dudelsack als Begleittöne dazugeschaltet. Beim Spielen entsteht durch das Anblasen der dreieckigen Messingzunge ein nasaler, warmer Klang. Damit der Ton konstant bleibt, setzen die Musiker einen starken, gleichmäßigen Atem ein.

Bereits im Kindesalter beginnen die Chinesen mit dem Erlernen dieses Instruments. Es kann im Ensemble eingesetzt werden, eigentlich ist es aber ein Soloinstrument, mit dem die Künstler bei Konzerten improvisieren.

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Autorin
Karoline Ploberger
Redakteurin Oberösterreich
Karoline Ploberger

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