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"Kein Nutzen für Fischerei": Kritik an Fischotter-Tötungen in Oberösterreich

Von nachrichten.at/apa, 21. Februar 2024, 16:09 Uhr
Neue Verordnung: Fischotter nicht mehr auf der Liste der gefährdeten Tiere
Die Entnahme von Fischottern ist seit September 2022 zunächst bis in den Herbst 2028 gestattet. Bild: Volker Weihbold

LINZ/WIEN. Seit 2022 erlaubt die Oberösterreichische Fischotterverordnung die – begrenzte – Jagd auf die an sich geschützten Tiere. Kritik kommt jetzt vom WWF.

Man folgte damit dem Wunsch der Fischereiwirtschaft, die beklagte, dass der Fischotter den Fischbestand dezimiere. Allerdings: Eine damals schon vorliegende, aber erst jetzt veröffentlichte Studie im Auftrag des Landes kam zum Ergebnis, dass Entnahmen keine Auswirkungen auf den Bestand in den Fließgewässern haben dürften, wie der WWF aufmerksam machte.

Die Entnahme – als vorübergehende Ausnahme von der Schonzeit – wurde ab September 2022 zunächst bis in den Herbst 2028 gestattet. Eine wissenschaftliche Begleitung und ein jährliches Monitoring wurden in der Verordnung festgelegt. Allerdings hatte das Land offenbar schon im Vorfeld eine Studie beauftragt. Sie wurde vom ezb – TB Zauner, Technisches Büro für Gewässerökologie und Fischereiwirtschaft, durchgeführt und im April 2022 fertiggestellt. Von 2018 bis 2021 wurden vier oberösterreichische Gewässersysteme – Steinerne Mühl, Große Rodl, Obere Steyr sowie Pech- und Neustiftgraben - und Referenzgewässer untersucht. Im Studienzeitraum wurden dort insgesamt 52 Fischotter-Entnahmen gemeldet.

Fischbestand nicht gewachsen

Das Ergebnis: An der Steinernen Mühl sei "kein signifikanter Nachweis einer positiven Reaktion des Fischbestands" festgestellt worden, heißt es wörtlich, ebenso wenig an der Großen Rodl. Im Referenzgewässer Waldaist habe sich der Fischbestand ganz ähnlich entwickelt. "Das deutet darauf hin, dass andere Faktoren als die Entnahme von einigen Fischottern pro Gewässer und Jahr die zeitlich-räumlichen Muster der Fischbestandsentwicklung im beobachteten Zeitraum geprägt haben". Die Forellenbestände in den flussabwärts gelegenen Abschnitten dieser Gewässer im Mühlviertel hätten sich sogar verschlechtert. Im Pech- und Neustiftgraben waren die Ergebnisse ähnlich, lediglich in der Oberen Steyr gab es einen Anstieg des Fischbestandes. Dieser begann laut der Studie aber bereits vor den Otterentnahmen und könnte im Zusammenhang mit intensiven Besatz-Maßnahmen stehen.

Agrarressort beruft sich auf andere Studie

Aus dem zuständigen Agrarressort des Landes Oberösterreich hieß es auf Anfrage, Grundlage für die Fischotter-Verordnung sei eine andere "landesweite aussagekräftige Studie der Universität Graz aus dem Jahr 2021" gewesen, die dem Fischotter einen "günstigen Erhaltungszustand" bescheinigt habe. Die Publikationen, auf die sich der WWF beziehe, hätten aufgrund von Hochwasser etc. "keine gesicherten aussagekräftigen Ergebnisse" geliefert. Dass sie erst veröffentlicht wurden, nachdem der WWF vor das Landesverwaltungsgericht gezogen war, begründet man damit, dass die Behörde "zunächst vom Vorliegen gesetzlicher Mitteilungsschranken ausging".

Fischotter als Sündenbock?

Christina Wolf-Petre vom WWF kritisierte, dass man den Fischotter zum "Sündenbock" mache. Seit seiner Wiederausbreitung in den 2000er-Jahren werde er für die sinkenden Fischbestände verantwortlich gemacht - "und das ohne jede wissenschaftliche Basis". Die rückläufigen Bestände seien vielmehr auf den schlechten Zustand der Gewässer, etwa durch höhere Wassertemperaturen und infolge dessen eine stärkere Ausbreitung von Krankheiten, auf Sauerstoffmangel, Hormone, Antibiotika, Pestizide, Reifenabrieb oder Straßenabwässer etc. zurückzuführen. Hier wäre ein Maßnahmenbündel sinnvoller, so die Artenschutzexpertin. Sie kritisiert auch, dass man den Fischern vermittle, dass sich der Bestand durch die Fischotterentnahmen verbessern werde, das sei aber nicht der Fall.

