Wer hat an der Uhr gedreht? Spezialisten reparierten Domuhren
LINZ. Nach Stromausfällen zeigten die Turmuhren des Linzer Doms immer wieder verschiedene falsche Uhrzeiten an. Auf der Nordseite etwa war die Kirche zur Abwechslung ihrer Zeit voraus – und zwar um fast zwei Stunden. Am Dienstag haben zwei Spezialisten die Uhren repariert.
Es ist Dienstag, 10 Uhr früh, die Turmuhr in der Baumbacherstraße zeigt schon fast Mittag an. Die Rettung, verkörpert von Rudolf Haderer und Johannes Köstner, eilt herbei. Die zwei Turmuhr-Spezialisten sollen den Linzer Dom nun endgültig wieder zurück in die Gegenwart befördern.
„Wir können mit dem Lift bis ganz hinauf fahren“, verspricht Dommeister Clemens Pichler. Es stellt sich allerdings heraus, dass „ganz hinauf“ nur bis zur Glockenstube bedeutet. Weiter oben verbindet ein Gerüst die vier Ziffernblätter der Uhren. Bis dahin sind noch zwei nicht-enden-wollende Wendeltreppen zu bewältigen.
Oben angekommen, balancieren Haderer und Köstner bereits wie selbstverständlich über einem zehn Meter tiefen Abgrund. „Höhenangst darf man in diesem Job nicht haben“, sagt Rudolf Haderer und lacht. Der 59-Jährige schwingt sich leichtfüßig über das Stiegengeländer und beginnt, an diversen Kabeln herumzuwerkeln.
Wind begleitet die Arbeit
Hier, hoch oben im Kirchturm, pfeift der Wind durch die Maueröffnungen, die einen Blick auf die drei Meter langen Zeiger der Turmuhren bieten. Die Ziffern alleine messen 70 Zentimeter. Unten in der Glockenstube hört man den hauseigenen Elektriker, Josef Tiefenthaler, an einem Stromkasten werken. „Keiner kennt den Dom besser als der Tiefenthaler. Er ist ein Genie“ sagt Rudolf Haderer. „Er ist der einzige, der weiß, wo alle Kabel liegen“ erzählt Dommeister Pichler. Der Elektriker sollte eigentlich nur einen Tag pro Woche kommen – laut Pichler sind es in Wirklichkeit aber viel mehr.
Erholung im Kirchturm
Während die Handwerker den Mechanismus der 30 Jahre alten Uhrwerke erklären, steigt plötzlich wie aus dem Nichts ein älterer Mann von der Spitze des Turmes herab. „Das ist der aktuelle Turmeremit“, erklärt Pichler. Der Deutsche Robert Steiner wohnt seit ein paar Tagen im Turm des Doms. Das Projekt des Domeremiten ist ein Überbleibsel von Linz09, jede Woche zieht jemand anderer ein. „Es war schon immer mein Traum, ganz oben zu sein“, sagt der Deutsche und beginnt gemächlich seinen Abstieg.
Der neue Mechanismus
Die drei älteren der vier Turmuhren des Doms zeigten nach Stromausfällen unterschiedlich falsche Zeiten.
Normalerweise merkt das Uhrwerk einen Stromausfall und zeigt – sobald der Strom wieder fließt – sofort die richtige Zeit an. Da die einzelnen Zeitspeicherungen der Turmuhren aber schon sehr alt und die Zahnräder teilweise abgenützt waren, funktionierte dieser Mechanismus nicht mehr so, wie er eigentlich sollte. Die drei kaputten Uhrwerke werden ausgetauscht. Dann werden alle vier zu einem Stromkreis zusammengeschlossen. „Wenn die Uhren jetzt falsch gehen, gehen wenigstens alle vier gleich falsch“, sagt Rudolf Haderer.
Im Domcenter gibt es Armbanduhren mit Ziffernblättern aus Original-Domstein zu kaufen. Der Erlös fließt in die Reparatur der Turmuhr.
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