Ein Australier in Linz: "Ich mag die Altstadt"
LINZ. Campbell Diamond lehrt seit Herbst des Vorjahres an der Anton Bruckner Privatuniversität das Fach Gitarre
Mit Austria und Australia ist das so eine Sache. Campbell Diamond könnte, wenn er wollte, zur doppelten Verwirrung beitragen. Denn der Australier lebt seit dem Herbst des vergangenen Jahres in Österreich, er ist Universitätslehrer im Fach Gitarre an der Anton Bruckner Privatuniversität. Die OÖNachrichten haben den vielfach preisgekrönten Gitarristen zum Interview gebeten.
OÖNachrichten: Australien ist nicht gerade um die Ecke. Wie hat es Sie aus Ihrer fernen Heimat nach Linz verschlagen?
Campbell Diamond: Ich bin ursprünglich Ende 2014 für mein Studium nach Köln gezogen, um bei renommierten Musikern zu studieren, aber auch in der Hoffnung, hier in Europa eine eigene Karriere zu starten. Als ich mich im Vorjahr um die Stelle an der Bruckneruniversität beworben habe, war ich in Genf und habe mich entschieden, nach Linz zu ziehen, als mir die Stelle angeboten wurde.
Was gefällt Ihnen an Linz?
Vieles! Die Natur, die charmante Altstadt, die reiche Musikgeschichte und natürlich die Menschen, die ich hier bisher kennengelernt habe.
Sie lehren an der Bruckner Privatuniversität, geben Ihr Wissen und Ihr Können weiter. Mögen Sie es, der Lehrer zu sein?
Auf jeden Fall, obwohl das Leben als Musiker ein endloser Prozess des Studierens, Entdeckens und Lernens ist. Es ist ein so lohnender und aufregender Prozess, wenn man auf hohem Niveau mit motivierten Studenten arbeiten kann, um ein Musikstück sozusagen zum Leben zu erwecken.
Was geben Sie Ihren Schülerinnen und Schülern mit auf den Weg?
Das ist natürlich von Schüler zu Schüler unterschiedlich, es kommt darauf an, das Richtige zum richtigen Zeitpunkt zu sagen. Also ist es absolut entscheidend, auf einer menschlichen Ebene mit ihnen in Beziehung zu treten, anstatt sie mit Informationen zu bombardieren. Der Geiger Isaac Stern hat einmal gesagt, dass ein großer Lehrer dem Schüler hilft, sich selbst zu unterrichten. Es geht also nicht darum, ihnen zu sagen, was sie zu tun haben, sondern ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, mit denen sie kritisch denken und zuhören, Probleme lösen und schließlich zu individuellen, selbstständigen, sensiblen und informierten Künstlern werden können, die eine Geschichte zu erzählen haben.
Was hat für Sie die Gitarre, was andere Instrumente nicht haben?
Nun, die Gitarre ist ein eher weiches Instrument, was weithin als Nachteil angesehen wird, aber innerhalb dieser intimen Klangwelt gibt es eine Reihe von Farben, die Möglichkeit, zu orchestrieren und andere Instrumente zu imitieren. Sie hat die Fähigkeit, mehrstimmige Musik zu spielen, aber auch die Bandbreite an Ausdrucksmitteln wie Vibrato und Portamento.
In welchem Alter haben Sie die Gitarre für sich entdeckt und wann haben Sie erkannt, dass sie ein gutes Mittel ist, um Ihre Kreativität auszudrücken?
Ich habe erst mit 17 Jahren mit der klassischen Gitarre begonnen, davor habe ich ein paar Jahre Rock’n’Roll und Jazz-Fusion gespielt. Als ich mit der klassischen Gitarre anfing, erkannte ich die Welt des Repertoires, das man spielen kann, Musik aus der ganzen Welt und aus allen Jahrhunderten, und sofort machte es bei mir klick und ich wusste, dass es etwas war, das ich verfolgen wollte.
War für Sie schon immer klar, dass Sie Musiker werden wollen, oder gab es andere Wünsche?
Es war für mich überhaupt nicht klar, Gitarrist zu werden, da ich erst so spät mit der Musik angefangen habe, davor habe ich Meeresbiologie oder Architektur in Betracht gezogen.
Was macht Ihrer Meinung nach einen guten Gitarristen aus?
Das ist eine sehr schwierige Frage. Ich denke, das ist von Person zu Person unterschiedlich, Musik liegt schließlich im Ohr des Zuhörers. Es gibt viele Faktoren, aber ich würde sagen, die grundlegenden Prinzipien bilden ein Dreieck: Technik, musikalische Intelligenz und Herz/Intuition. Ich finde es aber ein bisschen albern, es auf diese drei Dinge zu reduzieren.
Sie sind in erster Linie Musiker. Was wollen Sie mit Ihren Gitarrenkompositionen ausdrücken, welche Geschichten möchten Sie damit erzählen?
Eigentlich komponiere ich nicht selbst, sondern interpretiere die Werke anderer Komponisten. Es ist so, als wäre ein Komponist ein Dramatiker und die Interpreten sind die Schauspieler. Als Interpreten ist es unser Ziel, die Intentionen des Komponisten, seine Botschaft so gut wie möglich zu verstehen, was eine Menge Recherche erfordert. Der Interpret ist das Medium, in dem die Noten auf einem Blatt lebendig werden. Interpreten sind im Wesentlichen wie Reiseleiter, die den Zuhörer durch das Werk führen und ihm zeigen, was wichtig ist.
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