Entnahmerate bei 10 Prozent

Darüber hinaus bezweifelt der WWF, dass die Entnahme-Verordnungen in Einklang mit der FFH-Richtlinie der EU stehen würden, wonach Ausnahmen vom strengen Schutz nur in Einzelfällen genehmigt werden dürften. Derzeit würde es nicht nur in Oberösterreich, sondern auch in Niederösterreich, Kärnten, Salzburg und der Steiermark Entnahmen geben, "das summiert sich auf 200 Exemplare im Jahr".

Die Entnahmerate des Fischotters in Oberösterreich liege laut Land bei rund zehn Prozent und damit unter der jährlichen Zuwachsrate. Das begleitende von der Universität Graz durchgeführte jährliche Monitoring habe 2023 gegenüber 2021 mehr Losungsfunde ergeben. Daher sei die Entnahmerate von 64 auf 67 erhöht worden.

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10  Kommentare
10  Kommentare
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Hank2705 (729 Kommentare)
am 22.02.2024 11:07

"Kein Nutzen für Fischerei"?
Wovon haben sich denn die 52 entnommenen Tiere ernährt (bei einem Körpergewicht von bis zu 12 kg)? Von Bisamratten und Schnecken?
Man kann den Lesern zur Bekräftigung der eigenen Argumente ja ohnehin jeden Blödsinn verkaufen!

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IreHa (1 Kommentare)
am 22.02.2024 10:53

Fischotter sind goldige Tiere und müssen geschützt werden,NICHT " dezimiert ". Das sinnlose Töten von Tieren ist kriminell.Man kann sie auch in Reservate geben.Oder die private Haltung von Ottern genehmigen,so wie in vielen asiatischen Ländern bereits üblich !!

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nichtschonwieder (8.990 Kommentare)
am 22.02.2024 10:34

Weg mit zu vielen Fischottern!
Bringen nur Schaden und keinen Nutzen.

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Gue34 (341 Kommentare)
am 22.02.2024 21:48

Weg mit den Menschen bringen nur Schaden und keinen nutzen.

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HumanBeing (2.148 Kommentare)
am 21.02.2024 21:52

Es ist ein Zeichen der menschlichen Dekadenz, wenn das Töten von Tieren als "Entnahme" geschönt wird.

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( Kommentare)
am 21.02.2024 20:22

Um den Otter gibts schliesslich keinen Trophäenkult, also ist er nix wert. Weg damit.
Wenns aber um Schalenwild geht, dann siehts bei der Entnahme deutlich restrektiver aus.
Man merke: erst wenn zig-Millionen im Spiel sind, dann kann/darf man sein Eigentum Mischwald einzäunen.
Beim Otter aber habens Hemmungen die Farmfische sicher vorm Verbiss zu bewahren.

Nur primitive Geister greifen sofort zum Schlachthaken.
Ist ja viel einfacher als Biodiversität zu verstehen.

'Sauberer Strom' sei Dank, der grosse Lebens-wuchernde Fluss ist vernichtet.
Schuld am Fisch-Sterben haben natürlich die anderen ...

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edith1966 (836 Kommentare)
am 21.02.2024 18:01

Die Betreiber von Zuchtteichen sehen das mit Sicherheit anders wenn die Fischreste in der Wiese herumliegen

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vinzenz2015 (49.113 Kommentare)
am 21.02.2024 18:19

Nicht nur Fischzüchter, auch Lizenzinhaber von kleinen Bächen können die zer-bzw. angebissenen Kadaver dokumentieren!

Wenn der natürliche Fressfeind der Otter fehlt, dann ist das biologische Gleichgewicht gestört!
Dan MUSS die Jagd eingreifen!

Die unberührte Natur gibts bei uns schon lange nicht mehr!!

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hasta (3.009 Kommentare)
am 21.02.2024 17:31

Vermutlich wurden zu wenige Fischotter entnommen, daher konnte sich der Fischbestand nicht verbessern.

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NeujahrsUNgluecksschweinchen (30.240 Kommentare)
am 21.02.2024 16:14

Fischotter - der Wolf im Bach.

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